Hilfswerke rufen zum Schutz indigener Völker auf

Naturschützer in Gefahr

Mehrere Hilfsorganisationen haben zum Tag der indigenen Völker am Sonntag zum Schutz für Ureinwohner aufgerufen. "Indigene Völker stehen für so viele Ansätze eines alternativen Lebens - das ist eine ungemeine Bereicherung", hieß es von Adveniat.

Vertreter indianischer Völker am 28.01.09 beim 9. Weltsozialforum im brasilianischen Belém (epd)
Vertreter indianischer Völker am 28.01.09 beim 9. Weltsozialforum im brasilianischen Belém / ( epd )

Der Leiter der Abteilung für Hilfsprojekte bei Adveniat, Thomas Wieland, sagte am Freitag in Essen, in allen Ländern Lateinamerikas seien die Lebensformen der indigenen Völker bedroht, fast immer "durch die Profitgier großer Wirtschaftskonzerne".

Das katholische Lateinamerika-Hilfswerk richte den Blick derzeit besonders auf die Not des Volkes der Wayuu im Nordosten Kolumbiens, dem buchstäblich das Wasser abgegraben werde. "Gerade mit dem Blick auf multinationale Konzerne sind wir auch in Deutschland für die Zukunft der Ureinwohner Lateinamerikas mitverantwortlich."

Seit 2001 habe der Bergbau in der Region vielen Menschen die Lebensgrundlage geraubt. Darüber hinaus litten die Menschen unter den immer länger dauernden Dürrephasen, so Adveniat. All das habe besonders im Nordosten Kolumbiens, abseits von den Blicken der Weltöffentlichkeit, eine humanitäre Krise ausgelöst. Adveniat hat nach eigenen Angaben 25.000 Euro zur humanitären Hilfe in der Region zur Verfügung gestellt.

Indigene Völker wollen die Natur schützen

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) verwies besonders auf die bedrohliche Lage für indigene Naturschützer. Wenn sie ihre Umwelt schützen oder ihre Landrechte einfordern wollten, brächten sie sich oftmals in Lebensgefahr, so die Organisation in Göttingen. Unbequeme Stimmen würden in etlichen Ländern durch Mord oder Schikanen zum Schweigen gebracht, sagte GfbV-Referentin Yvonne Bangert. Zugleich seien Angehörige indigener Völker zu entschlossenen Umwelt- und Klimaschützern geworden, weil sie auf eine intakte Natur angewiesen seien.

Die GfbV dokumentiert in einem am Freitag veröffentlichten Menschenrechtsreport, dass Konzerne und Regierungen der Industrienationen die Wirtschaftsentwicklung häufig höher bewerteten als Umweltschutz und Menschenrechte. Auf indigene Gemeinschaften werde wenig Rücksicht genommen. Weltweit gibt es Angaben der GfbV zufolge rund 5.000 indigene Völker mit etwa 450 Millionen Angehörigen. Für den Bericht hat die Organisation Beispiele aus zehn asiatischen, mittel- und südamerikanischen Ländern untersucht.

Indigene mit Internetanschluss ausrüsten

Die Menschenrechtsorganisation Survival International startete unterdessen das Projekt "Tribal Voice". Ziel sei es, isolierte indigene Gemeinden ohne Internet-Anschluss mit moderner Kommunikationstechnologie auszustatten, teilte die Organisation in London mit.

Die Völker der Guarani und der Yanomami in Brasilien seien bereits an der Initiative beteiligt. Dank der neuen Technik könnten sie einem weltweiten Publikum Video-Botschaften übermitteln, in denen sie von ihrem Kampf ums Überleben berichten. "Wenn wir illegale Goldgräber auf unserem Land antreffen oder wenn Außenseiter versuchen, uns zu töten, kann ich das jeden wissen lassen", sagte ein Mitglied der Yanomami-Gemeinde Rokoari im ersten veröffentlichten "Tribal-Voice"-Video.


Quelle:
KNA