Bundespräsident Steinmeier würdigt Bethel-Stiftungen

"Gleiche unter Gleichen"

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Arbeit der evangelischen v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel zu deren 150-jährigem Bestehen gewürdigt. "Der Wert einer Gesellschaft ist, füreinander einzustehen", betonte Steinmeier.

Bodelschwinghsche Stiftungen: Behindertenwerkstatt "Kracks" in Bielefeld / © Harald Oppitz (KNA)
Bodelschwinghsche Stiftungen: Behindertenwerkstatt "Kracks" in Bielefeld / © Harald Oppitz ( KNA )

Die Stiftungen stünden "für einen weit über unsere Landesgrenzen hinaus bekannten Ort, an dem Menschen, die auf die Hilfe anderer angewiesen sind, dennoch als Gleiche unter Gleichen leben können", sagte Steinmeier laut vorab verbreitetem Manuskript am Ostermontag. 

Die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel mit Sitz in Bielefeld gehen auf eine 1867 gegründete Anstalt für Menschen mit epileptischen Erkrankungen zurück. Gründer war die Innere Mission, Vorläufer der Diakonie. Später wurden auch suchtkranke, behinderte und psychisch kranke Menschen aufgenommen. In Bethel entstanden Werkstätten, Schulen und eine Kirche. Nach diesem Vorbild wurden in Deutschland weitere Orte aufgebaut.

"Offenheit für andere"

Wer Gemeinschaft verwirklichen wolle, müsse Verständnis und Verantwortung füreinander stärken, betonte Steinmeier. "Das sollten wir umso mehr in dieser Zeit, in der Gesellschaft droht, in ihre Einzelteile zu zerfallen. In der man sich zunehmend zurückzieht in Komfortzonen und Echokammern, in der man - gerade im Internet - die Selbstbestätigung unter Gleichgesinnten viel eher sucht als die Offenheit für andere."

Lebensqualität von Menschen mit Behinderungen

Genau dies versuche Bethele zu leisten, von Kita und Schulzeit bis hin zur Altenhilfe, erklärte der Bundespräsident. Zugleich sagte er, dass auch Bethel und die Bodelschwinghschen Stiftungen "nicht zum Reich Gottes auf Erden" geworden seien. Dort seien "Ideale in ihr Gegenteil verkehrt" worden, wie in der Fürsorgeerziehung der 1950er und 1960er Jahre. "Aber die Bodelschwinghschen Stiftungen haben über die Jahre ganz wesentlich beigetragen zu einer spürbar besseren Lebensqualität von Menschen mit Behinderungen, zu medizinischen und sozialen Innovationen, zur Verwirklichung eines besseren Miteinanders", so Steinmeier. 

Bethel bietet mit rund 18.000 Mitarbeitern nach eigenen Angaben an 280 Orten Betreuung, Unterstützung und Hilfe an. Dazu zählen unter anderem Wohngruppen, ambulante Dienste und stationäre Hospize sowie Pflege- und Seniorenzentren, Werkstätten und Schulen. Der Name Bethel bedeutet im Hebräischen "Haus Gottes". Bethel ist Teil der Diakonie und so mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) verbunden.