Expertin fordert Maßnahmen gegen Platzmangel in Frauenhäusern

"Die Lage ist so schlecht wie nie"

Wohlfahrtsverbände fordern einen Rechtsanspruch für Frauen in Not auf einen Platz im Frauenhaus. In vielen Einrichtungen herrsche praktisch ein Aufnahmestopp, denn die Einrichtungen seien überfüllt, lautet eine der Klagen Richtung Politik.

Junge Frau in einem Frauenhaus / © Peter Steffen (dpa)
Junge Frau in einem Frauenhaus / © Peter Steffen ( dpa )

Die Kapazitäten der Frauenhäuser reichten nicht aus. Die künftige Bundesregierung müsse den Frauenhäusern und Beratungsstellen genug Geld geben, sagte die Geschäftsführerin der "Frauenhauskoordinierung" der Verbände, Heike Herold, dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Tausende Frauen müssen abgewiesen werden

"Die Lage in den deutschen Frauenhäusern, die von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern Schutz bieten sollen, ist so schlecht wie nie", sagte Herold. In Deutschland bieten nach ihren Worten rund 360 Frauenhäuser Platz für rund 6.800 Frauen. Aber viele Tausende Frauen müssten abgewiesen werden. Vor allem in den Großstädten seien kaum noch freie Plätze vorhanden.

Im Jahr 2015 hätten etwa 7.500 Frauen mit 7.600 Kindern in den Häusern Schutz gesucht. Ein Jahr zuvor seien es noch 200 Frauen weniger gewesen, betonte Herold. Genaue Zahlen über die von den Einrichtungen abgewiesenen Frauen erfasst der von den großen Wohlfahrtsverbänden getragene Verein "Frauenhauskoordinierung" nicht.

Verschärfte soziale Notlage in Deutschland

Laut Herold ist die Lage in den Frauenhäusern deshalb so dramatisch, weil sich die soziale Notlage in Deutschland verschärft habe. Die finanzielle Situation vieler hilfesuchender Frauen habe sich verschlechtert und sie hätten kein stabiles Umfeld, an das sie sich wenden könnten.

Auch blieben aufgenommene Frauen nicht nur für kurze Zeit, sondern länger in den Frauenhäusern. Grund sei dafür auch, dass es in den Großstädten kaum noch bezahlbaren Wohnraum gebe, sagte die Geschäftsführerin von "Frauenhauskoordinierung".

Angebote bekannter geworden

Die Nachfrage steige auch deshalb, weil das Angebot der Frauenhäuser in vergangenen Jahren bekannter geworden sei, sagte Herold. Auch seien zunehmend geflüchtete Frauen gekommen, "diese sind aber nicht ausschlaggebend für den Platzmangel in den Häusern". Dass Einrichtungen Frauen wegschicken müssten, "ist sowohl für die hilfesuchenden Frauen als auch für die Mitarbeiterinnen schrecklich", sagte Herold.

Der Verein "Frauenhauskoordinierung" hat sich im Namen der Frauenhäuser in einem Offenen Brief an die Bundestagsfraktionen gewandt. Darin machen sie ihre Forderungen deutlich und "schlagen Alarm". In dem Brief heißt es: "Der Schutz vor Gewalt ist ein Menschrecht."


Quelle:
epd