Frauenvertreterinnen fordern Konsequenzen nach Übergriffen in Köln

"Sexismus genauso ernst nehmen wie Rassismus"

Katholische Frauenvertreterinnen und Feministinnen fordern neben einer kompromisslosen Aufklärung der sexuellen Übergriffe auf Frauen am Kölner Hauptbahnhof in der Silvesternacht auch ein Umdenken in der Integrationspolitik.

Autor/in:
Hilde Regeniter
Demonstration gegen Sexismus und Rassismus in Köln am 06.01.2016 / © Oliver Berg (dpa)
Demonstration gegen Sexismus und Rassismus in Köln am 06.01.2016 / © Oliver Berg ( dpa )

"Wir müssen die Integration anders gestalten, wir müssen den Menschen entschiedener vermitteln, welches Frauenbild wir hier haben", sagte die Geschäftsführerin des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) e.V., Monika Kleine gegenüber domradio.de.

Mädchen und Frauen dürften sich nun nicht verunsichern lassen, so Kleine weiter. Die Rechte und Freiheiten, die sich Frauen in unserer Gesellschaft mühsam errungen hätten, müssten genauso auch männlichen Flüchtlingen aus Ländern mit einem reaktionären Frauenbild kommuniziert werden. Sinnvolle Beschäftigungen und Schulungen, Sprach- und Integrationskurse und möglichst kurze Zeiten in Flüchtlingsheimen seien Schlüssel dazu. 

EMMA-Redakteurin plädiert für schnelles Erlernen des Rollenverständnisses

Chantal Louis, Redakteurin der Zeitschrift "EMMA" teilt diese Einschätzung und plädiert dafür, vor allem die Kinder der neu ankommenden Flüchtlinge umgehend in Kindertagesstätten und Grundschulen aufzunehmen, damit sie von klein auf ein modernes Rollenverständnis erleben und erlernen. Louis warnte im domradio.de-Gespräch zudem davor, Fehler früherer Integrationspolitik zu wiederholen. Unter dem Deckmantel "Ja, das sind eben andere Kulturen" habe man viel zu oft auch frauenfeindliche Verhaltensweisen bei zugewanderten Männern hingenommen. Das sei jedoch "falsch verstandene Toleranz", so Louis.

Probleme offen ansprechen

Bereits seit 30 Jahren gebe es Fehlentwicklungen in konservativen Einwanderer-Communities wie zum Beispiel Zwangsheirat oder häusliche Gewalt gegen Frauen. Wer dies in der Vergangenheit angesprochen habe, sei sofort in den Verdacht geraten, rassistisch zu denken. "Aber jetzt sehen wir, dass es doch ein massives Problem gibt, das offensichtlich schlimmer wird", sagt Louis. Trotzdem täten sich viele noch immer schwer, Sexismus - wie den gerade in Köln, Hamburg und Stuttgart erlebten - genauso ernst zu nehmen wie Rassismus. Die Journalistin warb dafür, die Probleme mit zugewanderten jungen Männern aus dem arabischen Raum nicht zu tabuisieren. "Wenn wir die Probleme, die wir haben, nicht offen ansprechen, spielen wir nur rechten Kräfte in die Hände". Bürger bekämen dann das Gefühl, nur Pegida und Co. nähmen ihre Probleme ernst. 

Flächendeckende Integrationskurse gefordert

Perspektivisch spricht sich auch Louis für "flächendeckende Integrationskurse" aus. Außerdem müsse alles dafür getan werden, dass die schutzsuchenden Männer und Frauen nicht "jahrelang in Flüchtlingsheimen versauern", sondern in der Gesellschaft ankommen, Arbeit bekommen. "Sie dürfen nicht sozusagen nur im eigenen Saft kochen", so Louis, "Das kann ja nur nach hinten losgehen. Und ich hoffe sehr, dass die Kanzlerin recht hat, wenn sie sagt, wir schaffen das."


Quelle:
DR