Karnevalisten gegen AfD-Parteitag in Kölner Hotel

"Ein Nadelstich gegen unsere bunte Gesellschaft"

Die AfD will ihren kommenden Parteitag in Köln abhalten, und zwar in dem Hotel, in dem zurzeit fröhliche Karnevalssitzungen stattfinden. Das ist vielen Größen des Kölner Karnevals, wie Bömmel Lückerath von den Bläck Fööss, ein Dorn im Auge.

Bömmel Lückerath (DR)
Bömmel Lückerath / ( DR )

domradio.de: Warum haben Sie gemeinsam einen Aufruf gestartet?

Bömmel Lückerath (Gründungsmitglied der "Bläck Fööss"): Tja, es ist schon ein beklemmendes Gefühl für uns alle, nach diesen fürchterlichen Auswüchsen in der Rede von Herrn Höcke, mit einem schönen, lustigen Gefühl auf die Bühne des Maritim-Hotels zu gehen, wenn man weiß, dass da im April der AfD-Parteitag stattfindet, wo Herr Höcke wohl auch schlimmstenfalls seinen Schmutz loswerden kann. Das ist einfach ein fürchterliches Unbehagen unter uns karnevalistischen Musikern, da zu stehen und dieses Gefühl zu haben. Deswegen haben wir uns zusammengesetzt und überlegt, wie wir zumindest unserer Beklemmung Ausdruck verleihen können.

domradio.de: In dem Aufruf ist ja auch von Nächstenliebe die Rede. Was erhoffen Sie sich von dem Aufruf?

Lückerath: Wir erhoffen uns davon, dass das Management des Maritim-Hotels sich die Sache noch überlegt, denn das ist ja geradezu auch noch eine zusätzliche Provokation, diesen Parteitag in Köln stattfinden zu lassen, wo wir doch wirklich sehr gebeutelt sind durch die Demos, die ständig hier in Köln stattfinden. Wir empfinden das als Nadelstich gegen unsere verhältnismäßig bunte Gesellschaft hier in Köln. Und wir erhoffen uns, dass Maritim, das ja wohl in mehreren anderen Hotels solche Veranstaltungen hat durchgehen lassen, sich mal überlegt, dass wir in Köln da nicht so sehr mit einverstanden sind, um das mal ganz vorsichtig zu sagen. Im Gegenteil, dass wir sehr empört sind darüber.

domradio.de: Das Hotel kann natürlich sagen: Wir können vermieten an wen wir wollen, wir müssen ja nicht der inhaltlichen Meinung unserer Gäste sein. Druck machen können Sie ja schlecht.

Lückerath: Das wollen wir auch nicht, wir können das nicht verhindern, ist ganz klar. Aber wir können an die Vernunft appellieren. Köln hat, wenn auch keinen Sonderstatus, dann aber zumindest eine Besonderheit in dieser bunten und toleranten "Gesellschaftsansicht". Und da im Maritim eben ganz besonders viele Karnevalsveranstaltungen und -sitzungen stattfinden, vielleicht überlegen sich die Herrschaften das noch mal, um einfach auch den Kölnern zu signalisieren, wir stehen auf Eurer Seite - mehr als auf der anderen Seite.

domradio.de: Es gibt ja Aufklärungsaktionen, die geplant sind: am Freitag eine Pressekonferenz zum Neustart der Kölner Kampagne "Kein Veedel für Rassismus" in einem Reisebus gegenüber des Maritims findet die Veranstaltung statt. Und dann, am kommenden Samstag um 19 Uhr, gibt es die erste Mahnwache vor dem Hotel am Heumarkt. Jetzt sind Sie ja alle mitten im Karneval, haben eigentlich überhaupt keine Zeit. Können Sie da trotzdem hingehen?

Lückerath: Hingehen nicht, aber wir unterstützen die ganze Aktion durch unseren Aufruf; das ist unser Beitrag als Protest gegen diesen geplanten Parteitag. Wir haben unsere Meinung geäußert und hoffen, dass das noch größere Kreise zieht.

domradio.de: Und es bleiben ja noch die Großdemonstrationen, die für den 22. April mit mehreren Tausend Teilnehmern geplant sind - vom Heumarkt zum Rudolfplatz und zurück über den Friesenplatz und Bahnhofsvorplatz zum Maritim. - Wie kann man bis dahin im Karneval für ein friedliches Miteinander werben?

Lückerath: Indem wir in unseren Auftritten darauf hinweisen und einfach Lieder singen, die eigentlich gegen die menschenverachtende Politik von speziellen Leuten aus der AfD gerichtet sind. Ich will damit die AfD nicht in Bausch und Bogen verurteilen, da mag es auch noch ein paar vernünftige Leute geben, aber es hat ja gezeigt, dass dieser Björn Höcke wohl überhaupt nicht begriffen hat, warum Deutschland seinerzeit so schrecklich zerstört worden ist.

Das Gespräch führte Heike Sicconi.


Quelle:
DR