Internationale Konferenz zur Ebola-Epidemie

"Keine voreilige Entwarnung geben"

Auf den Ebola-Ausbruch hat sie viel zu spät reagiert. Jetzt will die internationale Gemeinschaft Westafrika zumindest beistehen, bis das Virus ganz besiegt ist. In Brüssel berieten sich Vertreter aus rund 70 Ländern auf einer Konferenz.

Konferenz zur Ebola-Epidemie  (dpa)
Konferenz zur Ebola-Epidemie / ( dpa )

Die internationale Gemeinschaft hat den Ländern Westafrikas versprochen, sie trotz sinkender Krankenzahlen weiter intensiv im Kampf gegen die Ebola-Epidemie zu unterstützen. "Wir werden unsere Hilfe fortsetzen, bis wir den Kampf gegen Ebola gewonnen haben", sagte der Präsident der EU-Kommission, Jean-Claude Juncker, in Brüssel. Die EU-Kommission hatte als Schirmherrin einer Konferenz auf Regierungsebene dort mehr als 600 Gäste aus rund 70 Ländern empfangen. Die Teilnehmer des Treffens kamen darin überein, die grenzüberschreitende Entsendung von Ärzten, Laboranten und anderen Helfern fortzusetzen, bis die Zahl der Neuinfektionen auf Null gesunken sei.

Trotz sinkender Zahlen keine Entwarnung

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO sind in der Woche vom 15. bis 22. Februar in Sierra Leone, Liberia und Guinea offiziell 99 neue Ebola-Fälle aufgetreten. Das ist erheblich weniger als beispielsweise vom 2. bis 9. November, als 1.056 neue Infektionen gemeldet wurden. Expertenorganisationen wie etwa "Ärzte ohne Grenzen" warnen jedoch dringlich vor nachlassenden Bemühungen, weil es sonst Rückfälle geben könne. Gerade in der Region um Freetown, der Hauptstadt Sierra Leones, sei die Zahl der Neuinfektionen weiterhin alarmierend, unterstreicht "Ärzte ohne Grenzen."

Insgesamt sind in den drei Ländern bisher nach amtlichen Zahlen 9.714 Menschen gestorben, die Dunkelziffer wird weit höher geschätzt. Die EU-Kommission will dafür sorgen, dass die bisher zugesagten Gelder flexibler eingesetzt werden, sodass die Hilfe beispielsweise schneller in ländliche Gebiete gelangen kann. Neue Hilfszusagen kamen unter anderem vom Internationalen Währungsfonds IWF. Demnach soll Sierra Leone zusätzliche zinsfreie Kredite in Höhe von 158 Millionen US-Dollar (141 Millionen Euro) und einen Schuldenerlass in Höhe von 29 Millionen US-Dollar (rund 26 Millionen Euro) bekommen. Auch Liberia und Guinea haben schon mehrfach IWF-Hilfen erhalten.

Nicht nur medizinische Hilfe notwendig

Deutschland will sich künftig unter anderem beim Ausbau des Gesundheitssystems und für ein besseres Krisenmanagement engagieren. Wie eine Sprecherin der EU-Kommission sagte, blickt die Behörde mit Hoffnung auf die Forschungsaktivitäten über Ebola-Medikamente. Vor kurzem hatte ein mit EU-Geldern unterstütztes Forscherteam gemeldet, dass das Präparat "Favipiravir" ein wirksames Mittel gegen Ebola im Frühstadium sein könnte. Der EU-Entwicklungskommissar Neven Mimica stellte am Rand der Ebola-Konferenz einen Labor-LKW vor, der in Westafrika eingesetzt werden soll, um dort Fachkräfte in der Diagnose hochgefährlicher Krankheitserreger auszubilden.

Die Präsidentin Liberias, Ellen Johnson-Sirleaf, gab allerdings zu bedenken, dass es bei der Ebola-Hilfe für Westafrika längst nicht nur um Aktivitäten medizinischer Art gehe. Die Wirtschaft in den drei Ländern sei gewaltig eingebrochen, auch wenn es inzwischen wieder kleine Lichtblicke gebe. "Am besten könnten wir uns auf der Grundlage eines regionalen Plans erholen", sagte sie. "Wir haben kleine Märkte und große Infrastruktur-Defizite - wir brauchen eine beträchtliche Unterstützung von Geberländern." Vielleicht sei sogar ein Marshallplan vonnöten, wie ihn etwa die Weltbank vorgeschlagen habe, sagte Johnson-Sirleaf.

Und längst nicht nur Westafrika braucht Unterstützung. Lebensbedrohliche Epidemien wie Ebola drohen nach einem Bericht der Kinderrechtsorganisation "Save the Children" künftig in fast 30 Ländern. Der Studie zufolge haben 28 Staaten ein noch schwächeres Gesundheitssystem als Liberia. Diese Staaten hätten ein hohes Risiko für eine explosionsartige Ausbreitung von Epidemien, heißt es in dem Bericht. Am Ende der Rangliste stehen Haiti, Afghanistan, Nigeria, der Tschad und Somalia.


Quelle:
epd