Pfarrer in Barcelona: Referendum spaltet Gesellschaft und Gemeinde

"Madrid hat Katalonien auf die Barrikaden getrieben"

Der Pfarrer der Deutschsprachigen Katholischen Gemeinde in Barcelona übt harsche Kritik an der spanischen Regierung; sie spalte die Gesellschaft. Es fehle die Bereitschaft, die Interessen der Katalanen zu berücksichtigen.

Deutscher Pfarrer zum Referendum in Katalonien: "Es geht darum, gehört zu werden." / © Felipe Dana (dpa)
Deutscher Pfarrer zum Referendum in Katalonien: "Es geht darum, gehört zu werden." / © Felipe Dana ( dpa )

Ottmar Breitenhuber, Pfarrer der Deutschsprachigen Katholischen Gemeinde in Barcelona, ist nicht einverstanden mit Spaniens Einstellung zu den Unabhängigkeitsbestrebungen Kataloniens: "Madrid hat Katalonien auf die Barrikaden getrieben." Die Regierung zeige keine Bereitschaft, die Interessen Kataloniens ernst zu nehmen und einen Weg einzuschlagen, wie man Lösungen finden könne, sagte der Pfarrer dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Montag.

"Bei dem Referendum geht es in erster Linie nicht um die Unabhängigkeit, sondern darum, sich politisch zu zeigen", sagte der Breitenhuber, seit 2011 Pfarrer der St.-Albertus-Magnus-Gemeinde ist.

90 Prozent für Loslösung von Spanien

Am 1. Oktober hatte die katalanische Regierung die Bürger abstimmen lassen, ob sie einen eigenen Staat haben wollen. Nach Angaben der Regionalbehörden haben sich 90 Prozent der Wähler für eine Loslösung von Spanien entschieden. Die spanische Verfassung sieht eine solche Möglichkeit nicht vor.

Die spanische Polizei hatte versucht, Wahllokale zu stürmen und die Abstimmung zu verbinden. Nach Angaben der Regionalregierung wurden mehr als 800 Menschen verletzt.

Es gehe darum, gehört zu werden

Aus Gesprächen mit Katalanen habe er erfahren, dass es bis vor einem halben Jahr noch keine Separatisten in der Region gegeben habe, sagte Breitenhuber. Katalonien habe mit dem Referendum ein Zeichen gesetzt, bei dem es weniger um das genaue Abstimmungsergebnis gegangen sei, sondern darum, gehört zu werden. "Die internationale Öffentlichkeit muss jetzt auf die Situation nach dem Referendum reagieren."

Beide Seiten seien derzeit nicht fähig, sich an einen Tisch zu setzen und Kompromisse einzugehen. Diese Haltung könne Populisten in die Hände spielen, sagte der Pfarrer. Ein Riss durchziehe dieGesellschaft: "Die spanische Lässigkeit geht verloren."

Deutschsprachige Gemeinde gespalten

Auch seine Gemeinde sei in der Frage, wie sie das Referendum bewertet, gespalten. Bei Mitgliedern, die einen katalanischen Partner hätten oder seit Generationen in Barcelona lebten, sei das Referendum auf Zustimmung getroffen. Daneben könne eine große Gruppe unter den deutschen Mitgliedern nicht verstehen, dass man sich separieren wolle und damit die Gemeinschaft mit der EU aufs Spiel setze.


Quelle:
epd
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