Bundesfamilienministerin Giffey besucht Caritas-Seniorenheim

An der Pflegefront

In der Pflegebranche fehlen tausende Fachkräfte. Ein Thema, das die Bundespolitik schnell angehen will. Bundesfamilienministerin Giffey setzte bei dem Besuch eines Caritas-Seniorenheims erste Zeichen.

Autor/in:
Benjamin Lassiwe
"Pflege ist mehr als ein Beruf" / © Harald Oppitz (KNA)
"Pflege ist mehr als ein Beruf" / © Harald Oppitz ( KNA )

"Sie sind alle Goldstaub", sagt Franziska Giffey. "Denn von ihnen gibt es nicht sehr viele." Die neue SPD-Bundesfamilienministerin steht an einem Rednerpult im großen Saal des Veltener St. Elisabeth-Seniorenzentrums. An den Tischen vor ihr sitzen Bewohner, aber vor allem Auszubildende und Mitarbeiter.

Kurz nach der Übernahme ihres Amtes ist die 39-Jährige nach Brandenburg gefahren, um sich über die Situation der Mitarbeiter in der Pflege zu informieren. "Wenn man gute Politik machen will, beginnt das mit dem Betrachten der Wirklichkeit", sagt Giffey. "Dann muss man rausgehen und zuhören."

Pflegeausbildung modernisieren

Den Saal hat sie in Velten schnell auf ihrer Seite. Während Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) eher nüchtern referiert, bezieht Giffey ihre Zuhörer mit ein. Ihren Staatssekretär Stefan Zierke (SPD) lässt sie für eine kurze Begrüßung gar aufstehen: "Der ist ein Uckermärker, der kennt sich aus!" Brandenburg sei ja auch ihre persönliche Heimat, betont die aus Frankfurt (Oder) stammende Ministerin. "Ich finde es gut, wenn der städtische und der ländliche Raum verbunden sind."

Immerhin waren es auch Woidke und die Brandenburger SPD, die sich in Berlin dafür eingesetzt hatten, dass Giffey auf dem Ost-Ticket ins Bundeskabinett berufen wurde. Kurz vor der Bekanntgabe als Ministerin war die frühere Bezirksbürgermeisterin von Berlin-Neukölln noch zu Gast auf einer Klausur der Brandenburger SPD. "Es war die richtige Entscheidung, schnell nach Brandenburg zu kommen", sagt Woidke.

Anschließend betonen beide SPD-Politiker, wie wichtig es ist, die Pflegeausbildung zu modernisieren. "Menschen zu pflegen ist ein verantwortungsvoller Beruf, der viel Wertschätzung und Anerkennung verdient", sagt Giffey. Ältere Menschen bräuchten ein gutes, sicheres und selbstbestimmtes Leben. Die Ministerin begrüßt, dass die Koalition das Schulgeld für Ausbildungen in der Pflege abschaffen will. Zudem sollen über ein Sofortprogramm 8.000 neue Fachkräfte eingestellt werden "Es braucht eine Aufwertung des Pflegeberufs."

Und auch Woidke bekräftigt, das Land stehe gerade im Pflegebereich vor "riesengroßen Herausforderungen". Man müsse deswegen über die Attraktivität des Pflegeberufs reden. "Die Menschen müssen angemessen und gut bezahlt werden", sagt Woidke. "Die Arbeitsbedingungen müssen gute Arbeitsbedingungen werden."

Pflegekräfte beklagen Überlastung

Dass diese Arbeitsbedingungen nicht immer gut sind, machen Pfleger und Pflegeschüler der Caritas im Gespräch mit den Politikern deutlich. "Ich wünsche mir mehr Zeit für die Bewohner", sagt etwa Roxy Hilprecht, die im dritten Lehrjahr im St. Elisabeth-Stift ausgebildet wird. "Nicht nur für die Grundpflege, sondern auch für den Aufbau von Beziehungen."

Und Eva Hentze, die im vergangenen Jahr ihre Abschlussprüfung als Pflegefachkraft bestanden hatte, erzählt: "Es sind alle überlastet, das ist einfach so in der Pflege." Es gebe zu wenig Zeit für die Bewohner. "Die Leute sterben, ohne dass sie uns ihre Geschichten erzählen konnten." Und auch in der Ausbildung käme mancher praktische Inhalt zu kurz, weil die Ausbilder oft selbst bis über den Kopf in Arbeit steckten.

Giffey, Zierke und Woidke hören den Pflegekräften aufmerksam zu. "Ich will die Chance nutzen, mich in der neuen Funktion um die Dinge kümmern zu können", sagt Giffey. "Denn das, was wir tun, muss am Ende auch bei den Menschen ankommen - und wenn das nicht geschieht, haben wir ein ernsthaftes Problem."


Familienministerin Giffey besucht Pflegeheim / © Christophe Gateau (dpa)
Familienministerin Giffey besucht Pflegeheim / © Christophe Gateau ( dpa )
Quelle:
KNA