Helfer können in Ost-Ghuta kaum noch medizinisch unterstützen

Humanitäre Krise

Die medizinische Versorgung der Menschen in Ost-Ghuta ist laut Ärzte ohne Grenzen kaum noch möglich. Die syrische Armee ist indes in eines der letzten Rebellengebiete der Region eingerückt.

Syrisches Kind in Ost-Ghuta inmitten von Trümmern / © Samer Bouidani (dpa)
Syrisches Kind in Ost-Ghuta inmitten von Trümmern / © Samer Bouidani ( dpa )

In Ost-Ghuta sind die Menschen fast vollständig von medizinischer Hilfe abgeschnitten. Vor einer Woche hätten noch 20 Einrichtungen die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen unterstützt, nun sei es nur noch eine. "Die Heftigkeit des Krieges in Ost-Ghuta führt uns an die Grenzen unserer Hilfsmöglichkeiten", sagte die Landeskoordinatorin für Syrien, Lorena Bilbao, am Samstag in Berlin. Da die Frontlinien sich verschoben hätten, seien Krankenhäuser und medizinische Einrichtungen evakuiert worden und das Personal sei geflohen.

Durch das Bombardement und das schnelle militärische Vorrücken bleibe nicht genug Zeit, um die medizinische Ausrüstung in die verbliebenen Einrichtungen in den belagerten Gebieten zu bringen. Dort würde sie jedoch dringend benötigt, da die syrische Regierung nur wenig oder gar keinen medizinischen Nachschub durchlasse, so Ärzte ohne Grenzen.

Zahlen über Tote und Verletzte können die Helfer nur für den Zeitraum bis Anfang März nennen. Demnach wurden innerhalb von zwei Wochen mehr als 1.120 Menschen getötet und mehr als 5.600 verletzt. Die tatsächlichen Zahlen dürften laut der Organisation jedoch weitaus höher liegen, da nur zehn Einrichtungen Zahlen übermitteln konnten. Seit dem 5. März sei die Lage deutlich unübersichtlicher, so dass keine verlässlichen Informationen mehr vorlägen.

Syrische Armee rückt in weiteres Rebellengebiet ein

Am Freitagabend hatten nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte bereits die letzten Kämpfer der radikalen Rebellengruppe Ahrar al-Scham das östlich von Damaskus gelegene Harasta verlassen.

Damit kontrolliert die Armee insgesamt etwa 90 Prozent der seit 2013 belagerten Region Ost-Ghuta nahe der Hauptstadt Damaskus. Aus syrischen Militärkreisen hieß es, mehr als 1000 Aufständische seien mit ihren Familien abgezogen. Die Region erlebt seit mehr als einem Monat die schwersten Angriffe von Regierungstruppen seit Beginn des Bürgerkriegs vor rund sieben Jahren. Dabei sind nach Angaben der Beobachtungsstelle mehr als 1600 Zivilisten ums Leben gekommen.

Die Rebellen aus Harasta erreichten den Menschenrechtlern zufolge am Samstag mit Bussen den von Aufständischen kontrollierten Nordwesten des Bürgerkriegslandes. Es handele sich geschätzt um 4700 Menschen, die Harasta in den vergangenen Tagen verlassen hätten.

Regierungsgegner kontrollieren nur noch zwei voneinander getrennte kleinere Zonen in Ost-Ghuta. Nach dem Abkommen mit Ahrar al-Scham einigte sich Syriens Armee am Freitag unter Vermittlung Russlands auch mit der islamistischen Miliz Failak al-Rahman auf einen Abzug aus einer der beiden Zonen. Den Rebellen bliebe dann künftig nur noch ein kleines Gebiet im Norden Ost-Ghutas.


Quelle:
KNA , dpa