Bernd Schinzel von Kölner Tierheim über Tiere als Weihnachtsgeschenk

"Die Idee an sich ist nicht schlecht"

Ooohh, wie süß – ein Hundebaby mit Knopfaugen unterm Tannenbaum. Viele Kinder wünschen sich ein Haustier zu Weihnachten. Unter welchen Voraussetzungen dies gelingen kann, erläutert Bernd Schinzel, Leiter des Köln-Dellbrücker Tierheims.

 (DR)

DOMRADIO.DE: Eigentlich heißt es immer "Schenkt euren Kindern bloß keine Tiere." Ist es denn so, dass Tiere, die zu Weihnachten verschenkt wurden, bei ihnen nach der Weihnachtszeit wieder im Tierheim landen?

Schinzel: Nach der Weihnachtszeit bekommen wir seit einiger Zeit nicht mehr so viele Tiere – nicht mehr so stark wie früher. Ich schaue jetzt auf 30 jahre Tierheim Köln-Dellbrück zurück. Tiere zu verschenken war in den 1980-er und 1990-er Jahren ein ganz schlimmer Trend. In den letzten Jahren nimmt dieser Trend ab, aber man merkt immer noch, dass sehr viele Menschen kommen und nach Geschenken für die Kinder fragen.

Wir bieten den Leuten an, regelmäßig zu uns zu kommen und sich Hunde anzuschauen. Wir möchten aber immer gerne das zu beschenkende Kind kennenlernen und den Kontakt zwischen dem Tier und dem Kind sehen. Und wir geben die Tiere nicht für Weihnachten ab, sondern erst nach den Festtagen, wenn Ruhe eingekehrt ist. 

DOMRADIO.DE: Das heißt Sie sagen nicht grundsätzlich "Nein", wenn jemand kommt und seinem Kind einen Hund zum neuen Jahr schenken möchte?

Schinzel: Wir sagen auf jeden Fall, das wir es nicht zu den Feiertagen machen. Die Idee an sich ist ja nicht schlecht. Tiere sind gut und wichtig und Kinder können durch sie lernen, Verantwortung zu tragen. Natürlich sind letztlich die Erziehungsberechtigen immer diejenigen, die die Verantwortung übernehmen und auch umsetzen, wenn das Interesse bei den Kindern bald nicht mehr da ist.

DOMRADIO.DE: Was bedeutet es denn für die Tiere, wenn sie in eine neue Familie kommen?

Schinzel: Für die Tiere ist es wahrscheinlich ein absoluter Kulturschock. Ich weiß, dass im Moment sehr viele Tiere übers Internet verkauft werden. Das ist in den letzten Jahren zu einem großen Problem geworden. Im Internet tummeln sich unheimlich viele illegale Welpenhändler, die etwa Hundewelpen aus Osteuropa verkaufen, die nicht selten krank sind und gefälschte Impfpässe haben. Die Tiere sind nicht selten stark verwurmt und werden schnell krank. Wenn so ein Tier unterm Weihnachtsbaum sitzt?

Wenn ich mich in das Wesen eines solchen Tieres hineinversetze und versuche mit vorzustellen, wie auf einmal quietschend kleine Menschen auf mich zugelaufen kommen und um mich herum nur Trubel, Weihnachtskugel und euphorische Stimmung herrscht: Das Tier versteht die Situation nicht und empfindet es als sehr stressig.

Ich kann wirklich nur jedem, der ein Tier anschaffen will, ans Herz legen es wohlüberlegt zu tun; mit Zeit und Ruhe und wenn der Trubel der Feiertage - auch Silvester - vorbei ist. 

Das Gespräch führte Renardo Schlegelmilch.


Quelle:
DR