Domian erhält Medienpreis der evangelischen Kirche

"Seelsorger der Nation"

Der WDR-Nachttalker Jürgen Domian wurde am Freitag mit dem Robert Geisendörfer Preis der evangelischen Kirche ausgezeichnet. Er will die Moderation der Sendung 2016 abgeben.

Moderator Jürgen Domian / © Henning Kaiser (dpa)
Moderator Jürgen Domian / © Henning Kaiser ( dpa )

Die evangelische Kirche hat am Freitag die diesjährigen Robert Geisendörfer Preise für herausragende Medienproduktionen vergeben. Ausgezeichnet wurden zwei Radio- und zwei TV-Produktionen sowie zwei Kinderprogramme. Die Preise sind mit insgesamt 30.000 Euro dotiert. Den undotierten Sonderpreis der Jury bekam der Night-Talker Jürgen Domian für seine Moderation von „Domian“ im WDR Fernsehen und im Radioprogramm 1Live.

Die Oldenburger Pastorin Andrea Schneider bezeichnete Domian in ihrer Laudatio als "Seelsorger der Nation". Die Nighttalk-Sendung sei ein "Unterhaltungs-Licht für alle, die in der trüben Alltagsnacht etwas Verrücktes hören oder erzählen wollen", sagte die Rundfunkbeauftragte der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF). In aller Routine von Zuhörtechnik und Rhetorik sei bei Domian "viel ehrliches Interesse, spontane Neugier, echtes Fragen spürbar". Die Sendung läuft seit 1995, Domian will die Moderation Ende 2016 abgeben.

Moderator überrascht

Domian äußerte Respekt für die Preisvergabe: „Die Jury hat einen Menschen ausgezeichnet, der nicht in der Kirche ist, der kein Christ ist und sich gelegentlich kirchenkritisch äußert“, sagte der 57-jährige Moderator. Die Auszeichnung habe ihn überrascht, bekannte Domian: "Ich habe zuerst gedacht: Das ist 'Versteckte Kamera'."

Als Jugendlicher sei er sehr überzeugter Christ gewesen, berichtete er. "Mit Anfang 20 brach mein Glaube innerhalb von wenigen Monaten zusammen." Auslöser sei die Lektüre der Philosophen Friedrich Nietzsche und Ludwig Feuerbach gewesen. Vor rund zehn Jahren habe er sich dem Zen-Buddhismus zugewandt und dadurch wieder einen Zugang zu christlichen Mystikern bekommen, erzählte Domian. Seit eine katholische Nonne in seiner Sendung angerufen habe, tausche er sich mit ihr bei regelmäßigen Treffen über Glaubensfragen aus.

Einen TV-Preis erhielt die Fernsehdokumentation "Sterben für Allah? Deutsche Gotteskrieger auf dem Weg nach Syrien" (ARD/HR). Die Jury erklärte, in "Sterben für Allah?" zeigten die Filmemacher Peter Gerhardt, Ilyas Mec und Ahmet Senyurt mit ihren gründlichen Recherchen, welch drängende Herausforderung die Radikalisierung junger Muslime sei. Ein weiterer TV-Preis ging an den VOX-Themenabend "Unsere Mütter, unsere Großmütter im Zweiten Weltkrieg", für den Julia Driesen-Rosenberg und Amrei Topcu verantwortlich waren.

Feature über Flüchtlingsunterkunft

An dem Hörspiel "Nicht genug" (Saarländischer Rundfunk) von Chris Ohnemus und Martin Zylka lobte die Jury, dass der Beitrag den Radiohörer mit auf eine letzte Reise nehme und dabei erzählerisch, klanglich und musikalisch überzeuge. Den zweiten Hörfunkpreis erhielt Marianne Weil für "Grandhotel für Alle!" (Deutschlandradio Kultur). Der Autorin sei es gelungen, ihr Feature über den Bau einer Flüchtlingsunterkunft rhythmisch feinfühlig zu komponieren, hieß es.

Die Kinderfernsehpreise gingen in diesem Jahr an die MDR-Produktion "Mohammed auf der Flucht" von Guido Holz und Eva-Maria Grewenig sowie an "Die Sendung mit dem Elefanten: Freundschaftsspecial" vom WDR. Das Porträt des traumatisierten Titelhelden Mohammed vermittele nachhaltig, was es bedeute, Flüchtling aus einem Kriegsgebiet zu sein. An der "Sendung mit dem Elefanten" gefiel der Jury, dass die Geschichten "auf zauberhaft beiläufige Weise" vermittelten, was Freundschaft sei. Stifter der Kinderfernsehpreise sind die Wolfgang und Gerda Mann Stiftung "Medien für Kinder" sowie die Evangelische Akademie Tutzing.

Der Robert Geisendörfer Preis wird seit 1983 jährlich im Gedenken an den christlichen Publizisten Robert Geisendörfer (1910-1976) verliehen. Mit dem Preis zeichnet die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) Hörfunk- und Fernsehsendungen aus allen Programmsparten aus, die das persönliche und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken und zur gegenseitigen Achtung der Geschlechter beitragen.

 


Quelle:
epd