"Lebensmittelretter" machen sich weiterhin strafbar

Containern wird nicht legalisiert

"Container"-Aktivisten hatten gehofft, aber umsonst: Der Bundestag hat das "Retten" von Lebensmitteln aus Supermarktmülltonnen nicht legalisiert. Dabei ist viel weggeworfenes Essen noch genießbar.

"Gerettete" Lebensmittel / ©  Jörg Carstensen (dpa)
"Gerettete" Lebensmittel / © Jörg Carstensen ( dpa )

Das sogenannte Containern wird nicht legalisiert. Der Bundestag lehnte am späten Donnerstagabend einen Antrag der Linken ab, die das "Retten" von Lebensmitteln vor der Vernichtung entkriminalisieren wollten. Zudem sollten Lebensmittelhändler verpflichtet werden, aussortierte Ware an interessierte Menschen oder gemeinnützige Organisationen weiterzugeben. "Containern" bezeichnet das Entwenden von Lebensmitteln aus den Mülltonnen von Supermärkten und ist in Deutschland illegal.

Aktivisten wollen sich mit dem Nein des Gesetzgebers aber nicht abfinden. Christian Walter vom Aachener Bündnis "Containern ist kein Verbrechen" kündigte im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) eine Petition zur Legalisierung des "Containerns" an, die gleich zu Beginn der kommenden Wahlperiode gestartet werden soll. Außerdem werde die Petition gesetzliche Verpflichtungen für Lebensmitteleinzelhändler fordern, ihre aussortierte Ware frei zugänglich zu machen, erklärte der Aktivist.

"Herrenlose Sache"

Anders als in anderen Ländern gilt Müll in Deutschland nicht als "herrenlose Sache". Seine Aneignung ist somit strafbar. Die sogenannten Lebensmittelretter werden oft wegen Diebstahls oder Hausfriedensbruchs angezeigt, wenn sie sich Zugang zu den Mülltonnen der Supermärkte verschaffen. Die Unionsfraktion begründete ihre Entscheidung gegen den Antrag damit, dass Hausfriedensbruch und Diebstahl nicht geduldet werden dürfen. Ebenso wenig könnten Lebensmitteleinzelhändler per Gesetz verpflichtet werden, Ware zu verschenken.

Verschiedene Supermärkte und Lebensmitteleinzelhändler spenden ihre aussortierte Ware regelmäßig an gemeinnützige Organisationen.

Alternative Wege

Sie landen zum Beispiel beim Projekt "foodsharing.de", bei dem Ehrenamtliche die Lebensmittel in öffentlichen Kühlschränken verteilen. Dort können sie von Privatpersonen abgeholt werden. Auch die gemeinnützigen Tafeln verteilen bundesweit von Supermärkten gespendete aussortierte Lebensmittel an Bedürftige. Sie seien schon heute nicht immer in der Lage, alle Spenden rechtzeitig abzuholen und weiterzugeben, hieß es im Bericht des Bundestagsausschusses für Ernährung und Landwirtschaft zum Antrag der Linken. Deshalb sei die Politik gefordert, Wege zu finden, wie die Tafeln in ihrer Arbeit stärker unterstützt werden können.

Die Grünen, die für den Antrag stimmten, forderten eine nationale Strategie gegen Lebensmittelverschwendung, die an allen Stufen der Wertschöpfungskette ansetzt. Jährlich würden allein in Deutschland etwa 18 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen, obwohl ein Großteil davon noch genießbar sei, hieß es in dem Antrag der Linken. Das entspräche fast einem Drittel des aktuellen Nahrungsmittelverbrauchs in Deutschland. Ein Viertel der vermeidbaren Nahrungsmittelverluste fielen im Lebensmittelhandel an, wo genießbares Essen vor allem aus Marketinggründen weggeworfen werde.


Quelle:
epd