Kirchen in Deutschland: Mit guten Vorsätzen ins neue Jahr gehen

Gesellschaft nicht aus Augen verlieren

Vertreter der beiden großen Kirchen in Deutschland haben die Menschen dazu aufgerufen, mit guten Vorsätzen ins neue Jahr zu starten.

Erzbischof Reinhard Kardinal Marx (KNA)
Erzbischof Reinhard Kardinal Marx / ( KNA )

Zugleich appellierten sie am Wochenende, den Zusammenhalt in der Gesellschaft nicht aus den Augen zu verlieren.Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, ermutigte die Christen, sich für ein "gutes Miteinander in unserem Gemeinwesen einzusetzen". Das gelte auch mit Blick auf die Bundestagswahlen im Herbst, hob der Erzbischof von München und Freising hervor. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, mahnte, sich für eine,Teilhabe aller Menschen am Wohlstand in Deutschland einzusetzen.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki riet dazu, bei Neujahrsvorsätzen neben dem Körper auch die Seele einzubeziehen. Wichtig sei es, die "tiefe Sehnsucht" zu entdecken, "die unseremeigenen Grenzen überwinden will", sagte er dem Kölner domradio. Hier handle es sich um die Liebe Gottes, "die stärker ist, als ich es jemals sein werde".

Konkrete Visionen gefordert 

In Berlin rief Erzbischof Heiner Koch dazu auf, Gott im neuen Jahr "in die Mitte unseres Lebens zu rücken und unser Denken und Handeln an ihm Maß nehmen zu lassen". Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße forderte, konkrete Visionen für die unter Krieg und Terror leidenden Regionen zu entwickeln. Wenn militärischer Frieden erreicht sei, müsse die Staatengemeinschaft daran gehen, auch Armut, Elend und Unfreiheit zu besiegen. Sonst seien erneuter Terror und Krieg nur eine Frage der Zeit.

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick sagte, er erhoffe sich vom Jahr 2017 Reformen "für unser religiöses und auch für unser soziales und gesellschaftliches Leben". Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker hofft auf mehr direkte Gespräche unter den Menschen. Er bezeichnete eine weit verbreitete Sprachlosigkeit im zwischenmenschlichen Bereich als Grundübel der Gesellschaft.

Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger rief die Menschen auf, sich nicht "vom Strudel populistischer Strömungen" in den Abgrund ziehen zu lassen. Ähnlich äußerten sich auch der Aachener Bischof Helmut Dieser und seine Amtsbrüder aus Limburg und Speyer, Georg Bätzing und Karl-Heinz Wiesemann. Der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle beklagte, seit Jahrzehnten schwinde "die Sinnfrage aus der
politischen Debatte".

Fremdenhass als Fremdwort 

Münsters Bischof Felix Genn wandte sich gegen eine Furcht vor Überfremdung. Erfurts Bischof Ulrich Neymeyr wünschte sich, dass im Jahr 2017 "Fremdenhass zum Fremdwort wird". Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann warnte angesichts des islamistischen Terrors in Deutschland davor, Hass mit Hass zu beantworten.

Für ein lebendiges Glaubensleben warb der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke. Dabei gelte es, die Glaubensweitergabe an Kinder und Jugendliche zu intensivieren. Hankes Augsburger Amtsbruder Konrad Zdarsa stellte sich gegen Bestrebungen, die Unauflöslichkeit des katholischen Ehebundes von Mann und Frau infrage zu stellen. Es sei eine "Potenzierung menschlicher Irrwege", wenn versucht werde, "diese göttliche Definition des Menschen aufzulösen in ein gleichbedeutendes Vielerlei".

"Klägliche Versuche der Selbsterlösung"

Der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen rief dazu auf, eine "Seelsorge unter den Bedingungen der Gesellschaft und den Fragen dieser Zeit" in den Mittelpunkt zu rücken. Er hob beim Neujahrsempfang seines Bistums hervor, die Aufgabe, sich um die Armen zu kümmern, sei wichtiger als Diskussionen über Frauenpriestertum, Zölibat oder die Uhrzeiten der Christmetten.

In Passau kritisierte Bischof Stefan Oster eine Inflation von Wellnessbewegungen und spirituellen Angeboten als einen "großen Markt für Innerlichkeit". Anstelle von "kläglichen Versuchen der Selbsterlösung" könnten Christen auf Gott bauen. Auch der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, ermutigte zu mehr Gottvertrauen.

Impulse für Einheit der Christen erhofft 

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann kündigte in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) an, in den kommenden Monaten Vorschläge für eine neue Pfarreienstruktur in seinem Bistum vorzulegen. Die Reformen waren auch Thema auf der vor einem halben Jahr beendeten Bistumssynode, die bundesweit Beachtung gefunden hatte.

Mehrere Bischöfe verwiesen auf das Gedenken an 500 Jahre Reformation, dass 2017 seinen Höhepunkt erlebt. Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck sagte, er erwarte starke Impulse für eine Einheit der Christen. Auch der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode würdigte den ökumenischen Charakter der Feierlichkeiten:"Zum ersten Mal erkennen wir zu einem solchen Jahrhundertereignis unsere gemeinsame Verantwortung für den christlichen Glauben."


Kardinal Woelki / © domradio.de (DR)
Kardinal Woelki / © domradio.de ( DR )

Erzbischof Heiner Koch in der Gedächtniskirche / © Michael Kappeler (dpa)
Erzbischof Heiner Koch in der Gedächtniskirche / © Michael Kappeler ( dpa )
Quelle:
KNA