Deutsche fürchten sich vor schlechter Betreuung im Alter

Mehr Qualitätskontrolle im Alter

Der 2009 eingeführte Pflege-TÜV mit seinen Schulnoten für Heime und Pflegedienste hat kaum Orientierung gebracht. Ein neues Konzept der Bertelsmann Stiftung soll Abhilfe schaffen. Jeder zweite Deutsche fürchtet sich vor schlechter Pflege im Alter. 

Seelsorge im Altenheim / © Oliver Berg (dpa)
Seelsorge im Altenheim / © Oliver Berg ( dpa )

Die Befragten befürchten, nicht das passende Pflegeheim oder den passenden Pflegedienst zu finden. Das zeigt eine Umfrage der Bertelsmann Stiftung, die das Meinungsforschungsinstitut Kantar Emnid durchgeführt hat. Die Stiftung präsentierte zugleich ein Konzept, dass den Verbraucherschutz im Bereich der Pflege verbessern soll. Bei Pflegeheimen und -diensten sehen 55 Prozent der Befragten starke Unterschiede. Nahezu zwei Drittel (63 Prozent) befürchten besonders, dass es in den Einrichtungen zu wenig Personal gibt.

Unter denjenigen, die bereits nach Pflegemöglichkeiten gesucht haben, ist diese Sorge noch ausgeprägter: Hier schätzen 73 Prozent die Anzahl des Personals in Pflegeheimen als "eher schlecht" oder "sehr schlecht" ein. Neun von zehn Befragten verlangen Daten zum Personaleinsatz (88 Prozent), der Pflegequalität (94 Prozent) und der Ausstattung von Pflegeheimen (92 Prozent).

Fehlende K.O.-Kriterien für schlechte Pflege

Seit 2009 gibt es in Deutschland den sogenannten Pflege-TÜV. Alle rund 13.000 Pflegeheime und ebenso viele ambulante Dienste werden seither jährlich mit Schulnoten von "sehr gut" bis "mangelhaft" bewertet. Politik und Gesundheitsexperten sind sich allerdings einig, dass dieses Instrument nicht funktioniert.

Im Bundesdurchschnitt hatten die Einrichtungen zuletzt eine Note von 1,2 erhalten. Kritik entzündet sich insbesondere daran, dass keine K.O.-Kriterien für schlechte Pflege eingeführt wurden. Deshalb wurde 2016 ein "Qualitätsausschuss" aus Vertretern von Politik, Pflegekassen und Pflegeanbietern eingesetzt, der den Pflege-TÜV reformieren soll. Ergebnisse sollten bis Ende des Jahres vorliegen; es zeichnet sich jedoch ab, dass diese Frist nicht eingehalten wird. Die Bertelsmann Stiftung legte nun ein Reformkonzept vor, das von Experten der Stiftung, Patientenverbänden und Verbraucherorganisationen erarbeitet wurde.

Qualitätberichte in Zukunft Informationen zu Lebensqualität 

Die Qualitätsberichte sollen - anders als bisher - auch Informationen zur Lebensqualität in den Heimen, zur Ausstattung und zu Mitgestaltungsrechten der Bewohner enthalten. Sie sollen Auskunft geben, wie viele Pflegebedürftige ein Pflegender betreut und wie das Personal qualifiziert ist. Erfahrungsberichte von Pflegebedürftigen, Angehörigen und Mitarbeitern sollen veröffentlicht werden. Auch sollen die Informationen zur medizinischen Pflegequalität, die vom Medizinischen Dienst, der Heimaufsicht und den Einrichtungen selber erhoben werden, ergänzt werden durch Angaben zum Personaleinsatz und zu Einrichtungsmerkmalen.

Ferner sollen Informationen zur gesundheitlichen Pflegequalität nicht benotet, sondern in den Kategorien "überdurchschnittlich", "durchschnittlich" oder "unterdurchschnittlich" zusammengefasst und etwa durch ein rotes Warndreieck für besonders schlechte und einen grünen Daumen für besonders gute Qualität bildlich dargestellt werden. Dem Konzept nach sollten die Informationen künftig online für jedermann zugänglich sein und ständig aktualisiert werden.


Ambulante Pflegedienste / © Britta Pedersen (dpa)
Ambulante Pflegedienste / © Britta Pedersen ( dpa )
Quelle:
KNA
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