Domdechant Kleine zu Pegida

Zeichen für Toleranz setzen

Ein dunkler Dom als Zeichen gegen "Pegida": Für diese Aktion gab es viel Lob, aber auch Proteste. Der Kölner Domdechant Monsignore Robert Kleine erklärt im domradio.de-Interview, wie künftig ein Zeichen gesetzt werden könnte.

Msgr. Robert Kleine  (KNA)
Msgr. Robert Kleine / ( KNA )

domradio.de: Das Erzbistum Köln bezieht ja klar Stellung gegen Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit. Ein sichtbares Zeichen war zuletzt, dass Sie die Beleuchtung des Kölner Doms ausgeschaltet haben, um Pegida die Kulisse zu nehmen. Das hat nicht allen gefallen, da hat es zum Teil heftige Reaktionen gegeben, oder?

Kleine: Ja, leider. Und für mich unverständlicherweise. Auch von Gläubigen, die gemeint haben, dass der Dom und das Domkapitel sich doch auch auf die Seite der Demonstranten stellen müsste. Aber da haben wir eine ganz klare Haltung im Kapitel. Ich kann nicht pauschalisieren, ich kann nicht eine ganze Religion beurteilen und verurteilen.

Natürlich gilt es, alle Exzesse und vor allem natürlich auch die Terroranschläge zu verurteilen. Aber ich kann nicht sagen, wir sind grundsätzlich gegen den Islam oder es gibt eine Islamisierung. Das ist wirklich pauschal und da stellen wir uns quer. Und da wollte der Dom keine leuchtende Kulisse für eine Demonstration bieten, die am Ende ja gar nicht am Roncalliplatz angekommen ist.

domradio.de: Und was entgegnen Sie Leuten, die jetzt sagen, unter diesen Umständen möchte ich jetzt nicht mehr Katholik sein?

Kleine: Die sollten einmal in die Bibel hineinschauen. Ich muss das so offen sagen. Unser Glaube spricht davon, dass alle Menschen Geschöpfe Gottes sind. Ich habe das auch an einigen Texten des Vatikanischen Konzils deutlich gemacht. Das ist gar keine aktuelle Stellungnahme der Kirche oder des jetzigen Papstes. Sondern, dass jeder Mensch ein Kind Gottes ist und das Konzil sagt, nur wer Menschen liebt, liebt auch Gott. Deshalb kann ich die Menschen nicht verurteilen. Denken wir am Ende sogar daran, ganz weit gedacht, dass Jesus sagt, "Du sollst deinen Feind lieben". Also auch der, der mein Gegner ist und auf jeden Fall Menschen, mit denen ich vielleicht gar nichts zu tun habe. Die nur eine andere Religion haben als ich.

domradio.de: Am Mittwoch ist wieder eine Pediga-Demonstration in Köln angekündigt. Gleichzeitig soll auch eine Gegenveranstaltung stattfinden. Werden da Kirchenvertreter, werden Sie persönlich dabei sein? 

Kleine: Ich werde mit dabei sein, wie bei der ersten Demonstration. Und ich hoffe, dass viele christlichen Glaubens mit dabei sind, viele Katholikinnen und Katholiken unserer Stadt, um zu sagen, dass, was bei Pegida vermengt wird, das ist eine Vermischung zwischen Nationalismus und einer gewissen Politikverdrossenheit.

Wenn ich an Dresden denke, in der Diözese Dresden-Meißen und in den Städten gibt es ungefähr drei Prozent Katholiken und etwas mehr evangelische Christen. Aber die meisten haben keinen christlichen Hintergrund und da werden dann Kreuze schwarz-rot-gold angestrichen und man will das christliche Abendland verteidigen, das ist in meinen Augen schon ein wenig pervers.

domradio.de: Wie sieht es aus in Sachen Kölner Dom? Wird er wieder dunkel sein?

Kleine: Das Kölner Domkapitel hat heute seine Sitzung im Januar und wir werden darüber sprechen. Das war ein sehr beredtes Zeichen das Ausschalten des Domes bei der ersten Demonstration. Ein Zeichen hat auch nur eine Wirkung, wenn es sehr massiv kommt. Und ich denke, dass wir auf dieser Ebene nicht weiter fahren, denn das würde die Demonstranten noch mehr aufwerten. Dann würde demnächst jeden Tag eine Pegida-Demonstration angekündigt und wir könnten nicht mehr das Licht anlassen.

Hier ist es jetzt so, wir werden einmal ausgeschaltet haben. Wir werden aber morgen ein Zeichen setzen für das, wofür das Christentum steht, nämlich die Religionsfreiheit, die Toleranz  und die Achtung untereinander. 

Das Interview führte Hilde Regeniter.


Quelle:
DR