Terror in Spanien: Große Anteilnahme auch in Deutschland

"Barcelona ist in unseren Herzen"

Bundesweit wehen in Deutschland die Fahnen auf Halbmast. Politiker und Kirchenvertreter sprechen ihre Solidarität mit den Menschen in Barcelona aus. Reinhard Kardinal Marx zeigte sich entsetzt über die Brutalität des Anschlags.

Trauer in Barcelona / © Manu Fernandez (dpa)
Trauer in Barcelona / © Manu Fernandez ( dpa )

Barcelona trauert um die Opfer des Terroranschlags. Am Freitagmorgen war am Parlamentsgebäude der katalonischen Regierung die Flagge auf Halbmast gehisst. Um 12 Uhr fand eine Schweigeminute auf der Plaça de Catalunya. In vielen Städten und Gemeinden sind für heute und das Wochenende Trauergottesdienste geplant.

Auch in Deutschland ist die Anteilnahme groß. In einem Kondolenzschreiben an den Erzbischof von Barcelona schreibt Kardinal Reinhard Marx, dass ihn die Anschläge in Barcelona und in Cambrils fassungslos machten. Er übermittle den Verletzten und den Angehörigen im Namen der Deutschen Bischofskonferenz, der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft und persönlich sein tief empfundenes Mitgefühl: "Im Gebet bin ich Ihnen allen verbunden."

Kardinal Reinhard Marx: "Die Brutalität der Anschläge entsetzen mich."

Wieder seien unschuldige Menschen Opfer von Terror und Gewalt geworden. Menschen, die Familie hätten und Freunde, die gelacht oder miteinander Pläne geschmiedet hätten, Menschen mit Träumen und Visionen, seien ohne Vorwarnung und ohne Anlass aus dem Leben gerissen worden.

"Die Brutalität der Anschläge, die der sogenannte Islamische Staat für sich beansprucht hat, entsetzt mich", schreibt Marx weiter. Dass die Terroristen im Namen der Religion "Ungläubige" töten, sei unerträglich. Der Zusammenhalt in unseren Gesellschaften sei wichtiger denn je. Christen seien herausgefordert, aufeinander Acht zu geben, destruktiven Ideologien entgegenzutreten und für Menschenwürde und Solidarität einzustehen. Die Staatengemeinschaft müsse jetzt weiter intensiv darüber nachdenken, wie mit dieser Form des Terrors umgegangen werden kann, so der Kardinal.

Am Freitag wendete sich auch die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker an die Menschen in der Partnerstadt Barcelona. Sie sprach ihnen ihre tiefe Anteilnahme aus. "Das schreckliche Geschehen erschüttert uns und löst auch in Köln Trauer und Bestürzung aus. Barcelona ist in unseren Herzen. Wir stehen auch in diesen schweren Stunden eng zusammen", betont Reker. Wieder hätten skrupellose Mörder wahllos Dutzende von unschuldigen Menschen getötet und verletzt.

"Ich habe keine Angst, weiter auf die Straße zu gehen"

Davon dürften wir uns als Bürger allerdings nicht einchüchtern lassen, sagte Henriette Reker gegenüber domradio.de. "Wir sollten unseren Lebensstil beibehalten, um Aggressoren, Terroristen und Gewalttätern nicht die Möglichkeit zu geben, sich durchzusetzen mit ihren Lebensstil und uns zu Gefangenen ihrer Vorstellungen zu machen." Sie selber betonte, sie habe keine Angst, weiter auf die Straße zu gehen. Und ich  wünsche sich, dass alle anderen das auch tun.

In Hinblick auf eine Gefahrenlage erklärte sie gegenüber domradio.de, dass Köln als Metropole mit dem Dom als Wahrzeichen des christlichen Glaubens immer latent gefährdet sei. "Das wissen wir, das ist seit einiger Zeit schon so." Es gebe aber keine konkreten Hinweise. "Ich weiß aus Gesprächen mit dem früheren Polizeipräsidenten und dem jetzigen Polizeipräsidenten, dass die Polizei gut vorbereitet ist. Mehr können wir im Moment nicht machen.", so Reker.

Weihbischof Dominikus Schwaderlapp

Auch meldete sich Kölns Weihbischof Dominikus Schwaderlapp zu Wort. Er nannte gegenüber domradio.de die Anschläge "einen erneuten Schlag ins Gesicht". Dennoch dürften sich die Menschen nicht vom Terrorismus einschüchtern lassen. Trotz allem seien die Menschen in Gottes Hand geborgen. Die Gläubigen rief Schwaderlapp dazu auf, nicht nur für die Opfer und deren Angehörigen und Freunde zu beten. Es solle auch für die Täter gebetet werden, auf dass sie umkehren. Die Taten selber sollten die Menschen nicht kaltlassen, sie aber auch nicht aus der Bahn werfen.

Mitgefühl für Familien, Angehörigen und Freunden der Opfer

Ihr ganzes Mitgefühl gelte den Familien, Angehörigen und Freunden der Opfer. "Sie haben durch diesen sinnlosen Mordanschlag ihre Liebsten verloren. Unsere Gedanken sind aber auch bei den vielen Verletzten, die körperlich und seelisch leiden müssen. Ich wünschen ihnen viel Kraft und eine schnelle Genesung."

Auch ihrer Amtskollegin Ada Colau, der Bürgermeisterin von Barcelona, die sie im vergangenen Jahr im Vatikan persönlich kennengelernt hatte, sprach Reker ihre herzliche Anteilnahme und ihre Solidarität aus.

Zentralrat der Muslime verurteilt Anschlag von Barcelona

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland hat den Anschlag von Barcelona scharf verurteilt. "Wir sind entsetzt über den Anschlag und trauern mit den Hinterbliebenen und beten für die Opfer. Es gibt in keiner Religion eine Rechtfertigung für solche Taten", erklärte der Vorsitzende Aiman Mazyek am Freitag in Berlin. Die Morde hätten nur das Ziel, einen Keil zwischen die Religionen und Kulturen zu treiben. Den Taten der Terroristen in Barcelona gelte Verachtung, ebenso allen anderen Verbrechern und Terroristen der Welt. "Jedoch werden die überwältigende Mehrheit der friedlichen Gläubigen und die überwältigende Mehrheit der Menschen mit oder keiner Religion sich nicht auf den dunklen Pfad des Hasses und der Zwietracht einlassen."

Merkel: Parteien einig über eingeschränkte Wahlkampf-Fortsetzung

Nach dem tödlichen islamistischen Anschlag von Barcelona wollen die Parteien in Deutschland ihren Wahlkampf fortsetzen, aber zunächst leicht einschränken. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte am Freitag am Rande einer Wahlkampfveranstaltung in Berlin, sie habe sich in Telefonaten mit den anderen Parteien darauf geeinigt, etwa auf laute Musik zu verzichten. Zudem werde es Gedenkminuten geben. Für diesen Vorschlag habe sie Unterstützung aller anderen Parteien erhalten. Ob auch deutsche Opfer unter den Toten und Verletzten von Barcelona seien, könne derzeit noch nicht mit Gewissheit gesagt werden.

Bundesweit wehen an deutschen Bundesbehörden die Fahnen nach dem Terroranschlag von Barcelona auf Halbmast. Das ordnete Innenminister Thomas de Maizière (CDU) als Zeichen der Anteilnahme an, wie das Ministerium am Freitag auf Twitter mitteilte.

14 Menschen getötet

Terroristen hatten auf Barcelonas berühmter Flaniermeile Las Ramblas nach Angaben der Behörden mindestens 14 Menschen getötet. Etwa 90 weitere Menschen wurden verletzt, nachdem ein Lieferwagen am Donnerstag mit hohem Tempo in eine Menschenmenge gerast war. Wenige Stunden nach dem Terrorakt wurden bei einer Polizeioperation etwa 100 Kilometer südlich von Barcelona fünf mutmaßliche Terroristen erschossen.

Bei dem islamistischen Anschlag in Barcelona sind nach Angaben des Auswärtigen Amts 13 Deutsche teils lebensgefährlich verletzt worden. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass auch unter den 14 Todesopfern deutsche Staatsangehörige seien, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Martin Schäfer, am Freitag in Berlin.

Barcelona: Jugendliche einer evangelischen Gemeinde aus NRW verletzt

Unter den Verletzten des Terroranschlages in Barcelona sind drei Jugendliche aus einer evangelischen Kirchengemeinde in Oberhausen. Sie werden dort in verschiedenen Krankenhäusern behandelt, wie der Pfarrer der Gemeinde Königshardt-Schmachtendorf, Thomas Levin, am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte. Die Mädchen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren gehörten zu den Teilnehmern einer Ferienfreizeit des Christlichen Vereins Junger Menschen (CVJM) der Gemeinde. Die insgesamt 54 jungen Leute hätten sich am Donnerstag zu einem Tagesausflug in Barcelona aufgehalten.

Viele Jugendliche aus der Gruppe hätten den Anschlag auf der Flaniermeile Las Ramblas mitbekommen, berichtete Levin. Als Folgen seien Schock und Traumata zu befürchten. Während die verletzten Mädchen voraussichtlich im Krankenhaus bleiben müssten, sollten die übrigen Jugendlichen am Freitagabend mit einem Bus die Rückreise nach Oberhausen antreten, kündigte der Pfarrer an. Die Freizeit, die von langjährigen ehrenamtlichen Jugendmitarbeitern der Gemeinde begleitet worden sei, werde abgebrochen. Die Kirchengemeinde stehe in Kontakt mit den betroffenen Familien, auch die Notfallseelsorge sei einbezogen worden.


Quelle:
DR , dpa , epd