Skandal um Gelsenkirchener Jugendamt: Kinderschutzbund auch beteiligt

Wer bereicherte sich an Unterbringung von Kindern?

Der Deutsche Kinderschutzbund (DKSB) hat eingeräumt, in den Gelsenkirchener Jugendamtsskandal verwickelt zu sein. Der örtliche Verband war an der Unterbringung von Kindern bei "Neustart" in Ungarn beteiligt, hieß es vom DKSB-Landesverband.

Das Jugendamt in Gelsenkirchen (dpa)
Das Jugendamt in Gelsenkirchen / ( dpa )

Um welche Kosten es gehe, werde geprüft. Der Gelsenkirchener Jugendamtsleiter Alfons Wissmann und sein Stellvertreter Thomas Frings stehen im Verdacht, sich mit der von ihnen gegründeten Einrichtung "Neustart" bereichert zu haben. Die Behörde soll laut ARD-Sendung "Monitor" gezielt immer mehr Jugendliche in das katholische St.-Josef-Heim in Gelsenkirchen geschickt haben. Als Gegenleistung habe das Heim Jugendliche von anderen Jugendämtern nach Ungarn geschickt. Die Staatsanwaltschaft Essen ermittelt laut einem Sprecher in der Sache, bislang aber noch gegen unbekannt und damit gegen keine konkrete Personen.

Der Kinderschutzbund Gelsenkirchen und der Landesverband haben nach eigenen Angaben Frings aufgefordert, sein Amt als Vizevorsitzender im DKSB-Ortsverband ruhen zu lassen, bis die Sachlage eindeutig geklärt sei. Ob und in welchem Umfang er persönliche Interessen bei seiner Arbeit für den Kinderschutzbund verfolgt habe, werde jetzt geprüft.

Rolle des St.-Josef-Heims unklar

Der Kinderschutzbund schloss nach eigenen Angaben bereits am 15. Dezember 2004 einen Leistungsvertrag mit der "Neustart"-Einrichtung. Danach verpflichtete sich der DKSB, für alle betreuten Kinder im Ausland eine Haftpflichtversicherung abzuschließen. Der Vertrag offenbart auch eine Schlüsselrolle des St.-Josef-Heims. Darin heißt es, dass "Neustart" "nach den fachlichen Vorgaben" der für die Hilfeplanung verantwortlichen Heimmitarbeiter arbeite. Deren Letztverantwortlichkeit und Weisungsbefugnis sei von "Neustart" zu akzeptieren.

Nach einem Bericht von Radio Emscher Lippe soll das St.-Josef-Heim dem Jugendamt in Gladbeck in fünf Fällen vorgeschlagen haben, Jugendliche bei "Neustart" unterzubringen. Zudem weise ein Flyer klar aus, dass die Maßnahmen in Ungarn über den deutschen Kooperationspartner "St. Josef in Gelsenkirchen" angeboten würden. Gegenüber dem WDR erklärte das Jugendamt Gladbeck: "Unser Ansprechpartner" bei der Unterbringung von Jugendlichen in dem ungarischen Heim "war St. Josef".

Eine Erklärung des Heimträgers, der Sankt Augustinus Gelsenkirchen Gesellschaft, wird erwartet. Sie hatte betont, dass kein Zusammenhang zwischen Auslandsaufenthalten und der Belegung im Kinderheim existiere. Zudem habe die Hilfeeinrichtung St. Josef keine Entscheidungsbefugnis darüber, ob die ihr anvertrauten Jugendlichen an Auslandsaufenthalten teilnehmen.


Quelle:
KNA