Katholiken in Italien machen Vorschläge für Migrationspolitik

"Wie soll Italien in zehn Jahren aussehen?"

In Italien haben sich katholische Organisationen mit sieben Vorschlägen zur Migrations- und Flüchtlingspolitik zu Wort gemeldet. Sie könnten das Öl sein, das den italienischen Wahlkampf zusätzlich anheizt.

Gerettete Flüchtlinge in Italien (dpa)
Gerettete Flüchtlinge in Italien / ( dpa )

Auf der Agenda stehen eine Reform der Einbürgerungsgesetze, verschiedene legale Einreisewege, mehr dezentrale Verteilung sowie politische Beteiligung von Migranten. Gedacht sind die am Donnerstag vorgestellten Punkte vor allem als Anfrage an die Kandidaten für die Parlamentswahlen am 4. März. "Wir sind sehr sehr besorgt um den sozialen Zusammenhalt in unserem Land", warnt Virginio Colmegno von der Stiftung "Casa della Carita".

"Keine Besteuerung ohne Beteiligung"

Es gelte, legitime Ängste auf allen Seiten ernst zu nehmen; gleichzeitig müsse man das herrschende "Wir-gegen-die"– Gefühl bekämpfen. Gegen Hetze und falsche Darstellungen im Wahlkampf gelte es, besonnen und fundiert zu argumentieren und miteinander zu sprechen. In Italien lebten viele De-facto-Italiener, denen aber Staatsangehörigkeit und politische Beteiligung verwehrt blieben.

Matteo Truffelli von der Katholischen Aktion Italien erinnerte an das Prinzip "keine Besteuerung ohne Beteiligung". Eine Reform des Einbürgerungsrechts sei überfällig. Zudem sei die politisch motivierte Unterscheidung zwischen Asylsuchenden und "Wirtschaftsflüchtlingen" schwierig und "wirkungslos".

Sant'Egidio: Einreisemöglichkeiten öffnen

"Die katholische Gemeinschaft Sant'Egidio forderte, seit Jahren geschlossene reguläre Einreisemöglichkeiten müssten wieder geöffnet werden. Das mindere eine gefährliche illegale Einreise sowie illegale Aufenthalte mit ihren gravierenden Folgen, so Daniela Pompei. Auch müssten irreguläre Einwanderer ihren Status leichter klären können. Dazu gebe es Modelle in Spanien und Deutschland. Schließlich könne die Politik und andere von den vielen guten - aber auch negativen - Erfahrungen profitieren, die man seit Jahren in der eigenen Arbeit gemacht habe.

Die biblische Botschaft sowie die Appelle des Papstes seien der Hintergrund, vor dem man seine Vorschläge ausbreite, betonten Vertreter der insgesamt 19 katholischen Ordensgemeinschaften und Organisationen wie Caritas oder Pax Christi. Insgesamt gehe es auch nicht nur um Einwanderung. "Wir fragen: Wie soll Italien in zehn bis zwanzig Jahren aussehen - verschlossen, rückwärtsgewandt, ideenlos oder offen und die Zukunft kreativ gestaltend?", so Truffelli.


Quelle:
KNA