Sozialpfarrer: Griechische Wirtschaft braucht Hilfe

Duisburger Schablone

Der Strukturwandel im Ruhrgebiet kann nach Ansicht des Duisburger Sozialpfarrers Jürgen Widera als Vorbild für das krisengeschüttelte Griechenland dienen. Widera hat vor Kurzem Thessaloniki besucht.

Autor/in:
Michael Bosse
Athen (dpa)
Athen / ( dpa )

"Wir haben hier den Strukturwandel vernünftig gemeistert, weil es Strukturhilfe von EU, Bund und Land gab", sagte der Pfarrer vom Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt Duisburg/Niederrhein (KDA). Ohne diese Investitionen und Finanzmittel wäre der soziale Umbruch in der Region dagegen "fürchterlich geworden".

Der Duisburger Theologe hatte im Mai mit einer 16-köpfigen Delegation für fünf Tage die zweitgrößte griechische Stadt, Thessaloniki, besucht und sich bei Unternehmen, Gewerkschaften und Vertretern der Regierungspartei Syriza über die aktuelle Situation informiert.

Mehr Hilfe für Betriebe

Widera fordert eine stärkere finanzielle Unterstützung der griechischen Wirtschaft. Die bislang gewährten Kredite seien zu etwa 90 Prozent in die Rettung von Banken geflossen und zu wenig zur Rettung von Betrieben und Unternehmen genutzt worden, mahnte er.

Etwa 1.800 Fabriken in dem südeuropäischen Land lägen brach, viele kleine und mittelständische Unternehmen seien pleitegegangen. Breite Bevölkerungsschichten seien durch den Sparkurs der vergangenen Jahre verarmt.

Dabei gebe es auf lokaler und regionaler Ebene durchaus Initiativen, die einen Betrieb trotz größter Schwierigkeiten weiterführten, sagte Widera. So besuchten die KDA-Vertreter etwa eine Seifenfabrik, die nach einer Pleite in Eigenregie betrieben wird.

Von Duisburger Insolvenz lernen

Hier wolle man Kontakte zu einer Schiffswerft im Duisburger Stadtteil Ruhrort vermitteln, die nach einer Insolvenz ebenfalls durch die Selbstverwaltung der Belegschaft überlebt.

Neben den Finanztransfers ist Widera zufolge aber auch eine Verwaltungsreform dringend geboten. Die Bürokratie in Griechenland sei ein "Riesenhemmnis" für Unternehmensgründungen und Investitionen, kritisierte der Sozialpfarrer. Die neue, linke Syriza-Regierung werde von vielen Bürgern als "letzte Chance" angesehen. Was das Land jetzt brauche, sei eine Perspektive für Wachstum und Beschäftigung. Eine Politik, die sich nur auf Aufrufe zur Sparpolitik beschränke, helfe dem Land nicht mehr weiter, sagte Widera.


Jürgen Widera (dpa)
Jürgen Widera / ( dpa )
Quelle:
epd