Netz-Aktivist Krauthausen warnt vor gesellschaftlicher Verrohung

Caritas-Tagung "Sozial im Netz"

Der Berliner Internet- und Medienexperte Raul Krauthausen warnt vor einer gesellschaftlichen Verrohung durch Hass im Internet. "Als Krimineller hat man im Netz offensichtlich das Gefühl: Ich kann machen, was ich will."

Hetze im Schutz der Anonymität im Netz / © Ralf Hirschberger (dpa)
Hetze im Schutz der Anonymität im Netz / © Ralf Hirschberger ( dpa )

Der Kommunikationswissenschaftler und Buchautor äußerte sich am Dienstag auf der Caritas-Fachtagung "Sozial im Netz" in Köln. Es könne nicht angehen, dass das Schmieren von Hakenkreuzen auf Hauswänden verboten sei, auf Twitter oder anderen Plattformen im Internet aber als Meinungsäußerung durchgehe. "Das finde ich sehr schwierig", sagte Krauthausen.

Anpassung der Gesetzgebung gefordert

Raul Krauthausen fordert von der Politik eine Anpassung der Gesetzgebung, um ein effektives Vorgehen gegen Internethasskampagnen möglich zu machen. Der Medienexperte, der aufgrund seiner Glasknochenkrankheit auf den Rollstuhl angewiesen ist und sich mit seiner Aktionsgruppe "Sozialhelden" für Menschen mit Behinderungen engagiert, ist selbst das Ziel von Hassmails. "Ich bekomme etwa Morddrohungen oder die Aufforderung, im KZ mal duschen zu gehen", sagte er.

Er selbst erstatte regelmäßig Strafanzeige, was aber in aller Regel ins Leere verlaufe, weil die Polizei nicht dafür ausgestattet sei, die IP-Server der Täter zu verfolgen. Krauthausen rät daher zur Einrichtung einer Online-Meldestelle, an die sich Betroffene wenden können und "die einen direkten Draht zu Facebook und Twitter hat", damit auch tatsächlich etwas geschehe.

Potential im sozialen Bereich

Krauthausen verwies aber auch auf das positive Potenzial des Internets, etwa im sozialen Bereich. So hat seine Organisation "Sozialhelden" etwa die "Wheelmap"-App für Smartphones entwickelt.

Dabei handelt es sich um eine Art Stadtplan für Rollstuhlfahrer, bei der Betroffene auf einer digitalen Karte nachsehen können, wo in ihrer Umgebung Rampen vorhanden sind. Über die App kann jeder Nutzer auch selbst weitere Rampen eintragen. "Wir haben vor fünf Jahren mit 100 Einträgen in Berlin angefangen. Mittlerweile haben wir mehr als 730.000 Einträge in 25 Sprachen weltweit." In einem weiteren Projekt bieten die "Sozialhelden" auf www.brokenlifts.org Informationen, wo Fahrstühle an Haltestellen und Bahnhöfen defekt sind.


Aktivist Raul Krauthausen / © Jens Kalaene (dpa)
Aktivist Raul Krauthausen / © Jens Kalaene ( dpa )
Quelle:
epd