Wie es ist, sein Leben mit einem Hund zu teilen

Tierisch gut befreundet

Nina und Erna gibt es meist im Doppelpack. Nina ist eine aparte Karrierefrau Anfang 40, Erna eine bildschöne Jagdhündin. Seit acht Jahren leben sie unter einem Dach, ein Leben ohne das Tier kann sich Nina nicht mehr vorstellen.

Unzertrennliche Freundinnen Erna und Nina (privat)
Unzertrennliche Freundinnen Erna und Nina / ( privat )

Auch wenn sie schon seit einiger Zeit keinen Partner hat: Als Beziehungs- oder gar Kinderersatz sieht Nina ihren kleinen Münsterländer absolut nicht. Aber was ist ihr Erna dann? Eine Freundin? Die Juristin muss kurz nachdenken, bevor sie antwortet: "Wenn wir Freundschaft an gemeinsamen Erlebnissen, an gemeinsam verbrachter Zeit festmachen, ist Erna definitiv eine Freundin!" 

Es klinge vielleicht banal, fährt Nina fort, aber in der Freundschaft zu ihrem Hund sei Beständigkeit ein wichtiger Faktor. "Ich nehme Erna mit ins Büro und komme mit ihr nach Hause." Auf jeden Fall sei es schöner, die Wohnung mit einem lebenden Wesen zu teilen; einer Hündin, die sich sichtbar freut, wenn Frauchen kommt, ihr auf Schritt und Tritt folgt. 

Eigentlich hat Nina kein Problem damit, auch mal alleine zu sein. Sie hat einen ebenso erfüllenden wie fordernden Job, einen großen Freundeskreis und enge Beziehungen zu Familie und Kollegen. Da tun Kommunikationspausen zu Abwechslung durchaus mal ganz gut; mit dem Hund an ihrer Seite kann sie die im Alltag aber einfach besser, genießen sagt Nina.   

Weiterer Pluspunkt ihrer tierisch guten Freundschaft: Dass der Hund sein  Frauchen zur Disziplin zwingt. Gerade an Wochenenden empfindet Nina das schon mal als hilfreiche Motivationshilfe, um nicht in Lethargie zu versinken: "Du kannst nicht einfach den ganzen Tag 'Game of Thrones gucken'. Der Hund muss raus!"

Sie selbst geht drei Mal am Tag mit Erna spazieren, ganz egal, ob es regnet, schneit oder die Sonne scheint. Das gibt Rhythmus und Struktur – und tut einfach gut, so Ninas Erfahrung. Außerdem komme sie auf den Streifzügen immer leicht ins Gespräch mit anderen Hundebesitzern.

Dass sie einen Jagd- und keinen Schoßhund hat,  bringt Nina gerade auch mit Männern in Kontakt. "Erna ist einfach ein Männer-Hund – und in diesem Sinne eine echte Kennenlern-Maschine", meint Nina und lacht. Das sei doch durchaus romantischer, als auf Online-Partnerschafts-Börsen sein Glück zu versuchen. Eines allerdings steht für die Juristin fest: Verlieben könnte sie sich in einen potenziellen Partner nur dann, wenn der Hunde mag. "Ein Hundehasser ist für mich Tabu; Erna geht vor!"

Ninas Freunde und Familie haben sich längst dran gewöhnt, dass sie meist mit ihrem Münsterländer im Schlepptau auftaucht. Was sie selbst stört: Wenn sie sich mit dem Klischee "komische allein stehende Frau mit Tier" konfrontiert sieht. Wer sie etwas näher kennt, weiß, dass Nina nicht nur überaus kommunikativ, sondern auch im Freundes- und Kollegenkreis sehr beliebt ist. Manchmal aber geben ihr Gespräche im Erstkontakt zu denken, Gespräche wie "Hallo, Frau Aselmann, wie geht’s Ihrem Mann?" - "Ich bin nicht verheiratet." - "Ach so, Sie leben alleine... Ist das nicht manchmal einsam?" – "Nein, ich habe einen Hund!" -"Ach so!"  -  Da verspüre sie manchmal den Impuls zu erklären, wie es in Wirklichkeit ist. "Aber diesen Impuls schlucke ich meist einfach runter", sagt Nina und streckt  Erna die Hand hin. Darauf liegt ein Leckerli.


Quelle:
DR