Vermieterin tritt Diskriminierung am Wohnungsmarkt entgegen

Glückliche Syrer statt hoher Mieteinnahme

Werden Mieter mit deutsch klingenden Namen bei der Wohnungsvermittlung bevorzugt? Einer aktuellen Recherche von BR und "Spiegel" zufolge ja. Es geht aber auch anders, wie eine Kölner Vermieterin gegenüber domradio.de erzählt.

Wohnungsbesichtigung / © Axel Heimken (dpa)
Wohnungsbesichtigung / © Axel Heimken ( dpa )

domradio.de: Sie haben eine wunderschöne Wohnung in der Kölner Innenstadt in begehrter Wohnlage an eine syrische Familie vermietet. Warum?

Frau K. (Vermieterin aus Köln/Name anonymisiert): Wir mussten diese Wohnung verlassen, in der wir selber gewohnt haben, weil mein Mann erkrankt ist und nicht mehr die Treppen steigen konnte. Da standen wir vor der Frage, wem wir diese Wohnung geben wollen. Nachbarn, die unter uns wohnten, gaben uns netterweise den Tipp, dass sie eine sehr nette syrische Familie kennen, die ganz verzweifelt auf der Suche nach einer Wohnung ist. Dann haben wir tatsächlich nicht lange überlegen müssen, weil wir ja den Kontakt über unsere Nachbarn bekommen haben, denen wir vertrauen, und gesagt, dass wir uns diese Lösung vorstellen können. Schließlich haben wir ein Treffen vereinbart. Das waren ganz reizende Leute. Im Anschluss ging es ein bisschen hin und her wegen der Stadt und der Bezahlung, weil die Miete von der Stadt übernommen wird. Das war ein bisschen kompliziert, aber im Großen und Ganzen sind wir sehr zufrieden mit der Entscheidung.

domradio.de: Ist es eigentlich so, dass man aus Vermietersicht viel sicherer sein kann, wenn die Stadt die Miete für solche Familien bezahlt als dass man auf den Kosten sitzenbleibt, weil der Mieter keine Miete zahlen kann?

Frau K.: Ja, zumindest was die Kosten angeht, die die Stadt zu zahlen bereit ist. Das ist ein sehr geringer Satz, den auch Hartz IV-Empfänger bekommen. Das heißt, man kann so eine Wohnung nicht für viel Geld vermieten. Man bekommt relativ wenig Miete. Aber die ist dann, wenn die Ämter ins Rollen gekommen sind, sehr sicher.

domradio.de: Das heißt, es steckt aber auch bei einer solchen Entscheidung ein gewisses Maß Idealismus dahinter?

Frau K.: Auf jeden Fall. Wir hätten die Wohnung wahrscheinlich auch für zwei Drittel mehr Miete vermieten können. Das ist aber nicht unser Begehr gewesen. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, diese Wohnung an Menschen zu vermieten, die gerade ganz dringend eine Bleibe brauchen.

domradio.de: Es gibt eine aktuelle Untersuchung, in der Journalisten versucht haben, sich um Wohnungen zu bewerben und dabei türkisch oder arabisch klingende Namen sowie deutsche Name verwendet haben. Dabei wurde festgestellt, dass sie mit den Bewerbungen unter arabischem Namen teilweise überhaupt nicht eingeladen wurden. Ist das für Sie aus Vermietersicht nachvollziehbar?

Frau K.: Ich glaube, wenn man sich mit dem Thema noch nicht auseinandergesetzt hat und nur einem ersten Impuls folgt, wenn verschiedene Leute sich bewerben, dann kann ich das vielleicht nachvollziehen, warum jemand skeptisch ist, weil er nicht weiß, wer denn da kommt. Aber natürlich sind das Vorurteile. Eigentlich muss man sich damit auseinandersetzen, dass das so nicht in Ordnung ist.

domradio.de: Wie läuft es denn mit der syrischen Familie, die in Ihrer Wohnung lebt?

Frau K.: Es gab ein paar skeptische Nachbarn im Vorfeld, als wir das erzählt haben. Die bekamen große Augen in Anbetracht der syrischen Flüchtlingsfamilie. Aber dann hat sich schnell herausgestellt, dass die wirklich unfassbar leise, ruhig und rücksichtsvoll sind. Wir haben bisher keine Beschwerden gehört. Die Miete kommt immer. Das läuft alles glatt. Das muss natürlich nicht immer so sein. Es kann auch anders laufen. Wir haben vielleicht auch ein bisschen Glück gehabt, weil das zuverlässige Menschen sind, aber Probleme kann man auch mit anderen Mietern bekommen.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.


Quelle:
DR