Ex-Rektor von Priesterseminar räumt Vaterschaft ein

Aus Scham geschwiegen

Ein Priester der "Legionäre Christi" -bis vor kurzem Leiter eines Priesterseminars in Rom- sorgt für Schlagzeilen, nachdem er mitteilte, dass er Vater eines Sohnes und einer Tochter sei.

Die "Legionäre Christi": katholischer Orden (lc)
Die "Legionäre Christi": katholischer Orden / ( lc )

Die Ordensgemeinschaft "Legionäre Christi" machte am Freitag den Fall von Oscar Turrion öffentlich, der von 2014 bis zu diesem Jahr Leiter des von den Legionären Christi betriebenen Priesterseminars Maria Mater Ecclesiae in Rom war. Demnach teilte Turrion am Donnerstag seinen Ordensoberen mit, seit mehreren Jahren Vater eines Sohnes zu sein.

Bereits im Frühjahr hatte er die Ordensleitung über die Geburt einer Tochter informiert und um eine Auszeit ersucht.

Fall wurde vertraulich behandelt

Damals wurde der Vorgang laut Angaben der "Legionäre Christi" auf Bitten Turrions vertraulich behandelt. Für die Leitung des Seminars wurde ein Nachfolger gesucht, der im August sein Amt antrat. In einem offenen Brief teilte Turrion mit, dass er eine Entbindung von seinen priesterlichen Gelübden und seine Versetzung in den Laienstand anstrebe.

Beide Kinder stammten von derselben Frau, zu der er seit längerer Zeit eine Beziehung unterhalte. Er habe sich "aufgrund gewisser Umstände" bei den Legionären Christi und "vieler andere Umstände" in der Kirche in einer Sinnkrise befunden - und in dieser Situation in die Frau verliebt.

Beziehung aus Respekt und Scham verheimlicht

Den Entschluss, diese Beziehung fortzuführen, fällte Turrion eigenem Bekunden zufolge bereits in seiner Zeit als Rektor des Priesterseminars. "Aus Liebe und Respekt" gegenüber seinen Mitarbeitern und Seminaristen, aber auch "aus Schwäche und Scham" habe er mit der Bekanntgabe seiner Entscheidung bis kurz vor Ablauf seiner Amtszeit gezögert.

Sowohl für seinen Entschluss als auch für seine Vorgehensweise übernehme er die volle persönliche Verantwortung. Zugleich betonte Turrion, zu keinem Zeitpunkt seine Einkünfte als Leiter des Priesterseminars für den Unterhalt der Kinder verwendet zu haben. Die Gelder stammten vielmehr aus Spenden, die er von Freunden zur "persönlichen Verfügung" erhalten habe.

Ein Priester hat die Pflicht, sein Amt ruhen zu lassen, wenn er ein Kind zeugt

Die Legionäre Christi zitierten den Präsidenten der päpstlichen Kinderschutzkommission, Kardinal Sean Patrick O'Malley. Dieser habe unlängst erst betont: "Wenn ein Priester ein Kind zeugt, hat er die moralische Pflicht, sein Amt ruhen zu lassen und sich um das Wohl des Kindes und der Mutter zu kümmern."

Die Legionäre Christi betreiben zwei Priesterseminare in Rom, das hauseigene "Zentrum für höhere Studien" und das Internationale Päpstliche Kolleg Maria Mater Ecclesiae.

Die Krise der Legionäre Christi

Nachdem ans Licht gekommen war, dass ihr Gründer, der mexikanische Geistliche Marcial Maciel Degollado (1920-2008), Minderjährige sexuell missbrauchte, mit zwei Frauen drei Kinder zeugte und weitere schwere Verfehlungen beging, geriet der Orden in eine schwere Krise.

Der Vatikan stellte ihn von 2010 bis 2014 unter kommissarische Verwaltung und ordnete eine grundlegende Erneuerung an. Die Legionäre Christi distanzierten sich daraufhin in einem beispiellosen Vorgang von ihrem Gründer.


Quelle:
KNA