Polen schafft schrittweise Sonntagsöffnung ab

"Schritt in die richtige Richtung"

Sonntägliches shoppen ist in Polen - bis auf wenige Ausnahmen - bald nicht mehr möglich. Für die katholische Kirche geht das Verbot nicht weit genug. Sie wollen, dass die Geschäfte jeden Sonntag geschlossen bleiben.

Mehr verkaufsoffene Sonntage in Münster? / © Franziska Kraufmann (dpa)
Mehr verkaufsoffene Sonntage in Münster? / © Franziska Kraufmann ( dpa )

Sonntags einkaufen zu gehen, ist in Polen bald nicht mehr angesagt. Nach dem Sejm stimmte am späten Freitagabend auch die zweite Parlamentskammer, der Senat, für die Abschaffung des Sonntags-Shoppings in drei Schritten. Ab März dürfen Einkaufszentren und Supermärkte nur noch am ersten und letzten Sonntag im Monat aufmachen, ab Januar 2019 nur noch am letzten.

Von 2020 an müssen sie sonntags geschlossen bleiben - mit Ausnahme der zwei Sonntage vor Weihnachten, des Sonntags vor Ostern und jeweils der letzten Sonntage im Januar, April, Juni und September. Zudem dürfen Geschäfte an Heiligabend und Karsamstag nur noch bis 14 Uhr öffnen. Der Senat beschloss das von ihm leicht veränderte Gesetz mit 62 gegen 22 Stimmen. 

Kirche noch nicht zufrieden

Besonders Polens Shopping-Malls sind bislang am Sonntag gut besucht. Nur an gesetzlichen Feiertagen mussten sie bereits - ebenso wie Supermärkte - geschlossen bleiben. Die Gewerkschaft Solidarnosc (Solidarität) kritisiert an dem Gesetz, dass es den Online-Handel am Sonntag erlaube. Verkaufen dürfen unter anderem auch kleine Familienbetriebe, Souvenirläden, Tankstellen sowie Geschäfte an Bahnhöfen und Flughäfen. Die liberale Opposition kritisiert, dass das Ladenschlussgesetz Arbeitsplätze koste.

Der katholischen Kirche in Polen geht die beschlossene Einschränkung für Sonntagsverkäufe nicht weit genug. Sie sei ein "Schritt in die richtige Richtung", aber für die Kirche "nicht zufriedenstellend", sagte der Erzbischof von Kattowitz, Wiktor Skworz. Jeder Sonntag solle ein arbeitsfreier Tag sein.

Solidarnosc hat mitgemischt

Die Solidarnosc hatte 2016 mit Unterstützung der Kirche mehr als eine halbe Million Unterschriften für ein sofortiges, fast völliges Verbot des Sonntagshandels gesammelt. Auf Grundlage der Volksinitiative der Gewerkschaft schrieb die rechtskonservative Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) das Ladenschlussgesetz, machte allerdings einige Abstriche bei der Sonntagsruhe.

Ungarn hatte 2015 die Sonntagsöffnung von Geschäften verboten. Nach Protesten gegen das Ladenschlussgesetz hob das Parlament es 2016 wieder auf. Seither dürfen alle Geschäfte auch sonntags wieder uneingeschränkt öffnen.


Quelle:
KNA