Missio München: Regierung in Nepal blockiert Wiederaufbau

"Absurde Bau-Richtlinien"

Die Regierung in Nepal blockiert nach Ansicht des internationalen katholischen Hilfswerks missio München den Wiederaufbau im Land nach dem Erdbeben im vergangenen Jahr.

Wiederaufbau in Nepal gestaltet sich schwierig / © Doreen Fiedler (dpa)
Wiederaufbau in Nepal gestaltet sich schwierig / © Doreen Fiedler ( dpa )

Die meisten Menschen lebten nach wie vor in Zelten oder einfachen, selbst zusammengebauten Hütten, berichtet die Nepal-Expertin des Hilfswerks, Branka Begic, am Dienstag in München. Nach der Katastrophe habe die Regierung jeder betroffenen Familie 200.000 Rupien (rund 1.700 Euro) versprochen, doch bei den Menschen komme nichts an. Die Sorge sei zudem groß, dass die Provisorien der im Juni beginnenden Regenzeit nicht standhalten könnten.

"Absurde Bau-Richtlinien"

Bei dem Erdbeben starben mehr als 9.000 Menschen, rund 600.000 Häuser wurden zerstört. Millionen Leute wurden obdachlos. Begic verwies darauf, dass die nepalesische Regierung das zugesagte Geld nicht ausbezahle und zugleich die Arbeit der Hilfswerke mit "absurden Bau-Richtlinien" lähme. Werde ein Bauantrag gestellt, müssten von offizieller Seite Bodenproben entnommen werden. Erst dann gebe es eine Genehmigung. Staatliche Musterpläne sähen Zwei-Raum-Häuser vor, in denen aber keine Toiletten eingeplant seien. In Gyalthung, im stark betroffenen Distrikt Sindhupalchok nordöstlich der Hauptstadt Kathmandu, warteten die Bewohner noch heute auf die Bodenprüfung.

Missio München sei es dennoch mittlerweile gelungen, im Distrikt Gorkha für die Mitarbeiter einer kirchlichen Schule und deren Familie den Wiederaufbau ihrer Häuser möglich zu machen. Sie hätten sich Ziegel, Wellblech und Rohre kaufen können. Trotz der staatlichen Schwierigkeiten seien von dem Hilfswerk den kirchlichen Partnern in Nepal bisher 78.000 Euro zur Verfügung gestellt worden. Nach der Soforthilfe will sich missio München nun wieder auf die langfristig angelegte Projektarbeit verlegen. So sei geplant, einen Antrag auf Traumabehandlung von Betroffenen zu unterstützen.

Darüber hinaus hätten die kirchlichen Partner vor, Zementblöcke in Eigenregie herzustellen, heißt es in der Mitteilung weiter. Auf diese Weise solle das dringend benötigte Baumaterial selbst gefertigt werden, außerdem solle das Projekt Betroffenen die Möglichkeit geben, Geld zu verdienen.

 


Quelle:
KNA