missio-Präsident Klaus Krämer zum Weltmissionsmonat

"Zeigen, was Mission heute bedeutet"

Tansania ist das Beispielland der diesjährigen missio-Aktion zum Monat der Weltmission. Am Samstag startete die Aktion. Höhepunkt ist der Weltmissionssonntag am 25. Oktober, der von missio Aachen und missio München getragen wird.

Autor/in:
Gottfried Bohl
"Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben" - Weltmissionssonntag 2013 (missio)
"Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben" - Weltmissionssonntag 2013 / ( missio )

Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) wirbt Klaus Krämer, Präsident von missio Aachen, um Unterstützung.

KNA: Prälat Krämer, der Weltmissionsmonat von missio steht vor der Tür. Wie lautet das Motto in diesem Jahr, und was steckt dahinter?

Krämer: Das Leitwort "Verkündet sein Heil - von Tag zu Tag" ist ein Wort aus dem 96. Psalm. Wir bringen das mit einem Jubiläum in Verbindung: Vor 50 Jahren ist das Zweite Vatikanische Konzil zu Ende gegangen. Das heißt auch: Seit 50 Jahren wirkt das Missionsdekret "Ad Gentes", seit 50 Jahren ist eine neue Epoche in der Geschichte der Mission und unserer Kirche angebrochen. Was also das tägliche Verkünden des Heils Gottes, was Mission heute bedeutet, das wollen wir am Beispiel von Tansania zeigen.

KNA: Was ist das Ziel der Aktion?

Krämer: Das erste Ziel ist unsere Solidarität mit Katholiken in anderen Teilen der Welt. Die Aktion zum Monat der Weltmission ist die größte Solidaritätsaktion der katholischen Kirche weltweit. Die Kampagne hilft den Kirchen, die sehr arm sind und auf Unterstützung anderer angewiesen sind. Deshalb bitten wir auch um Spenden. Das zweite Ziel ist aber genauso wichtig: Wir möchten den spirituellen Reichtum der Weltkirche den Menschen in Deutschland zugänglich machen. Deswegen wählen wir jedes Jahr ein anderes Beispielland aus, um zu zeigen, wie der Glaube dort gelebt wird.

KNA: Warum fiel die Wahl auf Tansania?

Krämer: Zwischen Tansania und Deutschland bestehen seit langem gute weltkirchliche Beziehungen. Denn das ehemalige Ostafrika war ja kurze Zeit deutsche Kolonie. Das hatte zur Folge, dass viele deutsche Missionare dort tätig waren. Daraus haben sich viele Kontakte und Partnerschaften zu Katholiken in Deutschland und zwischen einzelnen Gemeinden ergeben.

Tansania ist zwar politisch ein relativ stabiles Land, gleichwohl ein Land mit großen Problemen: 34 Prozent der Bevölkerung leben noch immer unter der Armutsgrenze, der Gesundheitsbereich steht vor großen Herausforderungen, zum Beispiel im Umgang mit HIV-Infizierten und an AIDS Erkrankten. Die Bildungssituation ist zum Teil katastrophal. Die Kirche stellt sich diesen Herausforderungen in eindrucksvoller Weise.

Sie gibt durch diesen diakonischen Einsatz für benachteiligte Menschen ein attraktives Glaubenszeugnis.

KNA: Wie leben die Menschen dort ihren Glauben?

Krämer: In Tansania erleben wir eine weitgehend inkulturierte, lebendige und bunte Kirche, die das afrikanische Element in die Liturgie aufgenommen hat. Gleichzeitig zeigen die tansanischen Christen viel soziale Sensibilität für die Ärmsten der Armen und die HIV-Infizierten und an AIDS erkrankten Menschen. Nicht zuletzt eröffnet die Kirche Jugendlichen eine Perspektive für ihr Leben.

KNA: Wie läuft das Miteinander der Religionen in Tansania?

Krämer: Tansania ist noch ein stabiles Land. Es zählt etwa gleich viele Christen und Muslime, die traditionell sehr friedlich miteinander leben. Viele Familien sind religionsgemischt, das heißt christliche und muslimische Familienangehörige leben selbstverständlich zusammen. Allmählich gewinnen aber auch islamistische Gruppen Einfluss. Besonders dramatisch zeigt sich das auf der Insel Sansibar, wo die Christen lediglich ein Prozent der Bevölkerung ausmachen. Gerade in den jüngsten Jahren haben die Spannungen dort deutlich zugenommen.

KNA: Wie geht es den Christen insgesamt? Können sie ihr Christsein unbeschwert leben? Und welche Rolle spielen sie in dem Land?

Krämer: Christen in Tansania können ihren Glauben frei leben. Und sie spielen eine wichtige Rolle in der tansanischen Gesellschaft.

Wichtige Einrichtungen, insbesondere im Gesundheits- und Bildungswesen, tragen die Kirchen. Das ist ein entscheidender, gesellschaftlich stabilisierender Faktor für die Entwicklung des Landes.

KNA: Zum Stichwort Armut. Was unternimmt die Kirche konkret dagegen?

Krämer: Die Kirche ist sehr aktiv im Bildungsbereich - der wirkungsvollste Ansatz, um Armut zu begegnen. Wir haben auch viele Berufsbildungsprojekte für junge Frauen, damit sie eine Existenzgrundlage für ihr Leben haben.

KNA: Sie haben AIDS angesprochen. Wie hilft da die katholische Kirche?

Krämer: AIDS ist nach wie vor ein großes Problem, es hat sich aber auch einiges zum Besseren gewandelt. Die Infektionsrate im Land ist von sieben auf vier Prozent gesunken. Die katholische Kirche ist einer der ganz wichtigen Akteure auf diesem Feld - wie in gesamt Afrika. Jeder vierte AIDS-Kranke in Afrika wird von einer Einrichtung der katholischen Kirche betreut. In Tansania verfolgt sie einen ganzheitlichen Ansatz. Es geht nicht allein um die Betreuung der Kranken, sondern beginnt mit Prävention und Aufklärung. Die Kirche nimmt auch die Gruppen in den Blick, die in besonderer Weise gefährdet sind, sowie diejenigen, die zurückbleiben und versorgt werden müssen. Das sind häufig Kinder, die ihre Eltern verlieren, manchmal auch Großeltern, für die dann gesorgt werden muss, damit sie eine gute Zukunft haben.

KNA: Über Tansania hinaus: Was ist Ihre Botschaft im Weltmissionsmonat an die deutsche Gesellschaft und die Kirche?

Krämer: Es ist eine Solidaritätsaktion. Das ist eben nicht nur eine Frage von Geldmitteln, sondern es geht auch um einen lebendigen Austausch und Dialog. Wir wollen den Blick der Menschen in unserem Land auf die Situation in anderen Ländern weiten - vor allem auch darauf, wie Christen ihren Glauben andernorts leben. Es inspiriert unser kirchliches Leben in Deutschland, wenn wir sehen, dass die christliche Botschaft auch unter ganz anderen Bedingungen als in Deutschland Relevanz besitzt und Menschen Mut gibt, ihr Leben zu gestalten.

KNA: Gibt es etwas, das Sie speziell in diesem Jahr mit dem Monat der Weltmission erreichen möchten?

Krämer: Der Aufruf zur Solidarität gilt auch für uns in Deutschland. Zum Beispiel im Umgang mit der großen Zahl an Flüchtlingen, die zu uns kommen. Wir stehen in der Tat vor einer großen Herausforderung. Aber es ist auch eine große Chance, dass wir viel unmittelbarerer als bisher an globalen Problemen teilhaben und unseren Beitrag leisten können. Wir sollten unsere Verantwortung wahrnehmen und diese Chance nutzen!

 


Gottesdienst zum Weltmissionssonntag 2013 (missio)
Gottesdienst zum Weltmissionssonntag 2013 / ( missio )
Quelle:
KNA