Umfrage zum deutschen Gesundheitssystem

Daumen hoch

Das Gesundheitssystem - prima. Das Solidarsystem - prima. Die Deutschen geben laut einer Umfrage den Strukturen gute Noten - vor allem, wenn sie selbst gesund sind. Das Bild ändert sich bei eigener Krankheit.

Autor/in:
Anna Mertens
Patienten im Wartezimmer / © Maurizio Gambarini (dpa)
Patienten im Wartezimmer / © Maurizio Gambarini ( dpa )

Die Deutschen sind zufrieden: mit dem Gesundheitssystem allgemein, dem Solidarprinzip der gesetzlichen Krankenkassen, der Hausarzt-Versorgung und der Gerechtigkeit des Systems. Das geht aus dem repräsentativen "Meinungspuls Gesundheit" hervor, den die Techniker Krankenkasse (TK) am Mittwoch in Berlin vorstellte.

Besonders zufrieden sind Junge und Gesunde. Schlechter werden die Zustimmungswerte, wenn der eigenen Gesundheitszustand angeschlagen ist und der Blick in die Zukunft gerichtet wird.

So zufrieden wie nie

Für den "Meinungspuls" hat Forsa im Auftrag der TK im Januar und Februar repräsentativ 2.001 Erwachsene befragt. Bereits zum elften Mal hat die Krankenkasse die Befragung durchführen lassen. Doch so zufrieden wie derzeit seien die Deutschen in keiner Erhebung zuvor gewesen, erklärte der Vorstandsvorsitzende Jens Baas.

55 Prozent sind demnach mit dem Gesundheitssystem zufrieden, weitere 29 Prozent sehr oder vollkommen zufrieden. Vor allem bei der jüngeren Generation, den 18- bis 25-Jährigen, ist die sehr positive Einstellung ausgeprägt: 43 Prozent sind hier sehr oder vollkommen zufrieden.

Zufriedenheit steigt mit Gehalt

Deutliche Unterschiede zeigen sich jedoch bei einer genaueren Analyse der Befragten. So fällt die Zufriedenheit mit steigendem Gehalt größer aus. Bei den Geringverdienern mit weniger als 1.500 Euro netto im Monat liegt die hohe Zufriedenheit bei 19 Prozent. Kommen monatlich mehr als 3.000 Euro im Haushalt zusammen, liegt die große Zustimmung bei 28 Prozent, und ab 4.000 Euro netto sind es 37 Prozent.

Einen deutlichen Zusammenhang zeigt die Umfrage zudem zwischen dem eigenen Gesundheitszustand und der Zufriedenheit mit dem Versorgungssystem. Ein Drittel derer, die bei guter Gesundheit sind, geben auch dem System gute Noten. Von denen, die mit ihrer Gesundheit hadern, ist es ein Viertel.

Gleiches gilt für die Frage nach der Gerechtigkeit des Gesundheitssystems. Auch hier ist die Zustimmung höher bei fitten Befragten. Unter Kränklichen oder Kranken herrscht eher die Meinung vor, dass das Gesundheitssystem ungerecht ist. Im Schnitt ist aber die Mehrheit von der Gerechtigkeit überzeugt.

Lob für Solidarprinzip

Auch das Solidarprinzip in der gesetzliche Krankenversicherung halten 83 Prozent für gut. "Vor allem die junge Generation steht hinter diesem Prinzip", sagte Baas. So ist die Zustimmung zum Solidarsystem bei den 18- bis 39-Jährigen mit 88 Prozent besonders hoch. Zugleich sind drei Viertel der Meinung, dass jeder die Möglichkeit haben sollte, zwischen gesetzlicher und privater Versicherung zu wählen.

Derzeit sind demnach knapp 90 Prozent gesetzlich versichert, der Rest privat. Gut die Hälfte findet vor diesem Hintergrund, dass das deutsche Gesundheitssystem zukunftsfähig ist. Digitale Technologien und Vernetzung werden aus Sicht von 80 Prozent Fortschritte bringen.

Gerade bei der Kommunikation setzen die Jüngeren auf weitere Entwicklungen - etwa bei der Terminvergabe online. Zugleich legt die Mehrheit großen Wert auf den Datenschutz.

Warten auf Termin nervt

Trotz des Glaubens an die Zukunftsfähigkeit ist die Erwartung an die Leistung im Verhältnis zum Beitrag eher dürftig. So gehen 91 Prozent der Befragten davon aus, dass die Beiträge für die Kassen steigen werden, erwarten aber keine Verbesserung des Leistungsumfangs. Mehr als die Hälfte rechnet sogar damit, dass das Leistungsangebot der gesetzlichen Krankenversicherung künftig schmaler wird. 58 Prozent würden höhere Beiträge und Zuzahlungen akzeptieren, um den aktuellen Leistungsumfang zu behalten.

Gefragt nach der ärztlichen Versorgung, überwiegt wieder die Zufriedenheit. 85 Prozent sind mit der ambulanten Versorgung beim Arzt in ihrer Umgebung zufrieden. Kommt der Facharzt ins Spiel, nervt die Mehrheit das Warten auf einen Termin. Bei Klinken interessiert die Befragten vor allem die Qualität sowie die Erfahrung der Ärzte.

Gefragt nach der Zukunft, zeichnet sich auch hier Pessimismus ab: 43 Prozent erwarten eine sinkenden Qualität der Versorgung.


Quelle:
KNA