Inklusiver Stadionlauf in Köln

"Kirche. läuft"

"Kirche. läuft" – so das Motto des diesjährigen Paxbank-Stadionlaufs in Köln. Das Event ist das größte inklusive Laufsportereignis in der Bundesrepublik. Organisiert wird das Ganze vom DJK-Sportverband.

10-Kilometer-Lauf / © Britta Pedersen (dpa)
10-Kilometer-Lauf / © Britta Pedersen ( dpa )

domradio.de: Nächsten Sonntag, am 18. Juni, startet der 9. Stadionlauf unter dem Motto "Kirche.läuft". Wie ist dieser Lauf entstanden?

Niermann: Als Sportverband hatten wir ein großes Sportfest, bei dem fast alle Sportarten, die bei uns im Verband stattfinden, präsent waren. Das führte dazu, dass es viele kleinteilige Veranstaltungen gab. Irgendwann haben wir gemerkt, dass wir viel lieber einen Querschnitt unserer Vereine mit einem Querschnitt unserer Gesellschaft zusammenbringen möchten. Sie alle sollen zusammen Sport machen, der ihnen Spaß macht. Es ist uns wichtig, dass die Leute als Gemeinschaft zusammenkommen. Von fünf bis 80 Jahre soll jeder Freude daran haben. Das Laufen ist solch ein Sport.

domradio.de: Könnte man sagen, "Kirche läuft" ist all-inclusive? Das heißt, jeder darf an den Start?

Niermann: Ja! Das Ganze ist ökumenisch organisiert. Vor den Läufen gibt es einen Segen für die Läufer - sowohl von katholischen Laien und Priestern, als auch von der evangelischen Seite. Da kommen alle zu ihrem Recht. Laufen spricht jeden an. Sport und Bewegung sind unabhängig davon, ob man sich sprachlich versteht. Wir wollen alle Leute ansprechen, die an so etwas Lust haben. Wir wollen in erster Linie nicht, dass es ein ökumenisches Fest ist, sondern wir wollen, dass es ein gesellschaftliches Fest ist. Der Gedanke der Gemeinschaft steht vor allem. 

domradio.de: Denken Sie, dass Laufen christliche Gemeinschaft fördern kann?

Niermann: Auf jeden Fall. Aus diesem Stadionlauft und "Kirche läuft" ist zum Beispiel erwachsen, dass sich Firmgruppen gefunden haben, die mit uns "spirituelles Laufen" machen. Das heißt, sie machen ihre Firmvorbereitung mit dem Laufen zusammen. Sie treffen sich einmal pro Woche und bringen pastorale Themen in das Laufen hinein. Laufen kann im pastoralen Leben ein sehr bewegendes Element sein

domradio.de: Der Lauf und das Fest sollen inklusiv sein. Was muss man bedenken, wenn man solch ein Ereignis organisiert? 

Niermann: Inklusion passiert nicht von allein. Wir mussten uns im Vorfeld genau Gedanken machen, wer kommen soll und kommt. Dafür haben wir die Leute gefragt, die kommen wollen. Zum Beispiel ist auch die Behindertenpastoral des Erzbistums Köln mit in der Planung. Es gibt eine große Gemeinde von Menschen mit einer Hörbehinderung. Beim letzten Stadionlauf waren 300 Leute von ihnen mit am Start. Dafür brauchten wir viele Gebärdendolmetscher. Sie sind über die Hörbehinderten-Pastoral mitgekommen. Sie haben zum Beispiel Gebärdendolmetscherkurse für alle Besucher angeboten. So konnte jeder etwas mit einbringen. Außerdem hatten wir Fachpersonal dabei, das sich speziell um Menschen mit Sehbehinderung gekümmert hat. Einige von Ihnen stellen sich auch zur Verfügung, Läufer mit Sehbehinderung auf ihrer Strecke zu begleiten.

domradio.de: Für alle Erwachsenen, die nicht ganz so fit sind: was ist die kürzeste Strecke, die man laufen kann?

Niermann: Die kürzeste Strecke ist ein Kilometer lang. Diese Strecke ist komplett asphaltiert. Da kann jeder mitkommen. Auch Läufer, die im Rollstuhl sitzen, ein Handbike haben oder die nicht so gut zu Fuß sind. 

domradio.de: Um den Lauf herum wird es ein Familienfest geben, das heißt, auch wer gar nicht laufen mag, kann etwas erleben. Was genau wird sich da abspielen?

Niermann: Es wird viele Spiel- und Mitmachstationen geben. Das Fest ist für die ganze Familie. Jeder soll dort etwas zu tun haben. Für Kinder wird es beispielsweise einen kleinen 500-Meter-Lauf geben, den "Bambini-Lauf" bei "Kita läuft". Währenddessen können die Jugendlichen im "Bubbelsoccer" gegen einander antreten. Für die Älteren gibt es, wie bereits angesprochen, die längeren Läufe. Viele Partner von uns bauen (Spiel-) Stationen und Stände auf dem ganzen Gelände auf. 

domradio.de: Bei dem Ganzen gibt es auch noch den Segen von oben. Es wird einen integrativen Gottesdienst geben. Wo wird das sein?

Niermann: Das wird in Sankt Georg am Waidmarkt sein. In dieser Kirche ist auch die Behindertenpastoral ansässig. Dort gibt es einen Gebärdenchor. Den zu sehen, ist absolut genial. Von dort kann man dann mit einem Bus direkt zum Stadion fahren. Alles ist gut organisiert.

Das Interview führte Verena Tröster.


Teilnehmer laufen über benutzte Wasserbecher  bei einem Marathon / © Gregor Fischer (dpa)
Teilnehmer laufen über benutzte Wasserbecher bei einem Marathon / © Gregor Fischer ( dpa )
Quelle:
DR