UN-Konferenz soll Geldquellen für nachhaltige Entwicklung auftun

Ein Leben in Würde für alle

In Addis Abeba beraten Regierungsvertreter über neue Finanzquellen, um die Lebensverhältnisse in armen Ländern zu verbessern und die Umwelt nachhaltig zu schützen. Doch wer dafür wieviel zahlt, darüber wird noch gestritten.

Zeit für Mitmenschlichkeit (dpa)
Zeit für Mitmenschlichkeit / ( dpa )

Mehr Geld für den Kampf gegen Hunger, Armut, Krankheiten und Klimawandel: Mit Appellen für ein stärkeres finanzielles Engagement angesichts der großen Probleme der Menschheit hat am Montag in Addis Abeba die UN-Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung begonnen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief die Vertreter von rund 190 Staaten dazu auf, die historische Chance zur Überwindung der Armut und zur Bewahrung des Planeten zu ergreifen.

Versprechen dürften nicht nur auf dem Papier stehen, schrieb Ban den Delegierten ins Stammbuch und ermahnte sie zu Flexibilität und Kompromissbereitschaft. Notwendig sei eine globale Partnerschaft, um ein Leben in Würde für alle Menschen zu erreichen. Die Präsidentin von Liberia, Ellen Johnson-Sirleaf, rief zur Einheit auf. Es gebe nur eine Menschheit mit einem gemeinsamen Schicksal, sagte die Friedensnobelpreisträgerin.

Arme Länder und Privatunternehmen aufgerufen

Die Konferenz zielt nicht nur auf eine höhere Entwicklungshilfe der Industrienationen ab, sondern auch auf die Eigeninitiativen der armen Länder und die Beiträge von Privatunternehmen. Zu den Streitpunkten in Addis Abeba gehören auch Schritte gegen Steuerflucht und eine Reform des internationalen Finanzsystems.

Auch der äthiopische Premier Hailemariam Desalegn beschwor das Ziel, eine Welt frei von Armut zu schaffen. Der Privatsektor spiele in der Entwicklungspolitik zunehmend eine Schlüsselrolle, sagte er vor den Delegierten. Die Auslandsinvestitionen seien bereits vier Mal so hoch wie die staatliche Entwicklungshilfe und die Rücküberweisungen von Migranten drei Mal so hoch. Dennoch müssten die Industrieländer ihre Hilfe erhöhen.

Deutscher Entwicklungsminister ruft zum Kampf gegen Korruption auf

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) rief Entwicklungs- und Schwellenländer zu einer stärkeren Bekämpfung der Korruption auf.

Deutschland unterstütze Staaten in Afrika, Asien und Lateinamerika, die Partnerländer müssten aber auch selbst ihre Anstrengungen für Korruptionsbekämpfung, gute Regierungsführung und den Schutz der Menschenrechte verstärken, sagte Müller, der am Montag an den Beratungen in der äthiopischen Hauptstadt teilnahm. Dies fördere Wirtschaftswachstum und eröffne Perspektiven für junge Menschen.

Ringen um globale Nachhaltigkeitsziele

Die viertägige Konferenz soll die finanzielle Grundlage schaffen für die völlige Überwindung von Hunger und extremer Armut bis 2030 sowie mehr soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz. Dies ist in globalen Nachhaltigkeitszielen formuliert, die von der Staatengemeinschaft im September beschlossen werden sollen.

Entwicklungsorganisationen sehen die Glaubwürdigkeit der Regierungen gefordert. "Auf der Konferenz wird entschieden, wie viel der Welt globale Gerechtigkeit wert ist", sagte Bernd Bornhorst, Vorstandsvorsitzender des Verbandes Entwicklungspolitik, der mehr als 120 private und kirchliche Organisationen vertritt. Entscheidend sei, dass alle Industriestaaten endlich 0,7 Prozent ihres Bruttonationaleinkommens für Entwicklungshilfe einsetzen. In Deutschland sind es 0,4 Prozent. Zugleich warnten Initiativen vor einer neuen Schuldenkrise.

Erlassjahr warnt vor neuer Schuldenkrise

"Bereits jetzt haben 83 Entwicklungs- und Schwellenländer ein Überschuldungsproblem", sagte Kristina Rehbein, politische Referentin des Bündnisses erlassjahr.de in Düsseldorf. "Glaubhafte Entwicklungsziele können nur verabschiedet werden, wenn der Abfluss finanzieller Ressourcen aus diesen Ländern auf ein tragfähiges Maß reduziert wird."

Weil Entwicklungshilfe oft als Kredit gewährt werde, wachse der Schuldenberg, mahnte das Bündnis. Der gesamte Schuldendienst aller Entwicklungs- und Schwellenländer betrug den Angaben zufolge im Jahr 2013 rund 680 Milliarden US-Dollar. Zum Vergleich: Die jährliche Entwicklungshilfe der Industriestaaten machte insgesamt 137 Milliarden US-Dollar aus.


Quelle:
epd