Kardinal Marx: Religion für solidarische Gesellschaft

Quelle der Demokratie

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, sieht in Religionen unverzichtbare Kräfte zur Gestaltung einer gerechten Gesellschaft. Bei Wertedebatten oder dem Eintreten für Solidarität brauche der Staat die Religionen.

Reinhard Kardinal Marx (dpa)
Reinhard Kardinal Marx / ( dpa )

Die soziologische These, wonach die Bedeutung von Religion in der modernen Gesellschaft immer weiter schwinde, sei widerlegt. "In vielen aktuellen gesellschaftspolitischen Diskussionen wird vielmehr deutlich, dass der Staat es nicht alleine regeln kann, sondern die Kraft der Religionen braucht - etwa bei Wertedebatten oder beim Eintreten für Solidarität und Dialog", sagte Marx am Dienstagabend beim Empfang der Kirchen für die Obersten Bundesgerichte in Karlsruhe. Als Beispiele verwies er auf die Diskussionen um Sonntagsschutz, Familienbild und Homo-Ehe oder Sterbehilfe.

"Wenn wir über das Schlüsselthema der Zukunft unserer Demokratie sprechen, müssen wir uns auch immer neu bewusst machen, aus welchen Quellen diese schöpft", forderte Marx. Dazu gehöre vor allem das Christentum. Er wolle nicht in einer Gesellschaft leben, so der Kardinal, in der nur der "Imperativ des ökonomischem Gewinns und der technischen Machbarkeit gilt".

Marx: Einsatz für Frieden auch international

Marx rief die christlichen Kirchen auf, sich auch international stärker für Frieden und Versöhnung einzusetzen. Gerade jetzt sei in Europa ein neues Miteinander dringend nötig. "Es darf keinen Rückfall in alte nationalistische Gegensätze geben."

Mit Blick auf den Ukraine-Konflikt sagte Marx, der Weg zum Frieden sei weit: "Wie lange wird es dauern, bis es dort ein gemeinsames Gedenken für die Gefallenen auf beiden Seiten oder einen Versöhnungskongress geben wird?" Er betonte die große friedensstiftende Kraft der Kirchen. Sie habe sich etwa bei der polnisch-deutsche Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg gezeigt, die von den Kirchen beider Länder entscheidend vorangebracht worden sei.

Burger: Eintreten für unantastbare Würde des Menschen

Traditionell laden die katholische und die evangelische Kirche in Baden-Württemberg einmal im Jahr Richter und Anwälte des Bundesverfassungsgerichts und des Bundesgerichtshofs zu einem Empfang ein. Gastgeber waren in diesem Jahr erstmals der Freiburger Erzbischof Stephan Burger und der badische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh. Beide würdigten das Forum als wichtigen Ort des Dialogs.

Burger verurteilte zudem den Missbrauch von Religion als Rechtfertigung für Gewalt und Terror. "Die barbarischen terroristischen Grausamkeiten haben uns in den vergangenen Monaten immer wieder fassungslos gemacht." Aufgabe von Religionen sei es, für die unantastbare Würde jedes Menschen einzutreten.


Quelle:
KNA