Die katholische Kirche in Italien und das Gesetz zur Homo-Ehe

Bischöfe halten sich zurück

Als letztes westeuropäisches Land erkennt nun auch Italien gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften an. Anders als früher hatte die Kirche weitgehend auf massive Kritik verzichtet. Das lag auch an Papst Franziskus.

Autor/in:
Thomas Jansen
Homosexuelles Paar hat geheiratet / © Paul Mcerlane (dpa)
Homosexuelles Paar hat geheiratet / © Paul Mcerlane ( dpa )

Nun gibt es auch in Italien die sogenannte Homo-Ehe. Die Abgeordnetenkammer in Rom billigte am Mittwoch mit großer Mehrheit einen Gesetzentwurf zur rechtlichen Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Italien war das einzige Land in Westeuropa, in dem schwule und lesbische Paare bislang keinen Bund fürs Leben schließen konnten. Ministerpräsident Matteo Renzi, der das Vorhaben maßgeblich vorangetrieben hatte, sprach am Mittwoch schon vor dem Votum von einem "Festtag", für alle, "die sich endlich anerkannt fühlen". Der praktizierende Katholik hatte die Abstimmung mit der Vertrauensfrage verbunden, um den Druck auf die Abgeordneten zu erhöhen und das Verfahren zu beschleunigen.

In den vergangenen 30 Jahren waren alle Vorstöße in diese Richtung am Widerstand der katholischen Kirche gescheitert. Es gab leidenschaftliche Debatten, politische Kampagnen und Massendemonstrationen. Auch diesmal fehlte es nicht an Kritik aus der Reihe der Bischöfe. Doch deren Wortmeldungen wirkten im Vergleich zu früher insgesamt deutlich zurückhaltender. Nicht zuletzt auch deshalb, weil sie auf eine Mobilisierung des Kirchenvolks verzichteten. Die landesweiten Protestkundgebungen, zu denen mehrere zehntausend Menschen kamen, organisierten andere: Einzelpersonen und katholische Gruppierungen. Die Bischofskonferenz unterstützte diese Demonstrationen ausdrücklich nicht. Ein weiterer Unterschied war schließlich, dass der Papst und der Vatikan nicht in die italienische Debatte eingriffen.

Kaum Frontalangriffe 

Auffallend war, dass kaum ein Bischof den Gesetzentwurf in der Öffentlichkeit frontal angriff. Der Haupteinwand des Generalsekretärs der Bischofskonferenz, Nunzio Galantino, bestand vielmehr darin, dass dieser falsche Prioritäten setze. Im Mittelpunkt der Politik müsse auch weiter die klassische Familie aus Vater, Mutter und Kind stehen, forderte er wiederholt. Zuletzt kritisierte er, dass Renzi die Abstimmung mit der Vertrauensfrage verbunden hatte. Das sei eine "Niederlage für alle" und schade der Demokratie, weil es eine offene Debatte verhindere. Galantino, der als Vertrauter des Papstes und heimlicher Vorsitzender der Bischofskonferenz gilt, war die kirchliche Schlüsselfigur in der Debatte. Der eigentliche Vorsitzende, Genuas Kardinal Angelo Bagnasco, wirkte daneben wie ein Statist. Unüberhörbar war auch, dass beide in der Debatte keineswegs mit einer Zunge sprachen. Bagnascos Kritik fiel deutlich schärfer aus.

Die Zurückhaltung der katholischen Bischöfe in der politischen Debatte hat offenbar mit dem neuen Kurs zu tun, den Franziskus der Bischofskonferenz des Landes verordnet hat. Auf die Frage, warum die Bischofskonferenz nicht zu Protestkundgebungen aufgerufen habe, antworte Galantino jüngst: "Franziskus will nicht, dass die italienische Kirche sich den Luxus erlaubt, eine Macht neben einer anderen zu sein, mit der ich als Generalsekretär der Bischofskonferenz ein Problem verhandeln muss", so der Bischof. Auf diese Weise entstünden nur "faule Kompromisse", die der Papst nicht wolle.

Orientierung am deutschen Modell 

Insgesamt orientiert sich das italienische Gesetz am deutschen Modell der eingetragenen Partnerschaften. Demnach werden homosexuelle Paare künftig in Steuer- und Erbangelegenheiten sowie im Todesfall weitgehend oder vollständig so behandelt wie Eheleute. Weiter ist nun möglich, den Nachnamen des Partners anzunehmen.

Zumindest zwei Erfolge konnten die Bischöfe dennoch verbuchen: Das im ursprünglichen Entwurf vorgesehene Recht, die Kinder des Lebenspartners zu adoptieren, wurde nach parteiübergreifendem Widerstand gestrichen. Renzi selbst befürwortete diese Regelung, der katholische Flügel seiner eigenen Demokratischen Partei rebellierte jedoch dagegen. Das Adoptionsrecht war von den Bischöfen am schärfsten kritisiert worden. Außerdem vermeidet der Gesetzestext sorgsam die Wörter "Ehe" und "Trauung", um den Anschein einer Gleichsetzung dieser homosexuellen Partnerschaften mit der Ehe zwischen Frau und Mann zu vermeiden.


Quelle:
KNA