Glücksforscher zum Weltglückstag

Hat der Mensch verlernt, glücklich zu sein?

Wie setzt sich Glück zusammen? Was kann man tun, um im Leben glücklicher zu sein? Zum heutigen internationalen Tag des Glücks erklärt Glücksforscher Dominik Dallwitz-Wegner, was Glück ausmacht und wie es erhalten werden kann.

Smilies / © Martin Schutt (dpa)
Smilies / © Martin Schutt ( dpa )

domradio.de: Was sind die "GlücksStifter"?  

Dominik Dallwitz-Wegner (Soziologe, Glücksforscher und Autor der Website "GlücksStifter"): "GlücksStifter" besteht aus einem Netzwerk von Menschen, die sich darum bemühen, das Glück in die Welt zu bringen.

domradio.de: Und wie bringt man das Glück in die Welt?

Dallwitz-Wegner: ...Indem man den Menschen Möglichkeiten anbietet, Glück zu erfahren. Zum Beispiel geben wir Trainings, wie man das Glück verbessern und die Glücksmomente steigern kann, oder wie man die Lebenszufriedenheit verbessern kann. Das geschieht in allen möglichen Bereichen: im schulischen, unternehmerischen und privaten Bereich.

domradio.de: Wenn Sie das Glück in drei Sätzen erklären müssten – was würden Sie sagen?

Dallwitz-Wegner: Der erste Satz ist: Glück ist, wenn man sich glücklich fühlt. Das hört sich erst einmal sehr einfach an, und so einfach ist es auch. Zu jeder Situation, in der man positive Gefühle hat, könnte man auch "Glück" sagen. Der zweite Satz ist: Wenn man sich diese Glücksgefühle anschaut - sind es zwei große Gruppen: das Eine sind die Glücksmomente, das Andere ist die Lebenszufriedenheit. Dabei ist das Eine sehr kurzfristig, das Andere eher reflektiert und langfristig. Und diese Beiden zusammen ergeben das Glück. Das heißt: Glücksmomente plus Lebenszufriedenheit.

domradio.de: Hat sich die Definition von Glück in den vergangenen zehn Jahren, seit Sie sich damit beschäftigen, verändert?

Dallwitz-Wegner: Ja! Am Anfang hatte ich recht komplizierte Konstrukte im Kopf, was Glück ist. Diese bestanden aus vielen Teilen und waren durch die Philosophie und die Soziologie geprägt. Das hat sich über die Arbeit immer weiter vereinfacht, bis ich dazu gekommen bin, zu sagen: "Glück ist, wenn man sich glücklich fühlt."

domradio.de: Man könnte sagen, dass es uns Deutschen so gut geht, wie niemals zuvor in der Geschichte. Wir leben in Frieden und die meisten von uns in Wohlstand. Trotzdem sind wir fast alle auf der Suche nach dem Glück. Haben wir verlernt, glücklich zu sein? 

Dallwitz-Wegner: Die Zahlen sagen etwas Schockierendes, und zwar, dass die Deutschen glücklich sind. Die Lebenszufriedenheit ist relativ hoch. Das mit den Glücksmomenten kann man noch lernen. Da können wir noch ordentlich dazu legen. An dieser Stelle ist noch viel Raum nach oben, aber die Deutschen sind nicht ständig unglücklich. Was man für die Bevölkerung tun kann, ist zum einen, zu zeigen, wie man Glücksmomente genießen kann, und nach außen hin freundlich mit anderen Menschen umgeht. Da haben wir einigen Nachholbedarf. Ob es der Busfahrer ist, oder wie wir im Straßenverkehr miteinander umgehen - aber auch bei vielen anderen Dingen. Was die Lebenszufriedenheit angeht, können wir auch noch einiges tun. Zum Beispiel die Dankbarkeit ist eine große Möglichkeit, den Optimismus zu kultivieren.

domradio.de: Ist es tatsächlich so, dass wir manchmal vergessen, dass Glück auch ganz klein sein kann?

Dallwitz-Wegner: Ja - es kann klein sein, aber auch groß. Ein Glückstagebuch zum Beispiel ist ein sehr effizientes Tool, um sein Leben zu verbessern. Manche schrecken davor zurück und sagen, wenn man drei bis fünf Dinge aufschreibt, dann kann es das nicht gewesen sein. Aber genau das ist es: das Glück trainieren besteht darin, kleine Mosaiksteinchen zu einem großen, wunderbaren Bild zusammenzusetzen. Sich täglich drei Dinge zu suchen, für die man dankbar sein kann, selbst wenn der Tag schlecht ist, ist zwar etwas Kleines, verbessert aber den Schlaf und führt zu einer besseren Stimmung. Andererseits ist genau das Teil eines ganz Großen, denn wir sind in der Lage, unser Leben als Ganzes zu verbessern. Das besteht aus eben diesen kleinen Facetten.

Das Gespräch führte Silvia Ochlast.


Quelle:
DR