Wie man erkennt, wo Spenden gut aufgehoben sind

Vorweihnachtszeit = Spendenzeit

Zum Beispiel für ein Kinderheim in Burkina Faso: Im Advent landen viele Spendenanfragen in Briefkästen und Emailfächern. Worauf man beim Spenden achten sollte, weiß Bernd Bornhorst von VENRO, einem Dachverband für Entwicklungszusammenarbeit.

Weihnachtsmänner sammeln für Unicef / © Jörg Carstensen (dpa)
Weihnachtsmänner sammeln für Unicef / © Jörg Carstensen ( dpa )

domradio.de: Kennen Sie das auch, dass man überhaupt nicht weiß, für wen oder was man spenden sollte?

Bernd Bornhorst (Vorstandsvorsitzender von VENRO, Verband Entwicklungspolitik und humanitäre Hilfe): Natürlich. Ich kenne es sogar aus zwei Perspektiven. Zum einen, weil ich das Glück habe, vor Ort in den armen Ländern unterwegs sein zu können. Da weiß man oft nicht, wo man zuerst helfen sollte. Und zum anderen liegen jetzt vor Weihnachten auch bei mir zu Hause die Briefe mit Spendenanfragen. Da fühlt man sich natürlich manchmal etwas hilflos und fragt sich, wo man anfangen und wo aufhören sollte.

domradio.de: Sie haben nach einer Antwort gesucht und mit Venro einen Kodex zur Transparenz erstellt. Was haben Sie da genau gemacht?

Bornhorst: Wir haben als Verband mit 124 Mitgliedern den Vorteil, dass da viel Wissen und Erfahrung da ist. Wir haben über einen längeren Zeitraum gesammelt, was in den verschiedenen Organisationen bei uns an Transparenzrichtlinien bezüglich Finanzen, Werbung und Spenden vorliegt. Dann haben wir die Richtlinien miteinander verglichen und die besten Beispiele herausgefiltert und uns auf einen gemeinsamen Kodex geeinigt. Der wurde in der Mitgliederversammlung diskutiert und verabschiedet. Damit haben wir uns auf Mindeststandards verpflichtet.

domradio.de: Was sind denn Beispiele für den falschen Umgang mit Spenden?

Bornhorst: Das fängt bei der Spendenwerbung an - zum Beispiel dann, wenn Sie unter Druck gesetzt werden. Wenn einem beispielsweise schlimme Bilder präsentiert werden und man das Gefühl bekommt, man müsse sofort etwas tun, weil sonst jemand stirbt. Das ist ganz schlecht. Man sollte immer die Möglichkeit bekommen, in Ruhe zu spenden. 

Wenn Sie spenden wollen, müssen Sie natürlich mit Blick auf Entwicklungszusammenarbeit sicherstellen, dass Ihre Spende dauerhaft wirksam ist. Das heißt umgekehrt, dass keine Ruinen entstehen. Ganz konkret: Wenn Sie für ein Gesundheitszentrum spenden und nachher ein Bild sehen, wie das Zentrum da steht, ist das erst einmal klasse. Wenn sich aber niemand darüber Gedanken gemacht hat, wer dort arbeiten soll und wie die laufenden Kosten abgedeckt werden, dann steht dort eine Ruine. Oder wenn Sie im landwirtschaftlichen Bereich neue Maschinen und High Technology liefern ohne sich Gedanken gemacht zu haben, ob diese Maschinen zur Situation vor Ort passen. Dann haben sie da schlimmstenfalls Geräte stehen, die nichts bewirken. Besser ist es also, langsam mit Institutionen vor Ort zusammenzuarbeiten. 

domradio.de: Wie lautet denn Ihr Ergebnis: Welcher Organisation kann ich bedenkenlos Geld spenden?

Bornhorst: Da gibt es einige. Sie müssen schauen, ob sie sich über die Arbeit der Organisation informieren können. Gibt es einen Rechenschaftsbericht? Gibt es einen Finanzbericht? In dem sollte möglichst mit externer Buchführung stehen, wohin das Geld gegangen ist. Es darf nicht zu viel Geld für die Verwaltung verwendet werden. Wenn Sie sehen, dass 50 Prozent der Mittel in Deutschland bleiben, stimmt etwas nicht. Es dürfen aber auch nicht 100 Prozent der Gelder in der Entwicklungszusammenarbeit landen. Gute Spenden vernünftig anzulegen, bedeutet, dass sich die Organisation damit beschäftigen muss, wo das Geld ankommt.

Wenn man sich informieren kann und die Informationen seriös sind, dann sind Sie auf einem guten Weg. Dann müssen Sie nur noch entscheiden, was das Thema oder das Land ist, das Ihnen besonders am Herzen liegt. Dann sollten Sie auch dabei bleiben und nicht zu oft wechseln. Wenn Sie in vielen Organisationen als Spender geführt werden, werden Sie überall verwaltet, bekommen von überall die Spendenanfragen - und das macht auch nicht viel Sinn.
 

Das Interview führte Verena Tröster.


Quelle:
DR