Nürnberger Erklärung zu "Flucht - Asyl - Menschenwürde"

Zeit der soziale Gerechtigkeit

Mit einer Nürnberger Erklärung zu Flucht, Asyl und Menschenwürde ist am Mittwoch ein Bündnis aus Kirchen, Gewerkschaft und Beiräten an die Öffentlichkeit gegangen. Das Schreiben wendet sich an die Verantwortlichen aus Politik und Gesellschaft.

Minenarbeiter geht unter Tage in Afrika / © Dai Kurokawa (dpa)
Minenarbeiter geht unter Tage in Afrika / © Dai Kurokawa ( dpa )

Mit dem Papier werben die Initiatoren für ein Umdenken in der Friedens-, Sozial-, Umwelt- und Verteidigungspolitik. Die zentralen Werte von Solidarität, Rücksichtnahme und Nächstenlieben müssten wieder in den Mittelpunkt des allgemeinen Handelns rücken. Rechtsextremisten und Rechtspopulisten nutzten das Thema Flucht und Migration, um mit Feindbildern die Gesellschaft zu spalten, heißt es in dem Text. Dies widerspreche christlichen Werten und der freiheitlich demokratischen Grundordnung. "Wir treten hier in Nürnberg jeder Form von Hass, Rassismus, Beleidigung und Gewalt mit Entschiedenheit entgegen." Ein friedliches Miteinander und die Integration gelängen nur, wenn die Werte des Grundgesetzes und "unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens" von allen akzeptiert würden.

Industrieländer sind Schuld an Fluchtursachen

Der Nürnberger katholische Stadtdekan Hubertus Förster erinnerte daran, dass Kirchen und Hilfswerke seit Jahren forderten, die Wirtschaftspolitik zu ändern. Dabei machten sie auf die Abhängigkeit der Dritte-Welt-Länder von den Industrieländern aufmerksam, die ihnen ihre Bedingungen diktierten. Zugleich sei dies immer wieder mit der Warnung verbunden gewesen, dass eines Tages die Menschen aus den betroffenen Staaten vor der europäischen Türe stehen würden, wenn sie Zuhause keine Entfaltungsmöglichkeiten hätten und für sich keine Zukunft sähen.

Deshalb gehe es nicht einfach darum, "wie wir die Flüchtlinge am besten wieder los bekommen", sagte Förster. Natürlich sollten sie in ihren Heimatländern bleiben können und dort dem Aufbau dienen. Aber dies gehe nicht ohne eine Änderung "unseres Wirtschaftens". Der Stadtdekan rief dazu auf, den Fluchtursachen auf den Grund zu gehen. Es handle sich um ein "großes Menschheitsproblem".

Aufspaltung der Gesellschaft in Arm und Reich

Johannes Rehm vom Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt betonte, die Integration von Geflüchteten in die hiesige Gesellschaft und Arbeitswelt sei nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Bereicherung. Jeder Einzelne sei unabhängig von irgendwelchen Zahlen zunächst ein Mitmensch und ein Geschöpf Gottes mit Anspruch auf einen menschenwürdigen Umgang. Fremdenhass und Ausgrenzung widersprächen zutiefst christlichem Ethos. Der Vorsitzende des DGB Mittelfranken, Stephan Doll, unterstrich, die Trennlinie laufe nicht zwischen Migranten und Einwohnern, sondern zwischen Arm und Reich. Auch darum stelle sich die Frage, warum dauernd vom Fluchtproblem geredet werde, nicht aber vom Verteilungsproblem. Notwendig sei ein "Zeitenwechsel" für mehr soziale Gerechtigkeit. Dazu gehöre auch die Integration von Migranten und Langzeitarbeitslosen.


Quelle:
KNA