Vatikan-Forum berät über Kampf gegen Korruption

"Schlimmstes soziales Übel"

Der Vatikan hat ein internationales Forum zum Thema Korruption abgehalten. An dem Treffen nahmen Funktionsträger der Kirche, staatlicher Behörden und der Polizei sowie Vertreter von Justiz, Botschaften und Nichtregierungsorganisationen teil.

Nachdenklicher Papst Franziskus / © Alessandra Tarantino (dpa)
Nachdenklicher Papst Franziskus / © Alessandra Tarantino ( dpa )

Ziel des internationalen Forums war ein Austausch über das globale Phänomen der Korruption sowie deren Verflechtung mit mafiösen Organisationen. Veranstaltet wurde das Forum von der Vatikanbehörde für Menschenrechte und Entwicklung unter Leitung von Kurienkardinal Peter Turkson gemeinsam mit der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften.

Papst Franziskus hat Korruption als "schlimmstes soziales Übel" und als "Krebs" gegeißelt. Korruption liefere den "Lebenssaft für die Kultur des Todes der Mafia-Vereinigungen und krimineller Organisationen", schreibt der Papst im Vorwort zu einem Interviewband von Kardinal Peter Turkson, Leiter der Vatikanbehörde für Menschenrechte und Entwicklung. Das von Vittorio Alberti herausgegebene Buch mit dem Titel "Corrosione" erschien am Donnerstag in Italien.

Am Ursprung der "Ausbeutung des Menschen durch den Menschen", fehlender Entwicklung, Menschen-, Waffen- und Drogenhandels sowie sozialer Ungerechtigkeit stehe Bestechlichkeit, so der Papst. In gleicher Weise machte er diese Haltung für Sklaverei, Arbeitslosigkeit, Verwahrlosung der Städte und Umweltschäden verantwortlich. Korruption sei die Waffe und die verbreitetste Sprache mafiöser Organisationen, schrieb Franziskus.

Lauheit, Scheinheiligkeit, Triumphalismus

Die Korruption enthülle "ein anti-soziales Verhalten, das so stark ist, dass es die Gültigkeit der Beziehungen und so schließlich die Pfeiler, auf die eine Gesellschaft gründet, auflöst". Dabei warnte der Papst, jeder Mensch sei der Versuchung der Korruption ausgesetzt. "Auch wenn wir meinen, wir hätten sie besiegt, kann sie wieder erscheinen", so der Jesuit.

Als eine Form der Korruption in der Kirche bezeichnete Franziskus "die spirituelle Weltlichkeit, Lauheit, Scheinheiligkeit, Triumphalismus, die Vorherrschaft des Geistes der Welt über unser Leben, den Sinn der Gleichgültigkeit". Die Kirche müsse sich "zu den Schmerzen und Hoffnungen der Menschen neigen", ohne Angst, selbst "beharrlich den Weg der Besserung zu suchen".

Christen und Nichtchristen

Eine Hilfe im Kampf gegen Korruption sei die Schönheit, weil sie den Menschen befähige, "das Haupt gegen alle Ungerechtigkeiten zu erheben", so der Papst. "Wir, Christen und Nichtchristen, sind Schneeflocken, aber wenn wir uns vereinen, können wir eine Lawine werden", schrieb Franziskus. Nötig sei ein "neuer Humanismus" gegen die Korruption. Dazu brauche es den Beitrag von Menschen aller Glaubensrichtungen wie von Nichtglaubenden "je nach den eigenen Möglichkeiten, den eigenen Talenten, der eigenen Kreativität".

Aus Deutschland war eine Delegation von Transparency International in den Vatikan gereist. Die Vorsitzende der Organisation, Edda Müller, betonte, die Glaubwürdigkeit der Kirche hinge auch von ihrem Umgang mit Geld und Macht ab. Fortschritte könne es beispielsweise bei der Erstellung von Bistumsbilanzen und bei der Bewertung kirchlicher Immobilien geben. Problematisch seien auch Strukturen, in denen Aufsichtsgremien von denjenigen bestellt würden, die zu kontrollieren seien.

Konsequent Vorgehen

Im Vorgehen gegen korruptionsgefährdete Strukturen sollten die Kirchen über Konfessionsgrenzen hinweg und mit zivilgesellschaftlichen Organisationen kooperieren, sagte die Vorsitzende der Arbeitsgruppe für Kirchliche Entwicklungszusammenarbeit bei Transparency International, Sonja Grolig. Die Delegation warb dafür, bei Geistlichen und Laien ein Bewusstsein für die Probleme zu schärfen. Hinsichtlich unzureichender Kontrollinstanzen habe etwa der Fall Limburg sensibilisierend gewirkt. Dort hatten die hohen Kosten von 31 Millionen Euro für den Bau der dortigen Bischofsresidenz für Schlagzeilen gesorgt und entscheidend zum Rücktritt des damaligen Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst beigetragen.

Aufsichtsgremien könnten eine wertvolle Unterstützung für Entscheidungsträger sein, hieß es weiter. Allerdings müssten die Mitglieder dieser Gremien Experten auf ihrem Gebiet sein und unabhängig arbeiten können. Dies sei in der Vergangenheit nicht immer der Fall gewesen, so die Vertreterinnen von Transparency, die nach eigenen Angaben auf Bitten der Deutschen Bischofskonferenz an dem Forum teilnahmen.


Quelle:
KNA