Unicef-Report: Mehr Bildung für Kinder in Konfliktregionen nötig

Mehr als ein Ort zum Lernen

Millionen von Kindern haben keine Chance auf Bildung: Allein in 24 Konfliktländern gehen 27 Millionen Mädchen und Jungen derzeit nicht zur Schule. Das steht im Unicef-Report "Die Chance auf Bildung", den das Kinderhilfswerk am Freitag vorstellte. 

Grundschule in Malawi / © Govati Nyirenda/GPE (dpa)
Grundschule in Malawi / © Govati Nyirenda/GPE ( dpa )

Diese Entwicklung gefährde nicht nur die Zukunft der betroffenen Kinder, sondern auch die Aussichten auf eine Rückkehr zum Frieden, hieß es. Krieg und Gewalt seien heute neben Armut und Unterentwicklung "die größten Feinde der Bildung", erklärte Unicef-Schirmherrin Elke Büdenbender. Der Vorsitzende von Unicef Deutschland, Jürgen Heraeus, unterstrich das Recht jeden Kindes auf Bildung. "Kein Land kann es sich leisten, dass ein großer Teil der jungen Menschen von Bildung und damit von Chancen und Verdienstmöglichkeiten ausgeschlossen bleibt."

Weltweit haben laut Unesco-Weltbildungsbericht 264 Millionen Kinder und Jugendliche keinen Zugang zu Bildung. In Krisenzeiten, etwa während Konflikten oder in Folge von Naturkatastrophen, steige die Gefahr, dass Kinder nicht zur Schule gehen könnten, so Unicef. Jedes vierte Kind, das nicht zur Schule geht, lebt demnach in einer Krisenregion. Für Mädchen in Konfliktgebieten sei die Wahrscheinlichkeit, dass sie nicht zur Schule gingen, 2,5 Mal so groß wie für Jungen.

Schulen immer häufiger Ziel von Gewalt

Für Kinder in Konfliktgebieten sei die Schule allerdings mehr als ein Ort zum Lernen, so die Helfer. Schulunterricht gebe ihnen wegen eines geregelten Alltags auch Halt und Sicherheit. Zudem sei Schule der beste Schutz vor Frühehen, Ausbeutung oder Rekrutierung zum Kindersoldaten. Gefährliche Schulwege, Flucht und Vertreibung, fehlende Lehrer oder wirtschaftliche Not führten dazu, dass Kinder nicht lernen könnten.

Hinzu kommt nach Angaben der Hilfsorganisation, dass Schulen immer häufiger Zielscheibe von Gewalt werden. So seien im vergangenen Jahr in der Region Kasai in der Demokratischen Republik Kongo rund 400 Schulen angegriffen worden. Mindestens 1.600 Schulen im Jemen seien ganz oder teilweise zerstört, im Nordosten Nigerias etwa 1.400 Schulen. In fast 300 Fällen seien Schulen im Südsudan angegriffen oder für militärische Zwecke missbraucht worden. In Syrien sei fast jede dritte Schule außer Betrieb. Unicef dokumentiert nach eigenen Angaben solche Vorfälle, die als schwere Menschenrechtsverletzung gegen Kinder eingestuft werden.

Unicef will viel Geld in Bildung investieren

Die Hilfsorganisation kündigte an, im laufenden Jahr ein Viertel ihres weltweiten Nothilfe-Budgets für Bildungsprogramme in Krisenländern zu investieren. Damit sollten fast neun Millionen Kinder die Chance zum Lernen erhalten. In den kommenden vier Jahren solle jährlich eine Milliarde US-Dollar in Bildungsprogramme fließen.

Teils brauche es ungewöhnliche Lösungen wie Fernlernprogramme oder Radio-Lernprogramme, so Unicef. Zudem gelte es, in Flüchtlingscamps und informellen Siedlungen weltweit Notschulen sowie Kinder- und Jugendzentren einzurichten.


Quelle:
KNA