Bonner Moschee gewährt Einblick in die muslimische Welt

Gebete, Arabischkurse, Heiratsvermittlung

Am Tag der offenen Moschee öffnen bundesweit Moscheen ihre Tür. Auch die Al Muhajirin-Moschee in Bonn gewährt spannende Einblicke: Hier sind Kinder willkommen; es gibt Arabischkkurse für Frauen und eine Heiratsvermittlung für Männer.

Autor/in:
Andreas Otto
Weibliche Gemeindemitglieder in der Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld / © Rainer Jensen (dpa)
Weibliche Gemeindemitglieder in der Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld / © Rainer Jensen ( dpa )

Das Foyer ist groß und hell. Wer die Al Muhajirin-Moschee in Bonn betritt, kommt in ein repräsentatives Gotteshaus. Das 2013 mit viel örtlicher Prominenz eröffnete Gebäude für 800 Gläubige, die größte Moschee in der Bundesstadt, hat nichts mit Hinterhofambiente zu tun. Hier können Besucher wie an rund 1.000 anderen Orten beim bundesweiten "Tag der offenen Moschee" (TOM) am 3. Oktober erfahren, wie ein islamisches Gotteshaus von innen aussieht und wie Muslime ihren Glauben leben.

Bonner Moscheeverein ist offen für Austausch

Im Foyer stehen Regale, in denen vor Betreten des Gebets- und Kuppelsaals die Schuhe ihren Platz finden sollen. In Bonn fällt noch ein Detail auf: An der Wand hängen Plakate über den Koran oder die Sunnah, in denen Aussagen und Taten des Propheten Mohammed überliefert sind. Eines der großen Info-Poster befasst sich auch mit Jesus und was die Muslime über ihn denken – ein kleiner Hinweis darauf, dass der Moscheeverein auch einen Blick für das christliche geprägte Umfeld hat und den Austausch sucht.

Abdlqalq Azrak vom Vorstand des Vereins "Al-Muhajirin Moschee Bonn" betont denn auch die Offenheit für den Dialog. Zugleich erteilt der muslimische Vorsitzende des Koordinierungsrat des christlich-islamischen Dialogs Extremisten eine Absage. Immerhin war der Moscheeverein - noch in seinem alten Domizil in einem Geschäftsgebäude - schon mal wegen Hasspredigern im Visier des Verfassungsschutzes gewesen. Dies sei aber längst vorbei, versichert Azrak. Der Vorstand wähle die Imame, die auf Deutsch und Arabisch predigen, sorgfältig aus.

Gemeinde bilden Muslime aus aller Welt

Die Moschee mit der Kuppel und dem etwa 18 Meter hohen Minarett wurde vor vier Jahren in Anwesenheit des Oberbürgermeisters, des katholischen Stadtdechanten und des evangelischen Superintendenten und den Bonner Bundestagsabgeordneten Ulrich Kelber (SPD) und Katja Dörner (Grüne) feierlich eröffnet.

Der Bau zieht Muslime aus Bonn und dem Umland an. Azrak, der schon vor 30 Jahren aus Syrien in die Bundesrepublik kam, verweist auf die internationale Zusammensetzung der Gläubigen, die aus Ländern wie Libyen, Ägypten oder dem Senegal stammen.

Besonders am Freitag drängt es sie in den Gebetssaal, den ein 800-Kilo-Kronleuchter aus der Türkei dominiert. 400 Männer können dort Platz finden. Frauen nehmen zum Gebet auf der Empore Platz, die 200 Personen fasst. Wenn noch mehr Gläubige kommen, breitet sich die Gemeinde in die Nebenräume mit dem Festsaal aus.

Gebet der Muslime ist körperbetont

Aber auch an einem Nachmittagsgebet in der Woche findet die Moschee Zuspruch. Dann suchen sich nach der obligatorischen Reinigung in den Waschräumen die Beter an den vorgegebenen Linien auf dem Teppich einen Platz und folgen dem Vorbeter vor der nach Osten ausgerichteten Gebetsnische. Der Raum ist schlicht; lediglich dezente Kacheln aus Marokko und ein Band mit arabischen Schriftzügen schmücken die Wände.

"Er ist der Erhabene und der Allgewaltige", lautet übersetzt der Vers über der Gebetsnische. Eine gewisse Dominanz entfaltet die Predigtkanzel mit goldener Haube und Mondsichel, von der beim Freitagsgebet der Imam den Koran ausdeutet. Das Gebet der Muslime ist sehr körperbetont. Auf den Knien und mit tiefen Verbeugungen bekunden sie ihre Ehrerbietung gegenüber Allah.

Angebote für Frauen und Kinder

Narrenfreiheit genießen derweil die Kinder. Niemand stört sich daran, wenn sie während der Gebete über den Teppich tollen. Für sie bietet der Verein in zwei Vitrinen religiöse Kinderbücher an, wie man das auch von den Kirchen kennt. Die Titel lauten hier "Gutenachtgeschichten aus dem Koran" oder "Im Garten des Propheten".

Eine Moschee ist nicht nur ein religiöser Ort, sondern auch eine Begegnungs-, Bildungs- und Freizeitstätte. "Wie kann man die Angst überwinden, vor der Öffentlichkeit zu sprechen", lautet ein Kurs. Arabisch als Fremdsprache für Frauen oder für Kinder steht genauso auf dem Programm wie "Wunderbare Geschichten im Koran".

Heiratsvermittlung für Männer auf Partnersuche

Und für Männer, die eine Frau suchen, kümmert sich das Heiratsgremium um eine Vermittlung. Allerdings macht es derzeit wenig Sinn, sein Gesuch in den dafür aufgehängten Briefkasten zu werfen. Auf einem Anschlag heißt es: "Aufgrund der großen Anzahl" von Bewerbern könnten derzeit keine Anträge entgegengenommen werden.


Silhouette der Sehitlik-Moschee in Berlin / ©  Paul Zinken (dpa)
Silhouette der Sehitlik-Moschee in Berlin / © Paul Zinken ( dpa )
Quelle:
KNA
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