Forschung zu sexuellem Missbrauch in der Kirche verlängert

Viel Datenmaterial

Das Forschungsprojekt über sexuellen Missbrauch an Minderjährigen in der katholischen Kirche wird um neun Monate verlängert. Die Studie befasst sich mit den Strategien der Täter und der Sicht der Opfer. Das Projekt läuft bereits seit 2014.

Junge träumt am Fenster / © Ramesh Amruth (epd)
Junge träumt am Fenster / © Ramesh Amruth ( epd )

Auf Anraten des Forschungskonsortiums läuft die Aufarbeitung nun bis September 2018, wie die Deutsche Bischofskonferenz am Montag in Bonn mitteilte. "Aufgrund des Umfangs und auch der Komplexität der Studie" sei dieser Schritt notwendig. Nachdem sich auch der Beirat des Projekts dafür ausgesprochen habe, habe der Ständige Rat auf seiner jüngsten Sitzung der Verlängerung zugestimmt.

Wesentliche Ziele des Projekts "Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz" sind laut Bischofskonferenz neben einer quantitativen Erhebung die Erforschung von Täterstrategien, Opfererleben und des Verhaltens der Verantwortlichen in der Kirche. Außerdem soll es demnach eine Zusammenführung bereits vorliegender nationaler und internationaler Studienergebnisse mit den neuen Erkenntnissen geben.

"Meilenstein"

Das Forschungskonsortium, das seit März 2014 mit der Studie beauftragt ist, wird von Harald Dreßing vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim als Verbundkoordinator geleitet. Neben dem Mannheimer Institut sind das Kriminologische Institut der Universität Heidelberg, das Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg und der Lehrstuhl für Kriminologie der Universität Gießen damit befasst.

Bei der Vorstellung des Projekts sagte damals der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, der Trierer Bischof Stephan Ackermann: "Wir wollen Klarheit und Transparenz über diese dunkle Seite in unserer Kirche - um der Opfer willen, aber auch, um selbst die Verfehlungen zu sehen und alles dafür tun zu können, dass sie sich nicht wiederholen." Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, begrüßte 2014 die Initiative als "Meilenstein".

Opfer und Täter meist männlich

Einen Zwischenbericht hatten die Forscher vor einem Jahr vorgelegt. Ein Ergebnis war, dass die Täter innerhalb der Kirche wie in anderen Institutionen auch hauptsächlich männlich sind. Bei den Opfern gibt es aber Unterschiede: Während in nicht-kirchlichen Institutionen häufiger weibliche Betroffene (55 Prozent) verzeichnet wurden, sind die Opfer bei Taten in der Kirche überwiegend männlich (79 Prozent).

Ein weiteres Ergebnis der Forscher um den Psychiater Dreßing und den Kriminologen Dieter Dölling war, dass drei Viertel der Taten in der katholischen Kirche sogenannte Hands-on-Handlungen sind, bei denen das Opfer mindestens angefasst wurde. Am häufigsten ging es dabei um Anfassen oberhalb (23 Prozent) und unterhalb (21 Prozent) der Kleidung. In 17 Prozent der Fälle kam es zu Geschlechts-, in zwölf Prozent zu Oralverkehr.

 


Quelle:
KNA