Internationale Appelle zum Welt-Aids-Tag

"Therapiezugang ermöglichen"

Weltweit leben etwa 36,7 Millionen Menschen mit HIV. Noch lange haben nicht alle Zugang zu den lebensnotwendigen Medikamenten. Anlässlich des Welt-Aids-Tages an diesem Donnerstag mahnen Kirchenvertreter zu mehr Engagement.

Aids-Schleife als Symbol der Solidarität / © Oliver Berg (dpa)
Aids-Schleife als Symbol der Solidarität / © Oliver Berg ( dpa )

Papst Franziskus hat eine bessere medizinische Versorgung für Aidskranke in Entwicklungsländern gefordert. "Millionen Menschen leben mit dieser Krankheit, aber nur die Hälfte von ihnen hat Zugang zu lebensrettenden Therapien", sagte er zum Welt-Aids-Tags.

Auch die Ärmsten müssten eine angemessene Behandlung erhalten, forderte er. Franziskus rief zu mehr Solidarität mit Aidskranken auf und mahnte zu "verantwortungsvollem Handeln, um eine weitere Verbreitung dieser Krankheit zu verhindern".

Präventionsprogramme von missio

Aids darf nach Ansicht des Präsidenten von missio München, Wolfgang Huber, nicht zu einer vergessenen Krankheit werden. Zwar hätten immer mehr Menschen mittlerweile Zugang zu Behandlung und Therapie, räumte der Chef des internationalen katholischen Missionswerks ein. Auch die Zahl der Neuinfektionen sinke langsam, aber kontinuierlich. "Doch wir dürfen die am stärksten betroffenen Weltregionen, nämlich die Sub-Sahara-Staaten Afrikas, nicht aus dem Blick verlieren." Mehr als 60 Prozent aller Neuinfektionen ereigneten sich dort.

Bewusstseins- und Präventionsprogramme seien in den betroffenen afrikanischen Ländern äußerst wichtig, betonte Huber. Daneben gelte es, nachhaltige Hilfe zu leisten, wo die Bevölkerung am ärmsten sei. In Südafrika etwa unterstützt missio München unter anderem das Duduza-Care-Centre in der nördlichen Provinz Kwa Zulu Natal. Dort sei die Arbeitslosigkeit sehr hoch.

Die Mallersdorfer Schwestern seien für die von HIV und Aids betroffenen Familien und deren Kinder eine wichtige Anlaufstelle, betonte der Präsident. Präventionsprogramme, Bewusstseinsbildung, Traumatherapie und Programme zur Wiedereingliederung in die Gesellschaft seien wesentlicher Teil ihrer Arbeit. Auch Krankenhäuser betreibe der Orden. An Kinder aus mittellosen Familien geben die Schwestern außerdem in Suppenküchen täglich warme Mahlzeiten aus.

Weltkirchenrat mit ungewöhnlicher Kampagne

Der Weltkirchenrat will zum Welt-Aids-Tag eine neue Kampagne zur Erkennung der Immunschwäche-Krankheit starten. Führende Vertreter von Religionsgemeinschaften sollten sich auf HIV testen lassen und mit gutem Beispiel vorangehen, sagte die Koordinatorin für den Kampf des Weltkirchenrates gegen Aids, Francesca Merico, dem Evangelischen Pressedienst in Genf.

Der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, Olav Fykse Tveit, und andere hochrangige Repräsentanten von Religionsgemeinschaften hätten ihre Teilnahme an den Tests zugesagt. Die Führungspersönlichkeiten sollten die Gläubigen dazu bewegen, sich testen zu lassen.

Mit der Kampagne wolle der ÖRK gegen Vorurteile und Stigmatisierungen angehen, betonte die Italienerin Merico. Viele Menschen ließen sich aus Scham nicht testen, oder weil sie soziale Nachteile oder Diskriminierung befürchteten. Etliche Menschen wüssten auch nicht, dass es Tests gebe oder sie hätten nicht die Möglichkeit, sich testen zu lassen.

Nach Schätzungen wüssten weniger als die Hälfte der HIV-Infizierten über ihren gesundheitlichen Zustand genau Bescheid, sagte die Juristin Merico. Klarheit über eine Infektion sei aber Voraussetzung dafür, eine lebensverlängernde Therapie zu erhalten.

Derzeit werden mehr als 18 Millionen Menschen mit antiretroviralen Medikamenten behandelt. Insgesamt leben laut den Vereinten Nationen schätzungsweise 36,7 Millionen Menschen mit HIV/Aids. Der Brennpunkt der weltweiten Epidemie liege weiterhin in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara, dort lebten 2015 mehr als 25 Millionen Menschen mit HIV/Aids.

In der Region Asien/Pazifik waren es 2015 laut dem Hilfsprogramm UNAIDS mehr als fünf Millionen Betroffene. In Westeuropa und Nordamerika wurden 2015 rund 2,4 Millionen Infizierte erfasst.

Weltweit steckten sich laut UNAIDS im Jahr 2015 rund 2,1 Millionen Menschen neu mit dem Virus an. Rund 1,1 Million Menschen seien 2015 im Zusammenhang mit der Immunschwächekrankheit gestorben. Der ÖRK mit seinen knapp 350 Mitgliedskirchen engagiert sich seit Jahren im Kampf gegen HIV/Aids.

 

Papst Franziskus / © Cristian Gennari (KNA)
Papst Franziskus / © Cristian Gennari ( KNA )

 

Wolfgang Huber, Präsident von missio München / © Christoph Mukherjee (KNA)
Wolfgang Huber, Präsident von missio München / © Christoph Mukherjee ( KNA )

 

Ein Mann des Ausgleichs: Olav Fykse Tveit (epd)
Ein Mann des Ausgleichs: Olav Fykse Tveit / ( epd )
Quelle:
epd , KNA