Kinder- und Jugendärzte weisen Vorwürfe aus TV-Bericht zurück

Überlastet und schlecht bezahlt?

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte wehrt sich gegen Vorwürfe, sie würden ihre kleinen Patienten schlecht versorgen. Über ein entsprechendes Ergebnis einer bundesweiten Umfrage hatte das TV-Magazin "Report Mainz" berichtet.

Wartezeiten beim Kinderarzt / © Britta Pedersen (dpa)
Wartezeiten beim Kinderarzt / © Britta Pedersen ( dpa )

Die Ärzte wiesen die Anschuldigung zurück, sie würden zu wenige Hausbesuche machten, weil diese zu schlecht bezahlt seien. "Tatsächlich versorgen die niedergelassenen Kinder- und Jugendärzte in der Regel ihre Patienten in der Praxis", betonte der Präsident des Berufsverbandes, Thomas Fischbach: "Und dafür gibt es gute Gründe". Unter anderem sei in der Praxis eine viel gründlichere Diagnostik möglich durch die besseren Untersuchungsmöglichkeiten.

Kinderärzte völlig überlastet?

Zudem, so Fischbach, seien die Kinderärzte "wegen fehlgeleiteter Bedarfsplanung" in der Regel völlig überlastet: "Würden wir unsere Patienten zu Hause besuchen, könnten wir nur einen Bruchteil aller kranken Kinder und Jugendlichen versorgen." Die meisten kranken Kinder seien auch transportfähig, so dass ein Besuch in der Praxis zumutbar sei. Infektiöse Kinder würden gesondert eingelassen und in gesonderte Untersuchungszimmer gesetzt, so dass sie andere nicht anstecken könnten.

"Report Mainz" hatte berichtet, 80 Prozent der befragten Ärzte gäben an, sie hätten keine Zeit für Hausbesuche. Viele hätten den Eltern "unterstellt" dass diese sich vor allem durch einen Hausbesuch die Wartezeit ersparen wollten. Und ein Drittel habe erklärt, Hausbesuche seien zu schlecht bezahlt.

Wartezeiten sparen

Der Berufsverband wies auch darauf hin, dass von den 700 befragten Kinder- und Jugendärzten nur 130 geantwortet hätten. Dass Eltern sich häufig Wartezeit sparen wollten, sei "keine 'Unterstellung', wie die Reporter behaupten, sondern erlebte Wirklichkeit", so Fischbach.

Aber Hausbesuche, um sich Wartezeiten in der Praxis zu ersparen, weil gerade kein Babysitter für die Geschwisterkinder da sei oder weil man tagsüber nicht am Arbeitsplatz fehlen wolle, seien nicht zu rechtfertigen: "Hausbesuche sind laut Gesetzgeber lediglich gestattet, wenn es eine medizinisch notwendige Indikation gibt. Und diese Indikation stellt der Arzt und nicht die Eltern."

Hausbesuche schlecht bezahlt?

Fischbach bestätigte die Kritik, dass Hausbesuche schlecht bezahlt seien: "Tatsächlich bekommen wir pro Hausbesuch circa 15 Euro - etwa ein Zehntel dessen, was der Schlüsseldienst bekommt für einen Hausbesuch." Doch statt darüber zu klagen, versorge man "die uns anvertrauten Kinder und Jugendliche: in der Regel in der Praxis, in Ausnahmefällen, wenn es notwendig ist - zum Beispiel bei beatmeten Kindern - auch zu Hause ".

Kinderärzte sind laut Bundesmantelvertrag zwischen Kassenärztlicher Bundesvereinigung und den Krankenkassen grundsätzlich zu Hausbesuchen verpflichtet. Patienten haben demnach einen "Anspruch auf Besuchsbehandlung", wenn ihnen ein Praxisbesuch "wegen Krankheit nicht möglich" oder "nicht zumutbar" ist. Dennoch hat sich laut "Report Mainz" die Zahl der Hausbesuche in den letzten 20 Jahren etwa halbiert auf rund 30 Millionen.

Der Sprecher des Spitzenverbandes-Krankenkassen GKV, Florian Lanz, hatte in dem TV-Magazin der Aussage widersprochen, Hausbesuche seien zu schlecht bezahlt: "Niedergelassene Kinderärzte in Deutschland werden wirklich gut bezahlt: Sie liegen bei 150.000 - 160.000 Euro Bruttoeinkommen im Jahr", so der Experte. Da könne man nicht grundsätzlich von schlecht bezahlt reden.


Quelle:
KNA