Studie: Verschuldete Familien oft von Strom-Abstellung betroffen

"Beschämend"

Über 330.000 Haushalten wird jährlich der Strom gesperrt, weil sie ihre Rechnungen nicht zahlen. Sechs Millionen Menschen wurde im vergangenen Jahr damit gedroht, so die Caritas. Das sei "beschämend", so der Präsident.

Wenn der Strom gesperrt wird  / © Julian Stratenschulte (dpa)
Wenn der Strom gesperrt wird / © Julian Stratenschulte ( dpa )

Sechs Millionen Menschen ist nach Angaben der Caritas im vergangenen Jahr in Deutschland mit Stromabschaltungen gedroht worden. Tatsächlich abgestellt wurde der Strom rund 330.000 zahlungsunfähigen Haushalten, wie der katholische Wohlfahrtsverband am Montag in Berlin mitteilte. Nach der vom Caritasverband und dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erstellten Studie waren vor allem Hartz-IV-Bezieher und Familien mit Kindern von Stromsperren betroffen. Caritas-Präsident Peter Neher nannte es "beschämend", wenn Menschen in Deutschland der Strom abgestellt werde.

Besonders wahrscheinlich werden der Untersuchung zufolge Sperrandrohungen und Stromsperren, wenn Haushalte bereits anderen Gläubigern gegenüber Schulden haben, etwa durch Kreditkäufe von Autos und Möbeln oder durch Mietschulden. Vor allem Menschen mit geringer Bildung und Alleinstehenden gelinge es schlecht, eine drohende Sperrung des Stroms zu verhindern. Ohne Strom auskommen zu müssen, sei insbesondere hart für Haushalte, in denen alte, kranke und behinderte Menschen, Schwangere und minderjährige Kinder leben.

In gewissen Fällen von Energiesperren absehen

Neher forderte den Gesetzgeber auf, die rechtlichen Regelungen zur Stromversorgung zu überprüfen. An Energieversorger appellierte er, von Energiesperren abzusehen, wenn eine tragfähige Lösung für die Regulierung des Zahlungsrückstands gefunden worden sei und laufende Abschläge vollständig gezahlt werden.

Die Caritas unterstützt mit dem Projekt "Stromspar-Check" die Bezieher von Niedrigeinkommen dabei, ihren Stromverbrauch zu reduzieren und Stromkosten zu sparen. Im Mittelpunkt des Stromspar-Checks stehen eine Energiesparberatung sowie die kostenlose Installation von Energiespartechnik.


Caritas-Präsident Peter Neher im Gespräch / © Harald Oppitz (KNA)
Caritas-Präsident Peter Neher im Gespräch / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
epd