Keine Entwarnung zum Welt-Aids-Tag

"Gefahr noch lange nicht gebannt"

In Sachen Aids kann immer noch keine Entwarnung gegeben werden - auch nicht in Deutschland. Vor allem aidskranken Kindern müsse "uneingeschränkte Solidarität" zuteil werden, fordert missio München anlässlich des Welt-Aids-Tages.

Aids-Schleife als Symbol der Solidarität / © Oliver Berg (dpa)
Aids-Schleife als Symbol der Solidarität / © Oliver Berg ( dpa )

HIV oder Aids dürfe kein Kind um eine selbstbestimmte Zukunft bringen, mahnte der Leiter des internationalen katholischen Hilfswerks in München anlässlich des Welt-Aids-Tags an diesem Freitag.

Er verwies darauf, dass trotz verbesserter medizinischer Behandlungen die Situation in Afrika weiter "verheerend" sei: In den am stärksten betroffenen Sub-Sahara-Staaten lebten rund 26 Millionen HIV-Infizierte. Experten zufolge gibt es dort an die 15 Millionen Aids-Waisen.

"Aids nimmt Millionen Kindern die Eltern, Geschwister oder Großeltern", sagte Huber. Oft seien diese Mädchen und Jungen selbst mit dem Virus infiziert. Sie würden ausgegrenzt, müssten Angehörige pflegen und könnten nicht zur Schule gehen. "Die missio-Partner im südlichen Afrika sorgen mit nachhaltigen Projekten dafür, dass diese Kinder die Chance auf eine gute Zukunft bekommen."

"Gefahr noch lange nicht gebannt"

Die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) mahnt ebenso weitere Anstrengungen bei der Prävention gegen HIV-Infektionen an. "Die Aids-Gefahr ist noch lange nicht gebannt", sagte DSW-Geschäftsführerin Renate Bähr in Hannover. Auch wenn es in den letzten Jahren Fortschritte gegeben habe, müsse deutlich mehr getan werden, um das international vereinbarte Ziel zu erreichen, die Epidemie bis 2030 zu beenden.

Im Jahr 2016 infizierten sich nach DSW-Angaben weltweit fast 5.000 Menschen täglich mit HIV - insgesamt 1,8 Millionen Menschen. Jeder Dritte von ihnen war zwischen 15 und 24 Jahre alt. Besonders betroffen ist Afrika südlich der Sahara: Auf diese Region entfallen zwei Drittel (64 Prozent) aller Neuinfektionen.

Mädchen und junge Frauen seien einem besonders hohen Infektionsrisiko ausgesetzt, so Bähr. Präventionsprogramme wie Aufklärung und Verhütungsangebote müssten sich deshalb gezielt an Mädchen und junge Frauen richten und dringend ausgeweitet werden. Zugleich brauchten sie einen besseren Schutz vor sexueller Gewalt. Unerlässlich seien zudem mehr Investitionen in die Forschung und Entwicklung neuer Präventionsmethoden wie Aids-Impfstoffe und Mikrobizide. "Deutschland sollte dabei eine Vorreiterrolle übernehmen", forderte Bähr.

Unicef kritisiert "Nachlässigkeit" im Kampf gegen Aids

Das UN-Kinderhilfswerk Unicef beklagt eine "globale Nachlässigkeit" im Kampf gegen Aids. Allein 2016 seien 120.000 Kinder unter 14 Jahren an den Folgen der Immunschwächekrankheit gestorben, teilte die Organisation zum Welt-Aids-Tag mit. Zudem seien - statistisch betrachtet - pro Stunde 18 Kinder mit HIV infiziert worden. Wenn sich die aktuelle Entwicklung fortsetze, werde es bis 2030 laut Prognosen 3,5 Millionen neue HIV-Infektionen unter Jugendlichen geben.

"Es ist nicht hinnehmbar, dass weiter so viele Kinder an Aids sterben und wir so wenig Fortschritte beim Schutz Jugendlicher vor HIV-Infektionen machen", sagte die Unicef-HIV-Beauftragte Chewe Luo. Die Aids-Epidemie sei "nicht vorüber". Sie sei nach wie vor eine Bedrohung für Kinder und junge Menschen. "Es kann und es sollte mehr für Prävention getan werden", forderte Luo.

 

Quelle:
KNA