Deutsche G20-Präsidentschaft: Verbände fordern Einsatz gegen Armut

"Globalisierung gerecht gestalten"

Am 1. Dezember übernimmt Deutschland den G20-Vorsitz. Entwicklungsorganisationen fordern aus diesem Anlass die Bundesregierung auf, sich verstärkt für die Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele einzusetzen. 

Armut in Guatemala / © Saul Martinez (dpa)
Armut in Guatemala / © Saul Martinez ( dpa )

Das Handeln der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer müsse sich künftig an diesen Zielen messen lassen, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Entwicklungsverbands VENRO, Klaus Seitz, in Berlin. Er erwarte, dass die Neuorientierung der Weltwirtschaft und der internationalen Zusammenarbeit in den Mittelpunkt rücke.

Venro ist der Dachverband von 127 entwicklungspolitischen und humanitären Nichtregierungsorganisationen - Mitglieder sind auch Caritas International, Misereor und der Bund der Katholischen Jugend. Laut VENRO sollte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei den G20-Beratungen auf sechs zentrale Themenfelder konzentrieren. Dazu gehörten nachhaltige Entwicklung, Finanzmarktregulierung und Entwicklungsfinanzierung, Klimaschutz, Gesundheit, wirtschaftliche Stärkung von Frauen sowie Beteiligung der Zivilgesellschaft.

Forderung nach Mindeststandards

Hier seien Fortschritte der G20 nötig, um die weltweite Armut und die wachsende soziale Ungleichheit zu überwinden sowie die planetarischen Grenzen zu wahren, heißt es in einem Positionspapier von Venro. Um diese Ziele zu erreichen, dürfe nicht länger an einem auf Wachstum ausgerichteten Wirtschaftsmodell festgehalten werden. Konkret fordern die Entwicklungsexperten, dass menschenrechtliche, soziale und ökologische Mindeststandards in den Produktions- und Lieferketten weltweit eingehalten werden.

Der Geschäftsführer des Forums Umwelt und Entwicklung, Jürgen Maier, warf den Industrie- und Schwellenländern vor, dass sie die "Symptome" der Globalisierungskrise bekämpften, nicht aber die Ursachen. Das gelte etwa bei den Wertschöpfungsketten. Notwendig seien weltweite soziale und ökologische Rahmenbedingungen und ein fairer Handel, der die Märkte in Entwicklungsländern nicht "platt macht".

Misereor: Probleme im Bankensektor

Klaus Schilder vom katholischen Bischöflichen Hilfswerk Misereor verlangte weitere Anstrengungen bei der Finanzmarktregulierung und der Umsetzung bisheriger Vereinbarungen der G20. Als Beispiel nannte er den Bankensektor. Viele Banken seien weiterhin zu groß, hätten zu wenig Eigenkapital und investierten immer noch in hochriskante spekulative Geschäftsmodelle. Ferner forderte er faire Steuerabkommen, die nicht nur den Industrieländern zugute kämen.

Am 1. Dezember übernimmt Deutschland den G20-Vorsitz. Der nächste G20-Gipfel findet am 7. und 8. Juli 2017 in Hamburg statt. Zuvor ist im Juni eine Konferenz mit den Entwicklungsorganisationen und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) geplant.


Quelle:
KNA