Ausblick auf die Arbeit der katholischen Hilfswerke im Jahr 2018

Weltweite Unterstützung

Sie stellen die Unterstützung von Benachteiligten und Bedürftigen weltweit in den Mittelpunkt ihrer Arbeit: die katholischen Hilfswerke. Welche Ziele haben sie für das Jahr 2018 und worauf richtet sich ihr Fokus? Ein Überblick.

 (DR)

Adveniat nimmt im neuen Jahr Kolumbien in den Blick. Das Lateinamerika-Hilfswerk hat in den vergangenen Jahren die Arbeit der kirchlichen Versöhnungskommission mitfinanziert, die zum Erfolg der Friedensgespräche zwischen Regierung und der größten Rebellengruppe, der FARC, beigetragen hat.

Die bundesweite Adveniat-Weihnachtsaktion steht 2018 unter dem Motto "Chancen geben - Jugend will Verantwortung". Mit der Kirche vor Ort will Adveniat benachteiligten Jugendlichen die Chance geben, ihre Träume, wie eine weitere Schulbildung oder ein Studium, zu verwirklichen. Die Eröffnung der Weihnachtsaktion der katholischen Kirche findet am 1. Advent gemeinsam mit dem Bistum Limburg statt.

Damit schließt sich die Adveniat-Weihnachtsaktion unter dem Motto "Chancen geben - Jugend will Verantwortung" an die Jugendsynode im Vatikan an und bietet einen Vorgeschmack auf den Weltjugendtag im Januar 2019 in Panama.

Bonifatiuswerk: Wurzel des Glaubens

Als "Hilfswerk für den Glauben" unterstützt das Bonifatiuswerk katholische Christen in Deutschland, Nordeuropa sowie in Estland und Lettland in ihrem Auftrag, den christlichen Glauben an Gott in die Welt zu tragen. Zugleich wolle es in Projekten und Aktionen zeigen, wie ein Wachhalten der Gottesfrage, des christlichen Glaubens und eines katholischen Profils in der Gesellschaft spürbar gelingen könne.

Daher richtet das Hilfswerk seine Diaspora-Aktion im neuen Jahr auf Jesus Christus als Wurzel des Glaubens. Das Leitwort "Keiner soll alleine glauben. Unsere Identität: Christus bezeugen" weist nach Einschätzung des Hilfswerks auf konkrete Formen des Zeugnisses hin.

Diese könnten gleichermaßen die Tauf-, Firm- und Trauzeugenschaft sowie die Weitergabe des Glaubens in Familien oder anderen Gruppen sein. Zudem hat das Werk nach eigenen Angaben die Zusage von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) erhalten, das Europäische Kulturerbejahr 2018 durch zahlreiche Initiativen mitgestalten zu dürfen.

Caritas international: Vergessene Krisenherde

Für Caritas international geht die Arbeit im neuen Jahr nahtlos weiter. Weltweit engagiert sich das Hilfswerk in Krisengebieten, darunter in vielen, die oft vergessen werden. Rund 700 Hilfsprojekte für alte, kranke und behinderte Menschen, Kinder sowie Opfer von Katastrophen will Caritas international im neuen Jahr unterstützen. Dabei verdienen nach Ansicht des internationalen Hilfswerks, dessen deutsche Sektion in Freiburg sitzt, vier Konfliktherde dieser Welt besondere Aufmerksamkeit. 

Im Südsudan - einer vergessenen Krisenregion - spitzt sich die Lage weiter zu. Etwa 1,25 Millionen Menschen stehen laut Caritas international vor einer Hungersnot. Das seien nahezu doppelt so viele wie im Jahr zuvor; etwa die Hälfte der Bevölkerung habe nicht ausreichend Nahrungsmittel zum Überleben.

Ein weiterer Krisenherd, der nach Ansicht von Caritas international noch mehr Beachtung benötigt, liegt in Myanmar und Bangladesch. Die Minderheit der Rohingya flieht seit August 2017 in Massen aus Myanmar in das Nachbarland. Die Menschen seien völlig entkräftet, viele Kleinkinder und Säuglinge seien unterernährt und drei Viertel der Flüchtlinge litten unter Durchfallerkrankungen, so Caritas international.

Auch im Irak zeichnet sich aus Sicht des Hilfswerks keine wirkliche Verbesserung der Lage ab. Der Krieg habe die Bevölkerung schwer gezeichnet. Infolge der Kämpfe zwischen "Islamischem Staat" (IS) und Regierungstruppen hätten bis zu 3,7 Millionen ihre Wohnorte verlassen müssen. Die Menschen hofften, nach der Vertreibung des IS aus zahlreichen Städten, auf eine Atempause im neuen Jahr. 

In Kolumbien wurde mit dem Friedensvertrag der Konflikt zwischen der FARC-Guerilla und der Regierung offiziell beendet. Das Machtvakuum, das durch den Rückzug der FARC entstanden sei, werde jedoch durch bewaffnete Banden ausgefüllt, so Caritas international. Vertreter der Zivilgesellschaft würden aufgrund ihres Engagements zunehmend zur Zielscheibe von gezielten Attentaten - auch Caritas- und Kirchenmitarbeiter. Nichtsdestotrotz unterstützen die katholische Kirche und das Hilfswerk die weiterlaufenden Verhandlungen mit der zweiten Guerilla-Gruppe, der ELN. Hierfür müsse aber der Schutz der Zivilbevölkerung durch den Staat verbessert werden.

Misereor: Sechs Jahrzehnte

Seit 60 Jahren engagiert sich Misereor für Arme und Bedürftige. Im Jubiläumsjahr blickt das Entwicklungshilfswerk auf sein erstes Projekt in Indien zurück. Misereor und die indischen Kirchen greifen hierzu die Frage nach dem guten Leben auf und wollen ihre Botschaften unter dem Motto "Heute schon die Welt verändert?" zwischen Aschermittwoch und Ostern in die Diözesen, Gemeinden und Schulen tragen. Im Fokus der Fastenaktion 2018 steht die Arbeit indischer Partner, die sich für ein gutes Leben insbesondere für Menschen am Rande der Gesellschaft einsetzen. Eröffnet wird die bundesweite Aktion am 18. Februar in München mit einem feierlichen Gottesdienst.

Auch politisch stehen große Aufgaben bevor: Am 13. März stellen Misereor und Caritas dem neuen Bundestag ihre Arbeit vor; Schwerpunkt sind die Themen katholische Entwicklungszusammenarbeit und Nothilfe.

Vom 27. bis zum 29. Mai diskutieren Teilnehmer beim Misereorkongress in Frankfurt Fragen nach der Aufteilung der Welt in Nord und Süd, in Entwicklung und Unterentwicklung. Am 5. und 6. Oktober lädt Misereor zu seiner Jahrestagung in Aachen unter dem Leitgedanken "Viel getan, noch viel zu tun". Der Jahresempfang von Misereor findet am 8. November statt. Auch hier stehen der Rückblick auf 60 Jahre Entwicklungszusammenarbeit sowie Herausforderungen für die Zukunft im Fokus.

missio: Weltmission blickt nach Ostafrika

Das Internationale Katholische Missionswerk missio Aachen und München widmet sich im neuen Jahr dem aufstrebenden afrikanischen Land Äthiopien. Äthiopien steht 2018 im Mittelpunkt des Monats der Weltmission und des Weltmissionssonntags, den das Internationale Katholische Missionswerk missio Aachen und München ausrichten.

missio Aachen eröffnet für Deutschland die weltgrößte katholische Solidaritätsaktion vom 14. bis 16. September in Erfurt, verbunden mit der Bistumswallfahrt des thüringischen Bistums. missio München feiert den Monat der Weltmission schwerpunktmäßig mit der Partnerdiözese Regensburg. Zum Monat der Weltmission reisen im kommenden Herbst rund ein Dutzend Vertreter der katholischen Kirche aus Äthiopien nach Deutschland und berichten über ihre Arbeit.

Rund 43,5 Prozent der etwa 100 Millionen Äthiopier gehören der äthiopisch-orthodoxen Kirche an, rund 0,7 Prozent der katholischen Kirche. Diese werde jedoch wegen ihres gesellschaftlichen und sozialen Engagements, etwa in der Bildung oder der Gesundheitsversorgung, geschätzt, erklärte missio. Äthiopien ist nach Nigeria das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Seine Einwohner gehören mehr als 80 ethnischen Gruppen mit unterschiedlichen Sprachen und Kulturen an.

Renovabis: Brücken zwischen Ost und West

Versöhnung, Verständigung und Brückenbau in Europa, das sind die Kernthemen des katholischen Osteuropa-Hilfswerks Renovabis im Jahr 2018. Unter dem Leitwort "miteinander. versöhnt. leben - Gemeinsam für ein solidarisches Europa!" richtet das Osteuropa-Hilfswerk Renovabis im neuen Jahr den Blick gleichermaßen nach Osten wie nach Westen. Zum 25-jährigen Bestehen des Hilfswerks sollen nicht nur Fragen der Aufarbeitung, der oft gewaltbelasteten Vergangenheit in Mittel-, Ost- und Südosteuropa angesprochen werden. Es sollen auch aktuelle Konflikt-Szenarien und die im Zuge der Flüchtlingskrise immer deutlicher gewordenen Kommunikationsprobleme zwischen Ost und West thematisiert werden.

Mit dem Jahresthema 2018 möchte Renovabis für gewaltbelastete Vergangenheit und ihre Folgen, für aktuelle Konflikte und für Verständigungsprobleme in Europa sensibilisieren - und zwar sowohl im Blick auf die Partnerländer als auch auf die deutsche Gesellschaft.

Es gehe darum, mit den Partnern vor Ort Begegnung, Verständigung und Versöhnung im Osten Europas sowie zwischen Ost und West zu fördern, so das Hilfswerk. Insbesondere im Rahmen der bundesweiten Renovabis-Pfingstaktion wolle man diese Anliegen vermitteln. Eröffnet wird die Aktion am 22. April im Bistum Rottenburg-Stuttgart im Rahmen eines Festgottesdienstes. Der Abschluss ist am 20. Mai in Heiligenstadt im Bistum Erfurt. 

Renovabis wird dabei mit Projektpartnern aus Osteuropa bei zahlreichen Veranstaltungen in Schulen, Pfarreien und Gemeinden unterwegs sein. Die Pfingstaktion endet am Pfingstsonntag mit der Kollekte in allen katholischen Gottesdiensten in Deutschland für die Renovabis-Projektarbeit. Am 26. und 27. September organisiert das Hilfswerk den 22. Internationalen Renovabis-Kongress mit dem Thema "Erinnern - Aufarbeiten - Verständigen. Der lange Weg zur Aussöhnung in Europa", der erstmals in Berlin stattfindet. Für den Tag danach (28. September) ist ein Festakt zum 25-jährigen Gründungsjubiläum geplant. 

Renovabis ist die Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa. Das Hilfswerk mit Sitz in Freising unterstützt Projekte zur Erneuerung des kirchlichen und gesellschaftlichen Lebens in den ehemals kommunistischen Ländern. Im Jahr 2017 konnte Renovabis rund 29 Millionen Euro bewilligen und damit nach eigenen Angaben 694 Projekte in osteuropäischen Partnerländern unterstützen.

Jubiläum für Sternsinger

Bereits zum 60. Mal ziehen zum Jahresbeginn die Sternsinger in ganz Deutschland von Haus zu Haus. Die Jubiläumsaktion 2018 steht unter dem Leitwort "Segen bringen, Segen sein. Gemeinsam gegen Kinderarbeit - in Indien und weltweit!". Die Eröffnung hat am 29. Dezember in Trier stattgefunden.

Träger der alljährlichen Aktion Dreikönigssingen sind das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), der Dachverband vieler katholischer Jugendorganisationen. Bei der letzten Aktion Dreikönigssingen waren laut Kindermissionswerk bundesweit 300.000 Sternsinger und 90.000 jugendliche und erwachsene Begleitende in Deutschland unterwegs. Es wurden etwa 46,8 Millionen Euro gesammelt - rund 550.000 Euro mehr als im Jahr zuvor.

Insgesamt wurden seit Beginn der weltweit größten Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder im Jahr 1959 rund 1,04 Milliarden Euro gesammelt. Damit wurden rund 71.700 Projekte in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa unterstützt.


Quelle:
KNA