Wie das Erzbistum Köln sich den Armen nähern möchte

Neue Weiterbildung zur Sozialpastoral gestartet

Immer wieder wird über Armut in Deutschland gesprochen, in vielen Statistiken wird sie ermittelt. Aber wie können Gemeinden sie erkennen und damit umgehen? Jetzt gibt es ein Weiterbildungsprogramm in Köln.

Armut ist ein weltweites Problem (dpa)
Armut ist ein weltweites Problem / ( dpa )

Neubausiedlung, schicke Gärten und mindestens zwei Autos vor der Haustür. Nicht jeder Gemeinde und nicht allen Gemeindemitgliedern im Erzbistum Köln geht es so gut, vielen sogar wesentlich schlechter. Weihbischof Ansgar Puff kennt die Situation: "Oft ist es ja so, Du arbeitest in einer Pfarrei und es gibt einen riesigen Hochhauskomplex. Normalerweise arbeitet eine Pfarrei – wie immer – in einem bürgerlichen Umfeld. Das Hochhaus gibt es, da wird ein bisschen Caritas gemacht und gut ist.“ Aber das findet Weihbischof Ansgar nicht richtig. Es sei wichtig, dass sich die Menschen, die in der Pfarrei arbeiten, für die Armen einsetzen. Schon zu Beginn seines Pontifikates visionierte Papst Franziskus: "Wie sehr wünschte ich mir eine arme Kirche für die Armen!“ Diese Vision verfolgt auch der Kölner Weihbischof und Bischofsvikar für die Armen.

"Kompetenz und Know-How" für einen guten Umgang

Daher haben der Kölner Weihbischof und die Caritas ein Weiterbildungsprogramm für pastorale Mitarbeiter in die Wege geleitet. Es gehe darum, wie pastorale Mitarbeiter mehr einen Blick für Situation der Armut in der eigenen Pfarrei bekommen können. "Dafür braucht man außer gutem Willen und Engagement auch Kompetenz  und Know-How", erklärt er.

Das soll im Weiterbildungsprogramm der Katholischen Hochschule Köln vermittelt werden. "Wir wollen keine kleinen Sozialarbeiter aus den Mitarbeitern machen", sagt Prof. Dr. Michael Ziemons, wissenschaftlicher Leiter des neuen Angebotes, der die Inhalte an insgesamt 15 Kurstagen freitags und samstags vermitteln wird. Sie sollen lernen, die Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben, zu verstehen, sodass sie auf die Nöte der Menschen eingehen und entsprechend eingreifen könnten. Etwa wird sich Gedanken darüber gemacht, warum arme Menschen arm sind. Sind sie selber schuld, oder sind sie unverschuldet in die Armut gerutscht? Macht das überhaupt einen Unterschied? Es gehe darum, wie man so mit ihnen umgehe, dass sie sich nicht von oben herab behandelt fühlten. Wie führt man ein hilfreiches Gespräch, oder wie kann man den Menschen helfen, ohne sie zu Almosenempfänger zu machen. Wie lässt man ihnen die Würde?

Mit der Gemeinde sprechen

Ein weiteres Problem der Armut sei aber auch der Umgang der Gemeinde mit den Armen. Wie kann man da vermitteln? Wenn ein Obdachloser vor der Kirche schlafen wolle und die Gemeindemitglieder regten sich darüber auf, dann müssten die pastoralen Mitarbeiter mit der Gemeinde sprechen. Wegjagen dürfe ja nicht die Lösung sein, sagt Weihbischof Puff. "Wir müssen das aushalten und darüber sprechen". Ein Ziel, das in der Weiterbildung vermittelt wird, ist es, Arm und Reich, Jung und Alt und Kranke und Gesunde zusammen zu bringen. (mt)


Dominik Meiering, Michael Ziemons, Weihbischof Ansgar Puff (v.l.n.r.) (KatHO)
Dominik Meiering, Michael Ziemons, Weihbischof Ansgar Puff (v.l.n.r.) / ( KatHO )
Quelle:
DR