Neue Studie zu Leitungsaufgaben in Kitas

Kaum Zeit dafür

An vielen Kindertagesstätten in Deutschland fehlt einer Studie zufolge die Zeit für Leitung und Planung. Darunter leidet die pädagogische Betreuung, warnen die Autoren der Studie. Die Bertelsmann Stiftung fordert die Aufstockung von Personal.

Wenig Zeit für Leitungsaufgaben in Kitas / © Monika Skolimowska (dpa)
Wenig Zeit für Leitungsaufgaben in Kitas / © Monika Skolimowska ( dpa )

Für Pädagogik, Personal, Budget und Elterngespräche fehle den Leiterinnen und Leitern in Deutschland durchschnittlich etwa die Hälfte der eigentlich notwendigen Zeit, wie die Stiftung in Gütersloh mitteilte. Den Empfehlungen der Bertelsmann Stiftung nach sollte jede Kita unabhängig von ihrer Größe idealerweise über eine Grundausstattung von 20 Stunden pro Woche für Führungs- und Leitungsaufgaben verfügen.

Die wenigsten Kitas erfüllen Empfehlungen

Zusätzlich zu diesem Sockel sollten jeder Einrichtung pro rechnerisch ganztags betreutem Kind 0,35 Stunden wöchentlich eingeräumt werden, um dem höheren Leitungsaufwand mit wachsender Kita-Größe gerecht zu werden. Lediglich 15 Prozent der mehr als 51.000 Kitas in Deutschland erfüllen der Studie zufolge die Empfehlungen.

Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung, kritisierte, dass die Bedeutung der Führungsaufgaben für die Qualität einer Kita lange unterschätzt worden sei. "Eine gute Kita braucht kindgerechte Personalschlüssel und eine professionelle Leitung. Das verbessert die Qualität in den Kitas und hat einen positiven Einfluss auf die Bildungschancen der Kinder", sagt Dräger. Die gestiegenen Ansprüche von Eltern, Gesellschaft und Politik könne eine Kita kaum erfüllen, wenn nicht wenigstens eine halbe Stelle für Leitungsaufgaben vorhanden sei.

Jede zweite Kita hat laut Erhebung noch nicht einmal den empfohlenen Sockel von 20 Leitungsstunden zur Verfügung. Fast 11 Prozent der deutschen Kitas haben demnach sogar überhaupt keine zeitlichen Ressourcen für Leitungs- und Verwaltungsaufgaben. Davon betroffen seien vor allem kleinere Einrichtungen.

Bundesweiter Standard gefordert

Die Lage in den einzelnen Bundesländern stellt sich der Analyse zufolge höchst unterschiedlich dar. Überhaupt keine zeitlichen Ressourcen für Führungsaufgaben haben demnach in Bremen 28 Prozent der Kitas, in Sachsen-Anhalt und Thüringen hingegen nur knapp ein Prozent. Und während in Hamburg jede zweite Kita die Empfehlung der Experten erfüllt, erreichen in Thüringen nur drei Prozent der Kitas den empfohlenen Wert. Die Bertelsmann Stiftung fordere deswegen einen gesetzlich verankerten, bundesweit einheitlichen Standard.

Laut Stiftung fehlen für die Leitungsebene umgerechnet 21.800 Vollzeitkräfte. Bundesweit würde dies einen Anstieg der Personalkosten um jährlich bis zu 1,3 Milliarden Euro bedeuten - etwa 5 Prozent der derzeitigen öffentlichen Ausgaben für die Kindertagesbetreuung.


Quelle:
KNA , epd