Besondere Projekte mit dem Elisabeth-Preis 2017 geehrt

"So schlecht ist die Welt dann ja doch nicht"

In der Kölner Flora hat die CaritasStiftung im Erzbistum Köln den Elisabeth-Preis 2017 verliehen. Ausgezeichnet wurden Projekte und Initiativen, die sich in ganz besonderer Weise für Menschen in Not einsetzen. Doch wer sind die Gewinner?

Elisabeth-Preis 2017 / © Barbara Bechtloff/DiCV Köln  (CaritasStiftung im Erzbistum Köln)

domradio.de: Mit dem ersten Platz hat die CaritasStiftung das Projekt "Schritt für Schritt - Brücken bauen" des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) Langenfeld ausgezeichnet. Die Initiative bringt ehrenamtliche Lotsen mit Langzeitarbeitslosen zusammen. Warum ist die Wahl auf dieses Projekt gefallen?

Dr. Nicole Grünewald (Mitglied der Jury beim Elisabeth-Preis): Also erst einmal muss ich gestehen, dass es ganz schwierig war, einen wirklich tollen Gewinner zu finden, weil es so viele fantastische Projekte gab. Wir haben es uns in der Jury auch nicht leicht gemacht, es war eine ganz harte Diskussion. Aber dann haben wir uns doch für dieses Projekt entschieden, weil wir finden, dass es etwas ganz Besonderes ist.

Also wir denken, man darf hier in Deutschland keinen Menschen zurücklassen. Und obwohl wir im Moment eine sehr gute Beschäftigungssituation haben, ist es so, dass es tatsächlich noch Langzeitarbeitslose gibt und die werden unserer Meinung nach durch dieses Projekt in einer ganz besonderen Art und Weise wieder an den Arbeitsmarkt herangeführt. Und am Montag bei der Preisverleihung war dann auch klar: Die Leute, die das betreuen, die machen das mit ganz viel Herzblut und Liebe, und sind mit Begeisterung dabei. Und wenn man das dann noch mal sieht, dann war es eine Bestätigung, dass es richtig war, dieses Projekt auf den ersten Platz zu wählen.

domradio.de: Was ist denn das Besondere an diesem Projekt?

Grünewald: Es ist so, das konnte man auch gestern sehr schön in einem Einspielfilm sehen, dass da Langzeitarbeitslose selber als Lotsen eingesetzt werden. Die werden dann betreut, aber die kümmern sich selber wieder um andere. Das heißt, sie bekommen Bestätigung, sie können sich einsetzen und was Sinnvolles tun. Es wurde auch gesagt, sie kennen auch oft andere Leistungsempfänger. Das sind dann tatsächlich Brücken in diese andere Welt, und das ist wohl sehr erfolgreich gelaufen.

Der Wermutstropfen am Montag war aber, dass das Land gerade die Unterstützung für dieses Projekt gekappt hat. Deshalb war es auch eine sehr traurige Preisverleihung. Das heißt also, sie wissen überhaupt nicht, ob es jetzt im nächsten Jahr weitergeht. Ich habe aber schon gesagt, wenn sich die ganze Jury darauf geeinigt hat, und dieser Preis, der hier in der Region schon ein wichtiger Preis ist, dann muss es ja doch etwas Besonderes sein. Wir haben ihnen jetzt geraten, nochmal auf die Landesregierung zuzugehen. Vielleicht ändern sie ja nochmal ihre Meinung. Für uns ist es ein Leuchtturmprojekt.

domradio.de: Dann haben wir noch ein ausgezeichnetes Projekt in der Kategorie "Jung und Engagiert", nennt sich Velo³ (Velo hoch drei). Ein Projekt des Caritasverbandes Euskirchen.

Grünewald: Das ist auch ein ganz besonderes Projekt und zwar bringt es Demenzkranke und Berufsschüler auf einem Fahrrad zusammen. Das sind Trikes, da sitzen dann immer zwei Leute drauf. Und da wurden Berufsschüler gefunden, die ja immer eingespannt sind. Die dann auch noch zu motivieren, das ehrenamtlich zu machen, das muss schon ein ganz tolles Projekt sein. Es war auch gestern ein Demenzkranker dabei, der dann mit dem Berufsschüler gefahren ist. Es wird auch immer noch betreut, also da fährt dann immer noch einer mit dem Rad nebenher. Das fanden wir ein ganz außergewöhnliches Projekt. Wir haben gesagt, das ist auszeichnungswürdig. Da würden wir uns wünschen, dass es solche Projekte noch öfter gibt. Etwas ganz Besonderes.

domradio.de: Wie kann man sich das vorstellen. Fahren die auf einem Fahrrad zusammen?

Grünewald: Ja, der Berufsschüler und der Demenzkranke fahren auf einem Fahrrad und ein Betreuer fährt noch nebenher. Das ist also die absolute Nummer sicher. Man sieht dabei auch, es macht allen Beteiligten ganz viel Freude. Das ist auch wichtig. Wir wollen auch Projekte fördern, bei denen man merkt, dass die Leute mit ganz viel Freude und ganz viel Herzblut bei der Sache sind.

domradio.de: Gerade ist auch eine Studie herausgekommen, dass Menschen mit einem Ehrenamt glücklicher sind. Das steht im aktuellen Glücksatlas. Was würden Sie sagen, wie wichtig ist das Ehrenamt heutzutage?

Grünewald: Wenn wir aus dieser Jury-Sitzung herausgehen, dann sind wir immer ganz berührt. Das gilt für alle Mitglieder, weil man mit so vielen tollen Projekten in Kontakt kommt. Man sagt ja immer, in der Gesellschaft denkt jeder nur noch an sich. Irgendwann glaubt man das ja auch, wenn das so oft hört. Wenn man dann aber die ganzen tollen Projekte sieht, also es waren insgesamt 46 Bewerbungen, dann stellt man fest, dass jedes einzelne Projekt toll ist. Wenn man selber in einem Projekt mitmacht, das einem ganz viel bringt, auch Glück, dann ist das toll. Und wenn man in der Jury sitzt und diese ganzen Projekte lesen darf, dann ist das auch eine ganz tolle Sache. Und dann denkt man danach: So schlecht ist die Welt dann ja doch nicht, wenn es noch so viele tolle Projekte gibt.

Das Interview führte Silvia Ochlast.


Preisgewinner des SkF-Langenfeld  / © Barbara Bechtloff/DiCV Köln (CaritasStiftung im Erzbistum Köln)

Initiative Velo³ des Caritasverbandes Euskirchen / © Barbara Bechtloff/DiCV Köln (CaritasStiftung im Erzbistum Köln)
Quelle:
DR