Caritas-Referent berichtet von dramatischen Situationen in Kenia

"Bedrückende Bilder"

Zwei Millionen Menschen leiden im Norden Kenias unter einer anhaltenden Dürre. Wolfgang Fritz von Caritas International war gerade vor Ort und berichtet domradio.de von dramatischen Bildern von unzähligen Nutzviehkadavern.

Dürre in Kenia / © Stephen Morrison (dpa)
Dürre in Kenia / © Stephen Morrison ( dpa )

domradio.de: Zwei Millionen Menschen ohne ausreichend Wasser und Nahrung. Das klingt dramatisch. Wie sieht die Lage in Kenia aus?

Wolfgang Fritz (Länderreferent Ostafrika für Caritas International): Die Lage ist in der Tat sehr dramatisch. Ich bin gerade auf dem Rückweg aus dem Norden Kenias. Was ich dort gesehen habe, das waren bedrückende Bilder und dramatische Situationen. Das betroffene Gebiet ist ein sehr großes, was hauptsächlich von Nomaden bewohnt ist. Weit und breit gibt es trockene Steinwüsten. Die Nomaden leben dort und wandern normalerweise mit ihren Tieren dem Wasser hinterher. Aber dieses Jahr ist das Wasser ausgeblieben. Viele, viele Tiere sind eingegangen. Ich habe auf der Reise hunderte Kadaver gesehen. Ganze Herden sind eingegangen. Die Menschen haben damit ihre Existenzgrundlage verloren. Diese Menschen leben nämlich mit und von den Tieren. Sie ernähren sich von der Milch und dem Fleisch der Tiere und sie verkaufen die Tiere, um ihre anderen Lebensmittel oder notwendigen Güter zu finanzieren.

domradio.de: 400.000 Euro Soforthilfe gibt es von der Caritas. Was passiert mit dem Geld?

Fritz: Dieses Geld kommt den betroffenen Familien zugute. Sie sind in erster Linie abhängig von Wasserlieferungen und von Nahrungsmittellieferungen. Vor allem die Wasserversorgung ist sehr aufwändig, weil sie mit Tankfahrzeugen gewährleistet werden muss.

domradio.de: Das ist eine relativ abgelegene Region im Norden Kenias. Wie kommen die Hilfsmittel denn da bei den Menschen an?

Fritz: Der Transport von Nairobi nach Marsabit selbst - das ist eine 30.000 Einwohner-Stadt - ist vergleichsweise einfach, weil es dort eine durchgehende geteerte Straße gibt. Von dort aus muss es dann mit kleineren Fahrzeugen in die weit entfernten Dörfer gebracht werden.

domradio.de: 400.000 Euro für Nahrung für zwei Millionen Menschen. Das klingt ein bisschen auch wie der Tropfen auf den heißen Stein. Das ganze Problem ist damit nicht gelöst, oder?

Fritz: Bei Weitem nicht. Es hat Gott sei Dank die Regierung den nationalen Notstand erklärt und als nationale Katastrophe anerkannt. Damit werden hoffentlich in den kommenden Tagen auch weitere Mittel von der Regierung freigegeben um den Menschen zu helfen. Trotzdem hat die kenianische Regierung die internationale Gemeinschaft um zusätzliche Hilfe gebeten. Wir werden weiter das Bestmögliche tun.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Quelle:
DR