Merkel hofft auf bessere Vernetzung humanitärer Hilfe

Erster Humanitärer Weltgipfel in Istanbul

Ob durch Kriege, Naturkatastrophen oder politische Verfolgung: Weltweit sind 125 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Bei einem UN-Gipfel in Istanbul sollen Strategien zur Linderung humanitärer Not entwickelt werden.

Merkel und Erdogan  / © Kay Nietfeld (dpa)
Merkel und Erdogan / © Kay Nietfeld ( dpa )

Angesichts von Kriegen, Konflikten und Naturkatastrophen in der Welt wollen rund 5.000 Teilnehmer eines UN-Gipfels in Istanbul am Montag und Dienstag über die Linderung humanitärer Not beraten. Zu dem zweitägigen Treffen in der türkischen Metropole hat UN-Generalsekretär Ban Ki Moon eingeladen. Es ist der erste "Humanitäre Weltgipfel" in der mehr als 70-jährigen Geschichte der Vereinten Nationen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird am Montagvormittag vor den Teilnehmern sprechen.

Bessere weltweite Vernetzung

Merkel erhofft sich von dem Treffen eine bessere Vernetzung der weltweiten humanitären Hilfe. Ziel des UN-Gipfels sei auch ein besserer Überblick über internationale Hilfszusagen und darüber, ob sie eingehalten würden, sagte sie in ihrem am Samstag im Internet verbreiteten Video-Podcast. Es gehe in Istanbul aber nicht um konkrete Finanzzusagen.

Der erste Humanitäre Weltgipfel geht auf eine Initiative des UN-Generalsekretärs Ban Ki Moon zurück. Nach Darstellung der Vereinten Nationen war die Not auf dem Globus niemals zuvor seit dem Ende des Ende des Zweiten Weltkriegs so groß: "Wir sind Zeuge der größten humanitären Krise unseres Zeitalters", erklärte Ban. Weltweit sind nach UN-Angaben 125 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Deutschland ist viertgrößter Geldgeber

Deutschland trägt seit Jahren zur Linderung der Not in großem Umfang bei. Die Bundesrepublik steuerte 2014 rund 1,2 Milliarden US-Dollar für humanitäre Hilfe bei und war somit der viertgrößte Geber. Die Nummer eins waren 2014 die USA mit sechs Milliarden US-Dollar, gefolgt von den EU-Institutionen und Großbritannien mit jeweils 2,3 Milliarden US-Dollar.

Zu dem zweitägigen UN-Gipfel werden rund 5.000 Teilnehmer erwartet, darunter Staatsoberhäupter, Nichtregierungsorganisationen und Betroffene aus humanitären Krisen. Zum Themenspektrum des Treffens sagte Organisationschef Antoine Gérard: "Das reicht von der Einhaltung des humanitären Völkerrechts und der humanitären Prinzipien über Vertreibung, die Vorsorge bei Naturkatastrophen bis hin zur Rolle lokaler Akteure, insbesondere Frauen und junge Leute."

Augenmerk auf Gastland

Besondere Aufmerksamkeit dürfte dem Gastland Türkei und Präsident Recep Tayyip Erdogan zuteilwerden. Einerseits nimmt die Türkei eine Vorbildfunktion ein: Kein anderer Staat beherbergt mehr Flüchtlinge als die Türkei. Andererseits führt Ankara einen umstrittenen Feldzug gegen kurdische Separatisten, die pauschal als Terroristen gebrandmarkt werden.

Bundeskanzlerin Merkel, die am Montag mit Erdogan zusammentreffen wird, äußerte sich vor ihrer Abreise besorgt über die Lage in der Türkei. "Natürlich bereiten uns einige Entwicklungen in der Türkei große Sorgen", sagte sie der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". So sei "der Prozess der Annäherung und Aussöhnung mit den Kurden im letzten Jahr abgebrochen", beklagte sie. Es gebe aber "ein klares Interesse Deutschlands und Europas an einer intensiven Zusammenarbeit mit der Türkei, wie auch umgekehrt", betonte die Kanzlerin.


Quelle:
epd