Misereor fordert mehr Geld für syrische Flüchtlinge

Schulen überfüllt, Lebensmittel teuer

Anlässlich der dritten Geberkonferenz für Syrien hat das katholische Hilfswerk Misereor mehr Hilfen für Flüchtlinge gefordert. Die Nachbarländer Syriens, die die größte Zahl an Flüchtlingen aufnähmen, bräuchten weiterhin Unterstützung.

Syrische Flüchtlinge im Libanon (dpa)
Syrische Flüchtlinge im Libanon / ( dpa )

Die Nachbarländer stießen im fünften Jahr des Bürgerkriegs an die Grenzen ihrer Möglichkeiten, sagte Misereor-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon am Montag in Aachen. "Die Not der Menschen in Syrien und derjenigen, die in die Nachbarländer geflüchtet sind, ist unbeschreiblich."

Der Libanon habe inzwischen die weltweit höchste Pro-Kopf-Flüchtlingsrate, so Bröckelmann-Simon, der mehrmals zu Besuchen in der Region war. Ein Drittel der libanesischen Einwohner seien Flüchtlinge aus Syrien. Dadurch seien etwa die Versorgungssysteme überlastet. "Krankenhäuser und Schulen sind überfüllt, die Preise für Lebensmittel und Mieten steigen stetig."

Zeugnisse der Mitmenschlichkeit

Ohne die Solidarität der Menschen im Libanon würden die Flüchtlinge die Situation nicht überleben, sagte Bröckelmann-Simon im Gespräch mit domradio.de. Er sei bei Reisen dorthin jedesmal beeindruckt von den Zeugnissen der Mitmenschlichkeit. "Davon könnten wir uns jede Menge Scheiben abschneiden."

Am Dienstag treffen sich mehr als 70 Staaten zu einer großen Syrien-Geberkonferenz . Mit dem dort eingesammelten Geld sollen sowohl syrische Flüchtlinge im Ausland als auch Notleidende im Land selbst unterstützt werden.

Hilfsorganisationen versprechen Hilfen in dreistelliger Millionenhöhe

Bereits am Montag sagten Internationale Hilfsorganisationen notleidenden Syrer mehr als 500 Millionen Dollar (rund 460 Millionen Euro) zu. Das versprachen sie auf einer Geberkonferenz von Nichtregierungsorganisationen in Kuwait. Hilfsorganisationen aus Kuwait wollen 90 Millionen Euro geben, aus anderen Ländern stammen 418 Millionen Dollar.

Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR braucht nach eigenen Angaben 8,4 Milliarden Dollar (7,7 Milliarden Euro), um den Menschen helfen zu können. Demnach sind 3,9 Millionen Syrer in Nachbarländer geflohen. In Syrien selbst brauchen rund zwölf Millionen Menschen Hilfe.

Die Welternährungsorganisation FAO teilte mit, sie benötige dringend 121 Millionen Dollar an Hilfsgeldern. Seit Ausbruch des Bürgerkriegs vor vier Jahren seien in Syrien 50 Prozent des Tierbestandes verloren gegangen und die Getreideernte um die Hälfte gesunken. Rund zehn Millionen Menschen bräuchten Lebensmittelhilfen.

Drei starke Kräfte im syrischen Bürgerkrieg

Anhänger der mit Al-Kaida verbündeten Nusra-Front haben am Sonntag die nordsyrische Stadt Idlib erobert. Die Islamisten hätten die Kontrolle über das gesamte Stadtgebiet gehabt, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Nur vereinzelt hätten Soldaten des Regimes von Präsident Baschar al-Assad außerhalb der Stadt noch geschossen. Idlib gilt als wichtige Verbindungsstelle zwischen der syrischen Hauptstadt Damaskus und dem hartumkämpften Aleppo im Norden des Landes.

Die Einnahme der Stadt gelang, nachdem sich vor einer Woche Rebellen in Nordsyrien mit der Nusra-Front zu einem Militärbündnis vereint hatten. Die Extremisten konnten so ihre Stellung gegenüber moderateren Gruppen sowie der ebenfalls in Syrien kämpfenden Terrormiliz Islamischer Staat (IS) deutlich ausbauen. Die Nusra-Front gilt mittlerweile neben dem Assad-Regime und der Terrormiliz Islamischer Staat als drittstärkste Kraft im syrischen Bürgerkrieg.

 


Quelle:
KNA , dpa